Arno Holz optimistisch aktualisiert – „Ihr Dach stieß fast …“ (Mat1613-ids)

Worum es hier geht:

Das Schöne an Literatur ist: Man muss sie nicht so lassen, wie sie sich präsentiert.
Man kann sie auch erweitern – und das hier präsentierte Gedicht fliegt einem da fast vor Freude an den Hals 🙂

Schauen wir uns mal die Ausgangslage an – sie ist ziemlich traurig.
Aber bei uns bleibt so was nicht so 😉

Das Originalgedicht findet sich hier.

http://www.zeno.org/nid/20005094127

Anders Freistein, unser Experte für aufgelockerten Deutschunterricht, wollte hier unbedingt ein Happy End
und er war auch bereit, dafür die „untere Auffanglinie“ des Niveaus zu markieren.

Jetzt kann sich jeder frei fühlen, dem eine bessere Schluss-Strophe folgen zu lassen.
Die ganz modernen Leute können unserer selbstgemachten Schluss-Strophe ja auch eine KI-Variante folgen lassen.

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Arno Holz – fortgesetzt von Anders Freistein

Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne

  1. Ihr Dach stiess fast bis an die Sterne,
  2. Vom Hof her stampfte die Fabrik,
  3. Es war die richtge Miethskaserne
  4. Mit Flur- und Leiermannsmusik!
  5. Im Keller nistete die Ratte,
  6. Parterre gab’s Branntwein, Grogk und Bier,
  7. Und bis ins fünfte Stockwerk hatte
  8. Das Vorstadtelend sein Quartier.

 

  1. Dort sass er nachts vor seinem Lichte
  2. – Duck nieder, nieder, wilder Hohn! –
  3. Und fieberte und schrieb Gedichte,
  4. Ein Träumer, ein verlorner Sohn!
  5. Sein Stübchen konnte grade fassen
  6. Ein Tischchen und ein schmales Bett;
  7. Er war so arm und so verlassen,
  8. Wie jener Gott aus Nazareth!

 

  1. Doch pfiff auch dreist die feile Dirne,
  2. Die Welt, ihn aus: Er ist verrückt!
  3. Ihm hatte leuchtend auf die Stirne
  4. Der Genius seinen Kuss gedrückt.
  5. Und wenn vom holden Wahnsinn trunken,
  6. Er zitternd Vers an Vers gereiht,
  7. Dann schien auf ewig ihm versunken
  8. Die Welt und ihre Nüchternheit.

 

  1. In Fetzen hing ihm seine Blouse,
  2. Sein Nachbar lieh ihm trocknes Brod,
  3. Er aber stammelte: O Muse!
  4. Und wusste nichts von seiner Noth.
  5. Er sass nur still vor seinem Lichte,
  6. Allnächtlich, wenn der Tag entflohn,
  7. Und fieberte und schrieb Gedichte,
  8. Ein Träumer, ein verlorner Sohn!

  • Und nun die Zusatzstrophe:
  1. Doch als die Liebe wurde wach
  2. Und Frau mit Geld wurd bei ihm schwach.
  3. Die wollte glatt mit ihm was treiben
  4. Natürlich das Gedichte schreiben.
  5. Wer weiß, was ihr jetzt habt gedacht?
  6. Was Schräges wird hier nicht gemacht.

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