Worum es hier geht:
Das Schöne an Literatur ist: Man muss sie nicht so lassen, wie sie sich präsentiert.
Man kann sie auch erweitern – und das hier präsentierte Gedicht fliegt einem da fast vor Freude an den Hals 🙂
Schauen wir uns mal die Ausgangslage an – sie ist ziemlich traurig.
Aber bei uns bleibt so was nicht so 😉
Das Originalgedicht findet sich hier.
http://www.zeno.org/nid/20005094127
Anders Freistein, unser Experte für aufgelockerten Deutschunterricht, wollte hier unbedingt ein Happy End
und er war auch bereit, dafür die „untere Auffanglinie“ des Niveaus zu markieren.
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Jetzt kann sich jeder frei fühlen, dem eine bessere Schluss-Strophe folgen zu lassen.
Die ganz modernen Leute können unserer selbstgemachten Schluss-Strophe ja auch eine KI-Variante folgen lassen.
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Arno Holz – fortgesetzt von Anders Freistein
Ihr Dach stieß fast bis an die Sterne
- Ihr Dach stiess fast bis an die Sterne,
- Vom Hof her stampfte die Fabrik,
- Es war die richtge Miethskaserne
- Mit Flur- und Leiermannsmusik!
- Im Keller nistete die Ratte,
- Parterre gab’s Branntwein, Grogk und Bier,
- Und bis ins fünfte Stockwerk hatte
- Das Vorstadtelend sein Quartier.
- Dort sass er nachts vor seinem Lichte
- – Duck nieder, nieder, wilder Hohn! –
- Und fieberte und schrieb Gedichte,
- Ein Träumer, ein verlorner Sohn!
- Sein Stübchen konnte grade fassen
- Ein Tischchen und ein schmales Bett;
- Er war so arm und so verlassen,
- Wie jener Gott aus Nazareth!
- Doch pfiff auch dreist die feile Dirne,
- Die Welt, ihn aus: Er ist verrückt!
- Ihm hatte leuchtend auf die Stirne
- Der Genius seinen Kuss gedrückt.
- Und wenn vom holden Wahnsinn trunken,
- Er zitternd Vers an Vers gereiht,
- Dann schien auf ewig ihm versunken
- Die Welt und ihre Nüchternheit.
- In Fetzen hing ihm seine Blouse,
- Sein Nachbar lieh ihm trocknes Brod,
- Er aber stammelte: O Muse!
- Und wusste nichts von seiner Noth.
- Er sass nur still vor seinem Lichte,
- Allnächtlich, wenn der Tag entflohn,
- Und fieberte und schrieb Gedichte,
- Ein Träumer, ein verlorner Sohn!

- Und nun die Zusatzstrophe:
- Doch als die Liebe wurde wach
- Und Frau mit Geld wurd bei ihm schwach.
- Die wollte glatt mit ihm was treiben
- Natürlich das Gedichte schreiben.
- Wer weiß, was ihr jetzt habt gedacht?
- Was Schräges wird hier nicht gemacht.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Unterschiede zwischen Expressionismus und Naturalismus, gezeigt an zwei Gedichten (Nicolai, „Straßenbild“ und Zech, „Zwei Wupperstädte, Die zweite“
https://schnell-durchblicken.de/vergleich-expressionismus-naturalismus-nicolai-zech
— - Endlich Durchblick: Mit Textbeispielen Poetischer Realismus und Naturalismus
https://textaussage.de/endlich-durchblick-literaturepoche-poetischer-realismus-und-naturalismus
— - Baustein 5-min-Tipp Naturalismus und poetischer Realismus mit Textbeispielen
https://textaussage.de/5-min-tipp-unterschied-zwischen-poetischem-realismus-und-naturalismus— - Infos, Tipps und Materialien zum Thema „Literaturgeschichte“
https://textaussage.de/deutsche-literaturgeschichte-themenseite
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos