Tipps zu Inhaltsangaben von Balladen (Mat7946)

Worum es hier geht:

Allgemeine Tipps zum Schreiben der Inhaltsangabe einer Ballade:
  • Balladen sind Gedichte, die eine Geschichte erzählen. Meistens geht es auch noch dramatisch zu.
  • Weil es also eigentlich Erzählungen sind, kann man sie genauso zusammenfassen wie zum Beispiel eine Kurzgeschichte.
  • Am besten so:
    • In der Ballade xy von z geht es um … (dann nennt man die Hauptfigur oder ein Problem).
    • Es folgt ein Relativsatz, der schon zur Handlung überleitet.
    • Und das setzt man dann bis zum Ende fort,
    • möglichst konzentriert, also knapp,
    • im Präsens
    • und ohne Zitate
    • und ohne wörtliche Rede.
  • Am besten schaut man sich Beispiel-Inhaltsangaben von Balladen an.
Beispiel: Der sichere Weg zur Inhaltsangabe:  Schiller, „Der Handschuh“

Im Folgenden zeigen wir beispielhaft, wie man sich den Inhalt einer Ballade klarmachen kann.

Schauen wir uns ein Beispiel an:

Als kleine Vorübung für die spätere Inhaltsangabe fassen wir jede Strophe kurz zusammen (ZF1, ZF2 usw.)

Friedrich Schiller

Der Handschuh

Vor seinem Löwengarten,
Das Kampfspiel zu erwarten,
Saß König Franz,
Und um ihn die Großen der Krone,
Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz.

ZF1: Es geht um die festliche Veranstaltung eines Königs Franz, in der vor einem Löwengarten ein Kampfspiel erwartet wird und zu der sowohl wichtige Herren wie auch Damen erschienen sind.

Und wie er winkt mit dem Finger,
Auf tut sich der weite Zwinger,
Und hinein mit bedächtigem Schritt
Ein Löwe tritt,
Und sieht sich stumm
Rings um,
Mit langem Gähnen,
Und schüttelt die Mähnen,
Und streckt die Glieder,
Und legt sich nieder.

ZF2: In der zweiten Strophe beginnt das Kampfspiel, indem zunächst ein Löwe aus seinem Zwinger in die Arena freigelassen wird, der sich nur kurz umschaut und dann ruhig niederlegt.

Und der König winkt wieder,
Da öffnet sich behend
Ein zweites Tor,
Daraus rennt
Mit wildem Sprunge
Ein Tiger hervor,
Wie der den Löwen erschaut,
Brüllt er laut,
Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif,
Und recket die Zunge,
Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu
Grimmig schnurrend;
Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder.

ZF3: In der dritten Strophe kommt als zweites Tier ein Tiger hinzu, der den Löwen nur kurz anbrüllt und sich dann ebenfalls an der Seite niederlegt.

sich auf den Tiger stürzen, von ihm aber problemlos abgewehrt werden. Da sich auch noch der Löwe mit Gebrüll aufrichtet, wird es gleich wieder ruhig – aber es liegt eine große Spannung in der L

Da fällt von des Altans Rand
Ein Handschuh von schöner Hand
Zwischen den Tiger und den Leun
Mitten hinein.

ZF5: In der fünften Strophe kommt etwas völlig Neues hinzu, denn der Handschuh einer Dame fällt in die Arena – mitten zwischen den Tiger und den Löwen.

Und zu Ritter Delorges spottenderweis
Wendet sich Fräulein Kunigund:
»Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß,
Wie Ihr mir’s schwört zu jeder Stund,
Ei, so hebt mir den Handschuh auf.«

ZF6: In der sechsten Strophe fordert die Dame, die Kundigunde heißt, den Ritter Delorges, der anscheinend in sie verliebt ist, auf, diese Liebe zu beweisen, indem er ihr den Handschuh zurückbringt.

Und der Ritter in schnellem Lauf
Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger
Mit festem Schritte,
Und aus der Ungeheuer Mitte
Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger.

ZF7: In der siebten Strophe steigt der Ritter tatsächlich in den Zwinger hinab und holt tatsächlich den Handschuh.

Und mit Erstaunen und mit Grauen
Sehen’s die Ritter und Edelfrauen,
Und gelassen bringt er den Handschuh zurück.
Da schallt ihm sein Lob aus jedem Munde,
Aber mit zärtlichem Liebesblick –
Er verheißt ihm sein nahes Glück –
Empfängt ihn Fräulein Kunigunde.
Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
»Den Dank, Dame, begehr ich nicht«,
Und verlässt sie zur selben Stunde.

ZF8: In der achten Strophe sehen alle erstaunt, aber auch mit Grauen, wie der Ritter den Handschuh der Dame zurückbringt. Während alle ganz begeistert sind und ihn feiern und Kunigunde den Ritter zärtlich anblickt, wirft der ihr den Handschuh ins Gesicht und verlässt sie.

