Die Welt braucht Helden – Leute wie diesen John Maynard (Mat7302)

Wer gleich das Video sehen will

Hier kann man es gleich anklicken:

Helden – es gibt sie nicht nur in alten Sagen und auf dem Fußballplatz

  • Bei Helden denkt man zunächst mal an griechische Sagen.
  • Oder an einen Fußballspieler, der in einem wichtigen Spiel das entscheidende Tor geschossen hat.
  • Seltener wird zum Beispiel an Feuerwehrleute gedacht.
  • Die gehen, wenn es sein muss, auch in ein brennendes Haus.
  • Dabei riskieren sie ihr Leben – und andere Menschen zu retten.
  • Hinterher erscheint ein lobender Artikel in der Zeitung.
  • Und das war es dann.
  • Es gibt aber einen Fall: Da stand eine Rettungstat nicht nur in der Zeitung.
  • Sondern ein berühmter deutscher Dichter hat daraus eine Ballade gemacht.
  • Schauen wir sie uns mal an.

Ein solcher Held hat es bis in die Schulbücher geschafft.

  • Der Dichter heißt Theodor Fontane.
  • Und es geht um einen John Maynard!
  • Kein Feuerwehrmann – aber ein Mann, der bei einem Brand eines Schiffes durchgehalten hat bis zuletzt.
  • Wer erst mal ein Video der KI sehen will:

https://schnell-durchblicken.de/humix/video/ooaBbuJrs6f

Das Gedicht fängt interessant an – nämlich mit der ganz normalen Frage.

Strophe 1: Alles Wichtige in fünf Zeilen

»Wer ist John Maynard?«

Genau das wollen wir wissen.

Und dann vier Zeilen, die das Geschehen sehr gut zusammenfassen.

  1. »John Maynard war unser Steuermann,
  2. Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,
  3. Er hat uns gerettet, er trägt die Kron‘,
  4. Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
  5. John Maynard.«

Man merkt schon, John Maynard „war“ ihr Steuermann. Das sieht nach keinem guten Ende aus.

  • Er hat das Ufer „gewonnen“ – dazu gehören Anstrengung und auch Glück.
  • Dann die Bewunderung: Er hat uns gerettet – und dafür trägt er eine Krone.
  • Gemeint ist wohl eine Art Siegerkrone.
  • Und dann die traurige Wahrheit: Er starb – und als Lohn bekam er die Liebe der Geretteten.
  • Am Ende dann sein Name – der soll nicht vergessen werden.
  • Zunächst einmal: Um welche Gegend geht es – der Eriesee in den USA

Strophe 2: Wie meistens bei dramatischen Geschichten – am Anfang alles normal

Dann die Frage der Route des Schiffes

  1. Die »Schwalbe« fliegt über den Eriesee,
  2. Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee,
  3. Von Detroit fliegt sie nach Buffalo –
    • Ein schöner Name für ein schnelles Schiff, das fast über die Wellen dahinfliegt.
    • Es geht um den Eriesee – von Detroit nach Buffalo – das sind etwa 430 Kilometer und würde bei 15 Seemeilen pro Stunde etwa 15 Stunden dauern. Um 1900, als die Ballade entstand, wohl eher noch länger.
  4. Die Herzen aber sind frei und froh,
  5. Und die Passagiere mit Kindern und Fraun
  6. Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
  7. Und plaudernd an John Maynard heran
  8. Tritt alles: »Wie weit noch, Steuermann?«
  9. Der schaut nach vorn und schaut in die Rund‘:
  10. »Noch dreißig Minuten … Halbe Stund«.
    • Alle Passagiere sind gut drauf und freuen sich – auch Frauen und Kinder sind dabei.
    • In der Dämmerung kann man schon das Ziel erkennen.
    • Vom Steuermann hört man, dass es nur noch eine halbe Stunde dauern wird.
    • Man kann langsam seine Sachen zusammensuchen.

Strophe 3: Dann der Schock – es brennt im Schiff

  1. Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei –
  2. Da klingt’s aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
  3. »Feuer!« war es, was da klang,
  4. Ein Qualm aus Kajüt‘ und Luke drang,
  5. Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
  6. Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.
    • Hierzu muss man wissen, dass ein Brand auf einem Schiff eine Katastrophe ist.
    • Wenn er nicht schnell gelöscht wird,
    • Breitet er sich immer weiter aus – und kann nicht mehr gestoppt werden.
    • Man kann das Schiff ja nicht einfach mal im Wasser untertauchen
    • Und dann geht es nass, aber glücklich weiter.
    • Wichtig die Zeitangaben – denn jetzt kommt es drauf an.
    • Was ist schneller – das Schiff oder das Feuer?

Strophe 4: Alles rennt nach vorne – denn da gibt es noch freie Sicht und frische Luft.

