Wer gleich das Video sehen will
Hier kann man es gleich anklicken:
Helden – es gibt sie nicht nur in alten Sagen und auf dem Fußballplatz
- Bei Helden denkt man zunächst mal an griechische Sagen.
- Oder an einen Fußballspieler, der in einem wichtigen Spiel das entscheidende Tor geschossen hat.
- Seltener wird zum Beispiel an Feuerwehrleute gedacht.
- Die gehen, wenn es sein muss, auch in ein brennendes Haus.
- Dabei riskieren sie ihr Leben – und andere Menschen zu retten.
- Hinterher erscheint ein lobender Artikel in der Zeitung.
- Und das war es dann.
- Es gibt aber einen Fall: Da stand eine Rettungstat nicht nur in der Zeitung.
- Sondern ein berühmter deutscher Dichter hat daraus eine Ballade gemacht.
- Schauen wir sie uns mal an.
Ein solcher Held hat es bis in die Schulbücher geschafft.
- Der Dichter heißt Theodor Fontane.
- Und es geht um einen John Maynard!
- Kein Feuerwehrmann – aber ein Mann, der bei einem Brand eines Schiffes durchgehalten hat bis zuletzt.
- Wer erst mal ein Video der KI sehen will:
https://schnell-durchblicken.de/humix/video/ooaBbuJrs6f
Das Gedicht fängt interessant an – nämlich mit der ganz normalen Frage.
Strophe 1: Alles Wichtige in fünf Zeilen
»Wer ist John Maynard?«
Genau das wollen wir wissen.
Und dann vier Zeilen, die das Geschehen sehr gut zusammenfassen.
- »John Maynard war unser Steuermann,
- Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,
- Er hat uns gerettet, er trägt die Kron‘,
- Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
- John Maynard.«
Man merkt schon, John Maynard „war“ ihr Steuermann. Das sieht nach keinem guten Ende aus.
- Er hat das Ufer „gewonnen“ – dazu gehören Anstrengung und auch Glück.
- Dann die Bewunderung: Er hat uns gerettet – und dafür trägt er eine Krone.
- Gemeint ist wohl eine Art Siegerkrone.
- Und dann die traurige Wahrheit: Er starb – und als Lohn bekam er die Liebe der Geretteten.
- Am Ende dann sein Name – der soll nicht vergessen werden.
- Zunächst einmal: Um welche Gegend geht es – der Eriesee in den USA
Strophe 2: Wie meistens bei dramatischen Geschichten – am Anfang alles normal
Dann die Frage der Route des Schiffes
- Die »Schwalbe« fliegt über den Eriesee,
- Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee,
- Von Detroit fliegt sie nach Buffalo –
- Ein schöner Name für ein schnelles Schiff, das fast über die Wellen dahinfliegt.
- Es geht um den Eriesee – von Detroit nach Buffalo – das sind etwa 430 Kilometer und würde bei 15 Seemeilen pro Stunde etwa 15 Stunden dauern. Um 1900, als die Ballade entstand, wohl eher noch länger.
- Die Herzen aber sind frei und froh,
- Und die Passagiere mit Kindern und Fraun
- Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
- Und plaudernd an John Maynard heran
- Tritt alles: »Wie weit noch, Steuermann?«
- Der schaut nach vorn und schaut in die Rund‘:
- »Noch dreißig Minuten … Halbe Stund«.
- Alle Passagiere sind gut drauf und freuen sich – auch Frauen und Kinder sind dabei.
- In der Dämmerung kann man schon das Ziel erkennen.
- Vom Steuermann hört man, dass es nur noch eine halbe Stunde dauern wird.
- Man kann langsam seine Sachen zusammensuchen.
Strophe 3: Dann der Schock – es brennt im Schiff
- Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei –
- Da klingt’s aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
- »Feuer!« war es, was da klang,
- Ein Qualm aus Kajüt‘ und Luke drang,
- Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
- Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.
- Hierzu muss man wissen, dass ein Brand auf einem Schiff eine Katastrophe ist.
- Wenn er nicht schnell gelöscht wird,
- Breitet er sich immer weiter aus – und kann nicht mehr gestoppt werden.
- Man kann das Schiff ja nicht einfach mal im Wasser untertauchen
- Und dann geht es nass, aber glücklich weiter.
- Wichtig die Zeitangaben – denn jetzt kommt es drauf an.
- Was ist schneller – das Schiff oder das Feuer?
Strophe 4: Alles rennt nach vorne – denn da gibt es noch freie Sicht und frische Luft.
- Und die Passagiere, buntgemengt,
- Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
- Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
- Am Steuer aber lagert sich’s dicht,
- Und ein Jammern wird laut: »Wo sind wir? wo?«
- Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo.
