Goethes „Werther“ – so kann man eine Textstelle schnell finden oder einordnen (Mat2865)

Worum es hier geht:

  • Wir suchen ja immer nach Ideen, wie man Schülern bei Deutscharbeiten das Leben erleichtern kann.
  • Hier ist wieder eine:
  • Folgende Situation: Es ist eine Lektüre behandelt worden – ein Roman, ein Drama oder etwas Ähnliches – es muss nur ein bisschen umfangreich sein.
  • Wenn dann in der Klausur eine bestimmte Textstelle analysiert werden soll, muss die immer erst mal eingeordnet werden.
  • Unser schon häufig geäußerter Tipp: Nicht nach dem Motto „Was bisher geschah?“ Sondern: Was muss man wissen, um diese Textstelle richtig analysieren zu können.
  • Das Zauberwort heißt „Vor-aus-Setzungen“: Das heißt: Was ist in der Lektüre schon vorher präsentiert worden, was mit dem Inhalt der Analyse-Textstelle etwas zu tun hat.
  • Und der Zauberstab zum Zauberwort ist eine Liste, die den Inhalt der Lektüre so auf einer Seite unterbringt, dass man schnell das Passende findet.

Probieren wir das bei Goethes „Werther“ mal aus …


  • EB 5ff: Brief 1: 4. Mai 1771: Rückblick im Brief auf eine Art Flucht in Natur und Einsamkeit
  • Werther schreibt an seinen Freund
  • In Geschäften seiner Mutter unterwegs,
  • Froh, weg zu sein
  • Rückblick: Probleme mit einer Beziehung
  • Distanz zum städtischen Leben, Freude an Natur und Einsamkeit.
  • EB 6: Brief 2: 10. Mai 1771: Begeistertes Versinken in der Herrlichkeit der Natur
  • fühlt sich wohl, ganz versunken in der Natur
  • fühlt die Gegenwart des Allmächtigen
  • erliegt geradezu „der Herrlichkeit dieser Erscheinungen“ (EB8)
  • EB7: Brief 3: „Am  12. Mai“: Werbendes Patriarchengefühl an einem Brunnen
  • An einem Brunnen
  • genießt er den Anblick von Wasser holenden Mädchen
  • und fühlt sich dabei wie einer der Patriarchen, die dort Bekanntschaften gemacht haben.
  • EB9: Brief 4: „Am 13. Mai“: Werther will mit der Homer-Lektüre Ruhe in sich selbst finden
  • Werther will keine Bücher geschickt bekommen.
  • Er meint, keine Anleitung mehr zu brauchen, alles aus sich selbst heraus zu schaffen (Geniekult)
  • Ihm reicht die vom alten Griechen Homer erzählte Sage von den Abenteuern des Odysseus.
  • Hier will er „Ruhe“ finden – Hinweise auf den früheren Wechsel seiner Gefühle.
  • EB9: Brief 5 „Am 15. Mai“:
  • Kontakt mit den „geringen Leuten“ des Ortes
  • Überlegungen zur Überschreitung der Standesschranken
  • Beispiel: hilft einem Dienstmädchen am Brunnen
  • EB10: Brief 6 „Den 17. Mai“: Distanz zur normalen Gesellschaft, erste Erwähnung von Lotte
  • „allerlei Bekanntschaft gemacht, Gesellschaft […] noch keine gefunden“
  • Distanzierte Betrachtung des einförmigen Arbeitslebens der anderen Menschen
  • Trauer um eine verstorbene Freundin
  • Hinweis auf einen „fürstlichen Amtmann“ und den guten Ruf „seiner ältesten Tochter“ (-> Lotte)
  • EB12: Brief 7: „Am 22. Mai“: Spannung zwischen normalem und kindlich-menschlichem Leben
  • Klage über das normale Leben mit seinen Einschränkungen
  • „Ich kehre in mich selbst zurück und finde eine Welt.“
  • Glück = „gleich den Kindern in den Tag hinein leben“ – Konzentration auf das eigene Menschsein
  • EB13: Brief 8: „Am 26. Mai“: In Wahlheim – Zeichnen nach der Natur – gegen Kunstregeln
  • Wahlheim wird, wieder Name schon sagt, zu einem Lieblingsort für Werther.
  • Dort entdeckt er – im Zusammenhang mit Kindern – auch sein faible für schnelle Zeichnungen nach der Natur.
  • Das bedeutet gleichzeitig eine Distanzierung von Kunstregeln, wie sie für frühere Zeiten typisch waren.
  • Beispiel Liebe: gegen den „Philister“ – für das „Genie“
  • EB16: Brief 9 „Am 27. Mai“ Begeisterung angesichts der glücklichen Gelassenheit eines einfachen Menschen
  • Rückblende auf ein Erlebnis mit der Tochter des Schulmeisters, der Mutter der Kinder
  • Lob eines „Geschöpfs, das in glücklicher Gelassenheit den engen Kreis seines Daseins hingeht“
  • entwickelt eine engere Beziehung zu den Kindern, die er oft trifft
  • EB18: Brief 10: „Am 30. Mai“: Ein Bauernbursche mit seiner reinen Liebe zu einer älteren Witwe
  • Gespräch mit einem Bauernburschen, der von ganzem Herzen eine ältere Witwe liebt
  • Werther verzichtet darauf, die Frau sich selbst anzusehen, er möchte sie im Gedächtnis „durch die Augen ihres Liebhabers“ sehen
  • EB19: Brief 11: „Am 16. Junius“: Kennenlernen und Hingerissen-Sein von Lotte
  • Werther lernt Lotte auf einem Ball näher kennen
  • „eine Bekanntschaft gemacht, die mein Herz näher angeht“ (19)
  • wird gewarnt, sich in Lotte zu verlieben, die „schon vergeben“ (21) sei.
  • Nach der Rückfahrt: „ich stieg aus dem Wagen wie ein Träumender“ (25/26)
  • Egoistischer Schwur, dass ein Mädchen, „auf das ich Ansprüche hätte, mir nie mit einem anderen walzen sollte als mit mir, und wenn ich darüber zugrunde gehen müsste.“
  • Gemeinsames Gewitter-Erlebnis mit Gedanken an Klopstock: „Ich ertrug’s nicht, neigte mich auf ihre Hand und küsste sie unter Tränen.“ (30)
  • EB30: Brief 12: „Am 19. Junius“: Werther verliert sich in seiner Gemeinsamkeit mit Lotte
  • Werther berichtet von der gemeinsamen Heimfahrt.
  • Lotte erlaubt ihm, am nächsten Tag wieder zu kommen.
  • „die ganze Welt verliert sich um mich her.“

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