  1. Und die Passagiere, buntgemengt,
  2. Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
  3. Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
  4. Am Steuer aber lagert sich’s dicht,
  5. Und ein Jammern wird laut: »Wo sind wir? wo?«
  6. Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo.
    • Es ist klar: Jeder versucht, möglichst weit weg vom Feuer zu sein.
    • Und vorne ist es am günstigsten – weil der Fahrtwind den Qualm nach hinten ziehen lässt.
    • Allerdings weiß jeder, der Ahnung hat, dass der Fahrtwind auch das Feuer beschleunigt.
    • Es wird also immer gefährlicher und dramatischer.

Strophe 4: Dann der Schock – es brennt im Schiff

  1. Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
  2. Der Kapitän nach dem Steuer späht,
  3. Er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
  4. Aber durchs Sprachrohr fragt er an:
  5. »Noch da, John Maynard?«
  6. »Ja, Herr. Ich bin.«
  7. »Auf den Strand! In die Brandung!«
  8. »Ich halte drauf hin.«
  9. Und das Schiffsvolk jubelt: »Halt aus! Hallo!«
  10. Und noch zehn Minuten bis Buffalo.
    • Am schlimmsten ist es für den Steuermann – denn der stand bei diesen Schiffen früher am Heck, also hinten und bediente von dort aus das Steuerruder.
    • Der Mann steht mitten im Qualm, aber er hält durch.
    • Ziel ist, das Schiff einfach auf den Strand zu setzen.
    • Dann können alle das Schiff verlassen.
    • Alle freuen sich, dass der Steuermann durchhält.
    • Es sind nur noch 10 Minuten.

Strophe 5: Es wird knapp – der tapfere John Maynard ist kaum noch zu hören.

  1. »Noch da, John Maynard?« Und Antwort schallt’s
  2. Mit ersterbender Stimme: »Ja, Herr, ich halt’s!«
  3. Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
  4. Jagt er die »Schwalbe« mitten hinein.
  5. Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
  6. Rettung: der Strand von Buffalo.
    • Unglaublich, was der Mann am Steuer da leistet.
    • Mit letzter Kraft schafft er, das Schiff regelrecht auf den Strand zu jagen.
    • Das ist die einzige Rettung.

Strophen 6-7: Alle gerettet – bis auf einen – aber dem gehört der Dank einer ganzen Stadt

  1. Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
  2. Gerettet alle. Nur einer fehlt!
    • Ganz kurz wird die Rettung zusammengefasst.
    • Das Schiff ist vernichtet
    • Alle sind gerettet.
    • Aber einer fehlt – und man ahnt, wer das ist.
  3. Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell’n
  4. Himmelan aus Kirchen und Kapell’n,
  5. Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
  6. Ein Dienst nur, den sie heute hat:
  7. Zehntausend folgen oder mehr,
  8. Und kein Aug‘ im Zuge, das tränenleer.
    • Jetzt macht die Ballade einen Sprung.
    • Es geht nicht um die Freude der Geretteten, die vielen Umarmungen.
    • Es geht um das, was man für den toten Steuermann, den Helden noch tun kann.
    • Alles konzentriert sich auf die Trauerfeier.
    • Eine unglaubliche Menge an Geretteten und dankbaren Bürgern ist dabei.
    • Und alle trauern um ihren Helden.

Strophe 8: Die Erinnerung vor Ort

  1. Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
  2. Mit Blumen schließen sie das Grab,
  3. Und mit goldner Schrift in den Marmorstein
  4. Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
  5. »Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
  6. Hielt er das Steuer fest in der Hand,
  7. Er hat uns gerettet, er trägt die Kron‘,
  8. Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
  9. John Maynard.«
    • Dann die dankbare Erinnerung.
    • Ein Grabstein, der in goldener Schrift festhält, was dieser Mann geleistet hat.
    • Noch einmal wird der Gedanke der Krone aufgenommen.
    • Dieser John Maynard ist kein König auf irgendeinem Thron – aber wohl ein König der Herzen.
    • Und sein Name bleibt in Erinnerung.

Strophe 8: Die Erinnerung weltweit und auf Dauer

  • Aber nicht nur die Bürger von Buffalo behalten diesen Mann in Erinnerung.
  • Der deutsche Dichter hat einen Bericht in der Zeitung gelesen
  • Und das einzig Richtig gemacht, was ein man als Schriftsteller machen kann.
  • Er hat ihm auch ein Denkmal gesetzt.
  • Und zwar dieses spannende Gedicht
  • Wo man richtig mitfiebert – und am Ende ganz bewegt ist von solch einer Heldentat.
  • Und wenn man jetzt mal wieder mit dem Auto unterwegs ist – und die Feuerwehr mit Blaulicht vorbeilassen muss,
  • Dann weiß man: Da sind Helden unterwegs
  • Und man wünscht ihnen Erfolg und vor allem, dass sie selbst auch gesund wieder nach Hause kommen.

Quelle: Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 167-169.

Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004770420

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