Wer eine druckfertige Fassung dieser Arbeitsaufgabe haben möchte, findet sie hier:

Beispiel: Der sichere Weg zur Inhaltsangabe, Teil 2

Eine Inhaltsangabe ist zunächst einmal so etwas wie ein Bericht, soll sich also auf das Wesentliche konzentrieren und vor allem sachlich sein.

Am besten beginnt man mit einem Einleitungssatz, in dem der Text und sein Verfasser vorgestellt werden. Hierzu kann man eine Art Formular verwenden, das würde in diesem Falle so aussehen:

In der Ballade „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller geht es um …

und jetzt braucht man nur noch eine Art „Absprungpunkt“ in die Beschreibung der Handlung. Hier bietet sich natürlich der König mit seinem Kampfspiel an. Man könnte also so fortfahren:

In der Ballade „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet.

Als nächstes fasst man die Ereignisse kurz zusammen, bevor der Handschuh herunterfällt.

In der Ballade „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen.

Jetzt kommt eine gefährliche Stelle – denn jeder gute Geschichtenerzähler würde jetzt mit „Plötzlich“ oder „Auf einmal“ fortfahren, das muss man in einer Inhaltsangabe allerdings vermeiden, weil sie ja ganz sachlich angelegt sein soll:

In der Ballade „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen. Die Spannung steigt, als ein Ritter von seiner Dame aufgefordert wird, ihr den Handschuh, den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen, wieder zurückzubringen.

Der Relativsatz nach „Handschuh“ ist jetzt natürlich schon eine Interpretation, denn das wird im Gedicht offengelassen – wenn man aber den weiteren Verlauf betrachtet, spricht alles dafür. Kommen wir nun zum Schluss, in dem es um das Verhalten des Ritters geht. Außerdem ist im Gedicht davon die Rede, dass Kunigunde „spottenderweis“ spricht, also weniger aus Angst um ihren Handschuh als mit der Absicht, den Ritter zu testen oder vorzuführen – und zwar völlig unnötigerweise.

In der Ballade „Der Handschuh“ von Friedrich Schiller geht es um einen König Franz, der in Anwesenheit wichtiger Männer und Frauen seines Reiches ein Kampfspiel mit wilden Tieren veranstaltet. Beteiligt daran sind ein Löwe, ein Tiger und zwei Leoparden, die ihre Kampflust zeigen, aber nicht gleich übereinander herfallen. Die Spannung steigt, als ein Ritter von seiner Dame aufgefordert wird, ihr den Handschuh, den sie wohl absichtlich zwischen die wilden Tiere hat fallen lassen, wieder zurückzubringen. Nachdem er diesen Auftrag ganz ruhig erledigt hat und auch unbeschadet zurückgekommen ist, wirft er der Dame den Handschuh ins Gesicht und verlässt sie, weil er nicht so behandelt werden will.

Auch hier liegt am Ende ein bisschen Interpretation vor – aber ganz ohne geht es bei Gedichten auch nicht, denn die enthalten immer auch Lücken, deuten Dinge nur an. Hier dürfte aber ziemlich klar sein, dass dieser Ritter die Heldentat offensichtlich nicht vollbracht hat, weil er damit bei seiner Dame besser ankommen wollte, sondern weil das anscheinend zu seinem Verständnis von Rittertum gehört. Er hat aber durchaus begriffen, dass die Dame ihn „spottenderweis“ in dieser Lage gebracht und sein Leben oder sein Ansehen gefährdet hat – und deshalb gibt er den „Schimpf“ (so nannte man das früher) zurück und verlässt sie.

Grafische Darstellung der Inhaltsangabe

(ein Bild sagt schließlich mehr als 1000 Worte 😉

Fassen wir also noch einmal zusammen:

  1. Eine Inhaltsangabe soll sachlich geschrieben sein und sich auf das Wesentliche konzentrieren – und zwar vor allem auf die Handlung. Nur in Ausnahmefällen kann man davon abweichen – zum Beispiel, wenn das „Lyrische Ich“ sich zum Beispiel mit Ermahnungen oder allgemeinen Lebensweisheiten an die Leser wendet. Dann könnte man schreiben: „Die Ballade beginnt [oder endet], indem der Sprecher oder das Lyrische Ich …“
  2. Alle Wörter, die Spannung erzeugen, sollten vermieden werden.
  3. Am besten beginnt man mit einer Art Formular, in der die Art des Textes, seine Überschrift, sein Verfasser und – wenn bekannt – die Entstehungszeit genannt werden. Von dort aus geht man dann über zum zentralen Ereignis oder zur entscheidenden Figur der Ballade.
  4. Die Sätze sollten nicht zu kurz sein – also möglichst Hauptsätze und Nebensätze – die geschickt miteinander verbunden werden.
  5. Die Inhaltsangabe wird im Präsens geschrieben, bei Vorzeitigkeit verwendet man das Präsens – nach Wörtern wie „Nachdem“ oder „Als“, die dann mit einem Perfekt enden, muss man unbedingt darauf achten, dass man wieder ins Präsens zurückkommt.

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Beispiel-Inhaltsangaben von Balladen an

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