- Es ist klar: Jeder versucht, möglichst weit weg vom Feuer zu sein.
- Und vorne ist es am günstigsten – weil der Fahrtwind den Qualm nach hinten ziehen lässt.
- Allerdings weiß jeder, der Ahnung hat, dass der Fahrtwind auch das Feuer beschleunigt.
- Es wird also immer gefährlicher und dramatischer.
Strophe 4: Dann der Schock – es brennt im Schiff
- Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
- Der Kapitän nach dem Steuer späht,
- Er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
- Aber durchs Sprachrohr fragt er an:
- »Noch da, John Maynard?«
- »Ja, Herr. Ich bin.«
- »Auf den Strand! In die Brandung!«
- »Ich halte drauf hin.«
- Und das Schiffsvolk jubelt: »Halt aus! Hallo!«
- Und noch zehn Minuten bis Buffalo.
- Am schlimmsten ist es für den Steuermann – denn der stand bei diesen Schiffen früher am Heck, also hinten und bediente von dort aus das Steuerruder.
- Der Mann steht mitten im Qualm, aber er hält durch.
- Ziel ist, das Schiff einfach auf den Strand zu setzen.
- Dann können alle das Schiff verlassen.
- Alle freuen sich, dass der Steuermann durchhält.
- Es sind nur noch 10 Minuten.
Strophe 5: Es wird knapp – der tapfere John Maynard ist kaum noch zu hören.
- »Noch da, John Maynard?« Und Antwort schallt’s
- Mit ersterbender Stimme: »Ja, Herr, ich halt’s!«
- Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
- Jagt er die »Schwalbe« mitten hinein.
- Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
- Rettung: der Strand von Buffalo.
- Unglaublich, was der Mann am Steuer da leistet.
- Mit letzter Kraft schafft er, das Schiff regelrecht auf den Strand zu jagen.
- Das ist die einzige Rettung.
Strophen 6-7: Alle gerettet – bis auf einen – aber dem gehört der Dank einer ganzen Stadt
- Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
- Gerettet alle. Nur einer fehlt!
- Ganz kurz wird die Rettung zusammengefasst.
- Das Schiff ist vernichtet
- Alle sind gerettet.
- Aber einer fehlt – und man ahnt, wer das ist.
- Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell’n
- Himmelan aus Kirchen und Kapell’n,
- Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
- Ein Dienst nur, den sie heute hat:
- Zehntausend folgen oder mehr,
- Und kein Aug‘ im Zuge, das tränenleer.
- Jetzt macht die Ballade einen Sprung.
- Es geht nicht um die Freude der Geretteten, die vielen Umarmungen.
- Es geht um das, was man für den toten Steuermann, den Helden noch tun kann.
- Alles konzentriert sich auf die Trauerfeier.
- Eine unglaubliche Menge an Geretteten und dankbaren Bürgern ist dabei.
- Und alle trauern um ihren Helden.
Strophe 8: Die Erinnerung vor Ort
- Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
- Mit Blumen schließen sie das Grab,
- Und mit goldner Schrift in den Marmorstein
- Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
- »Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
- Hielt er das Steuer fest in der Hand,
- Er hat uns gerettet, er trägt die Kron‘,
- Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
- John Maynard.«
- Dann die dankbare Erinnerung.
- Ein Grabstein, der in goldener Schrift festhält, was dieser Mann geleistet hat.
- Noch einmal wird der Gedanke der Krone aufgenommen.
- Dieser John Maynard ist kein König auf irgendeinem Thron – aber wohl ein König der Herzen.
- Und sein Name bleibt in Erinnerung.
Strophe 8: Die Erinnerung weltweit und auf Dauer
- Aber nicht nur die Bürger von Buffalo behalten diesen Mann in Erinnerung.
- Der deutsche Dichter hat einen Bericht in der Zeitung gelesen
- Und das einzig Richtig gemacht, was ein man als Schriftsteller machen kann.
- Er hat ihm auch ein Denkmal gesetzt.
- Und zwar dieses spannende Gedicht
- Wo man richtig mitfiebert – und am Ende ganz bewegt ist von solch einer Heldentat.
- Und wenn man jetzt mal wieder mit dem Auto unterwegs ist – und die Feuerwehr mit Blaulicht vorbeilassen muss,
- Dann weiß man: Da sind Helden unterwegs
- Und man wünscht ihnen Erfolg und vor allem, dass sie selbst auch gesund wieder nach Hause kommen.
Quelle: Theodor Fontane: Sämtliche Werke. Bd. 1–25, Band 20, München 1959–1975, S. 167-169.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004770420
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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