Worum es hier geht:
- Wir suchen ja immer nach Ideen, wie man Schülern bei Deutscharbeiten das Leben erleichtern kann.
- Hier ist wieder eine:
- Folgende Situation: Es ist eine Lektüre behandelt worden – ein Roman, ein Drama oder etwas Ähnliches – es muss nur ein bisschen umfangreich sein.
- Wenn dann in der Klausur eine bestimmte Textstelle analysiert werden soll, muss die immer erst mal eingeordnet werden.
- Unser schon häufig geäußerter Tipp: Nicht nach dem Motto „Was bisher geschah?“ Sondern: Was muss man wissen, um diese Textstelle richtig analysieren zu können.
- Das Zauberwort heißt „Vor-aus-Setzungen“: Das heißt: Was ist in der Lektüre schon vorher präsentiert worden, was mit dem Inhalt der Analyse-Textstelle etwas zu tun hat.
- Und der Zauberstab zum Zauberwort ist eine Liste, die den Inhalt der Lektüre so auf einer Seite unterbringt, dass man schnell das Passende findet.
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Probieren wir das bei Goethes „Werther“ mal aus …
- EB 5ff: Brief 1: 4. Mai 1771: Rückblick im Brief auf eine Art Flucht in Natur und Einsamkeit
- Werther schreibt an seinen Freund
- In Geschäften seiner Mutter unterwegs,
- Froh, weg zu sein
- Rückblick: Probleme mit einer Beziehung
- Distanz zum städtischen Leben, Freude an Natur und Einsamkeit.
- EB 6: Brief 2: 10. Mai 1771: Begeistertes Versinken in der Herrlichkeit der Natur
- fühlt sich wohl, ganz versunken in der Natur
- fühlt die Gegenwart des Allmächtigen
- erliegt geradezu „der Herrlichkeit dieser Erscheinungen“ (EB8)
- EB7: Brief 3: „Am 12. Mai“: Werbendes Patriarchengefühl an einem Brunnen
- An einem Brunnen
- genießt er den Anblick von Wasser holenden Mädchen
- und fühlt sich dabei wie einer der Patriarchen, die dort Bekanntschaften gemacht haben.
- EB9: Brief 4: „Am 13. Mai“: Werther will mit der Homer-Lektüre Ruhe in sich selbst finden
- Werther will keine Bücher geschickt bekommen.
- Er meint, keine Anleitung mehr zu brauchen, alles aus sich selbst heraus zu schaffen (Geniekult)
- Ihm reicht die vom alten Griechen Homer erzählte Sage von den Abenteuern des Odysseus.
- Hier will er „Ruhe“ finden – Hinweise auf den früheren Wechsel seiner Gefühle.
- EB9: Brief 5 „Am 15. Mai“:
- Kontakt mit den „geringen Leuten“ des Ortes
- Überlegungen zur Überschreitung der Standesschranken
- Beispiel: hilft einem Dienstmädchen am Brunnen
- EB10: Brief 6 „Den 17. Mai“: Distanz zur normalen Gesellschaft, erste Erwähnung von Lotte
- „allerlei Bekanntschaft gemacht, Gesellschaft […] noch keine gefunden“
- Distanzierte Betrachtung des einförmigen Arbeitslebens der anderen Menschen
- Trauer um eine verstorbene Freundin
- Hinweis auf einen „fürstlichen Amtmann“ und den guten Ruf „seiner ältesten Tochter“ (-> Lotte)
- EB12: Brief 7: „Am 22. Mai“: Spannung zwischen normalem und kindlich-menschlichem Leben
- Klage über das normale Leben mit seinen Einschränkungen
- „Ich kehre in mich selbst zurück und finde eine Welt.“
- Glück = „gleich den Kindern in den Tag hinein leben“ – Konzentration auf das eigene Menschsein
- EB13: Brief 8: „Am 26. Mai“: In Wahlheim – Zeichnen nach der Natur – gegen Kunstregeln
- Wahlheim wird, wieder Name schon sagt, zu einem Lieblingsort für Werther.
- Dort entdeckt er – im Zusammenhang mit Kindern – auch sein faible für schnelle Zeichnungen nach der Natur.
- Das bedeutet gleichzeitig eine Distanzierung von Kunstregeln, wie sie für frühere Zeiten typisch waren.
- Beispiel Liebe: gegen den „Philister“ – für das „Genie“
- EB16: Brief 9 „Am 27. Mai“ Begeisterung angesichts der glücklichen Gelassenheit eines einfachen Menschen
- Rückblende auf ein Erlebnis mit der Tochter des Schulmeisters, der Mutter der Kinder
- Lob eines „Geschöpfs, das in glücklicher Gelassenheit den engen Kreis seines Daseins hingeht“
- entwickelt eine engere Beziehung zu den Kindern, die er oft trifft
- EB18: Brief 10: „Am 30. Mai“: Ein Bauernbursche mit seiner reinen Liebe zu einer älteren Witwe
- Gespräch mit einem Bauernburschen, der von ganzem Herzen eine ältere Witwe liebt
- Werther verzichtet darauf, die Frau sich selbst anzusehen, er möchte sie im Gedächtnis „durch die Augen ihres Liebhabers“ sehen
- EB19: Brief 11: „Am 16. Junius“: Kennenlernen und Hingerissen-Sein von Lotte
- Werther lernt Lotte auf einem Ball näher kennen
- „eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht“ (19)
- wird gewarnt, sich in Lotte zu verlieben, die „schon vergeben“ (21) sei.
- Nach der Rückfahrt: „ich stieg aus dem Wagen wie ein Träumender“ (25/26)
- Egoistischer Schwur, dass ein Mädchen, „auf das ich Ansprüche hätte, mir nie mit einem anderen walzen sollte als mit mir, und wenn ich darüber zugrunde gehen müsste.“
- Gemeinsames Gewitter-Erlebnis mit Gedanken an Klopstock: „Ich ertrug’s nicht, neigte mich auf ihre Hand und küsste sie unter Tränen.“ (30)
- EB30: Brief 12: „Am 19. Junius“: Werther verliert sich in seiner Gemeinsamkeit mit Lotte
- Werther berichtet von der gemeinsamen Heimfahrt.
- Lotte erlaubt ihm, am nächsten Tag wieder zu kommen.
- „die ganze Welt verliert sich um mich her.“
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Die Leiden des jungen Werther
https://textaussage.de/werther-themenseite
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos