Wie interpretiert man ein Gedicht der politischen Lyrik? (Karl Henckell, „Lied vom Eisenbarbeiter“)

Ausgangspunkt: Aufgabe und Gedicht

Das Gedicht von Henckell ist zum Beispiel hier zu finden.

Die Aufgabe, die man bekommt, zerlegen wir gleich in ihre Bestandteile:

  1. Thema formulieren
  2. den Inhalt knapp zusammenfassen
  3. den formalen Aufbau beschreiben,
  4. Wahrnehmungen des lyrischen Ichs erläutern,
  5. Formale und sprachliche Gestaltungsmittel vorstellen – im Hinblick Funktion und Wirkung
  6. das Gedicht zusammenfassend deuten
  7. zur Frage Stellung nehmen, was das Gedicht leistet, um das Bewusstsein der Leserschaft zu schärfen für die damals aktuellen Probleme der Arbeitswelt.
Das Problem einer solchen Aufgabenstellung

Das Problem ist, dass hier die Reihenfolge beschrieben wird, in der man hinterher seine Ergebnisse formulieren und präsentieren soll.

Tipp1:

Als erstes muss man bei einer solchen Aufgabe begreifen, dass die Reihenfolge in der Aufgabenstellung nicht die Reihenfolge der Bearbeitung ist. Denn das Thema zum Beispiel erkennt man erst relativ spät. Es ist also natürlich unmöglich, gleich mit einem Einleitungssatz zu beginnen, der ja auch das Thema enthalten soll.

Lösung, Schritt 1: Infos zum Gedicht

Zu den Ergebnissen kommt man aber in einer anderen Reihenfolge:

  1. Als erstes notiert man sich kurz die Infos zum Gedicht:
    1. Das Gedicht stammt von einem Karl Henckell
    2. und ist im Jahre 1884 entstanden.
  2. Wenn man sich ein bisschen auskennt, kann man sich notieren, dass das die Zeit war, in der es in Deutschland mit der Industrialisierung so richtig abging – vor allem im Bereich der Schwerindustrie: Stahl-Herstellung.
Lösung, Schritt 2: Erstes Lesen des Gedichtes

Als nächstes liest man sich das Gedicht durch und achtet dabei auf die Dinge, die man hinterher beschreiben soll.

Am besten legt man sich ein zweites Blatt daneben und legt entsprechende Spalten an.

  1. Inhalt
  2. Wahrnehmungen
  3. Zusammenfassung der Aussagen (Signalbündelung)
  4. Unterstützung der Aussagen durch sprachliche und rhetorische Mittel
  5. Stellungnahme zur Frage, was das Gedicht zur Bewusstseinsbildung beiträgt.

Tipp 2:

Das folgende Schaubild zeigt, wie man anfangen kann.

  • Oben hat man sich eben den Verfasser klargemacht, über den man ja meistens keine Informationen bekommt.
  • Beim Titel ist es wichtig, sich gegebenenfalls das Datum zu notieren und die Zusammenhänge: Industrialisierung, Fabrik, Stahlindustrie.
  • Was man noch ergänzen müsste, wäre ein Hinweis auf das erste Signal, das die Überschrift ja schon präsentiert.
    • Es geht um ein Lied,
    • in dem anscheinend die Arbeit und das Leben eines Eisenarbeiters beschrieben wird.
    • Gemeint ist wahrscheinlich damit ein Arbeiter in der Eisen- und Stahlindustrie.
  • Rechts daneben findet man dann die im Idealfall verschiedenen Spalten, mit denen man arbeitet.
    • Inhalt und Wahrnehmung kann man zusammen nehmen, eventuell farblich oder sonst wie unterscheiden.
    • Immer dann, wenn man erkennt, dass sich daraus auch zusammenfassende Aussagen ergeben, kann man die ja ja entsprechend hervorheben.
    • Wenn einem zu den Mitteln etwas einfällt, kann man das in die entsprechende Spalte packen.
    • Und am Ende hat man dann noch Ideen für die Aufgabe, in der man den Beitrag zur Bewusstseinsbild beschreiben soll.
    • Natürlich kann man hier auch schon versuchen, den Inhalt der Strophe zu beschreiben. Das könnte zum Beispiel so aussehen
      • In der ersten Strophe wird die Situation der Arbeiter in einer Eisenfabrik beschrieben.
      • Im wesentlichen geht es um die vielen Vorgänge, die sich um die arbeitenden Männer herum abspielen
      • und in denen sie selbst nur eine Randerscheinung sind.
    • Bei den Mitteln kann man die Aneinanderreihung von Verben notieren.
      • Interessant, auch am Anfang das neutrale Pronomen „es“, das deutlich macht, dass es hier um eine Art Maschinenwesen geht, dass man gar nicht genauer beschreiben kann.
      • Man erkennt nur das, was es tut.
      • Damit verbunden ist der Trick, hier von „Mann an Mann“ zu sprechen.
      • Es sind keine Individuen, sondern gewissermaßen nur Arbeitswesen, deren Tätigkeit mit der Fronarbeit der Bauern im Mittelalter verglichen wird.
      • Das bedeutete ja Arbeit für den Herrn und der Herr ist hier der gar nicht sichtbare, im Hintergrund, aber bedeutsame Fabrikbesitzer.
    • Beitrag:
      • Offensichtlich soll deutlich werden, in welcher majestätischen, überwältigenden Umgebung die Menschen in der Fabrik arbeiten müssen.
      • Hervorgehoben wird dabei ihre Winzigkeit.
      • Dazu kommt die Geräuschkulisse.
      • Dass es hier auch Gefahren für die Arbeiter gibt, wird hier noch nicht beschrieben, spielt aber sicher eine Rolle.

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