Terry Eagleton, „Einführung in die Literaturtheorie“: Wie wertet man ca. 20 Seiten Einleitung für sich aus?

Nutzung der Künstlichen Intelligenz für das Verständnis längerer wissenschaftlicher Texte

  • Spätestens im Studium wird es selbstverständlich, dass man längere wissenschaftliche Texte lesen muss.
  • So kann es zum Beispiel Studierenden in Richtung Grundschul-Lehrkraft passieren, dass sie sich gleich am Anfang mit etwa 20 Seiten beschäftigen müssen, die es in sich haben.
  • Da geht es noch gar nicht um das, was man später mit Grundschülern konkret im Fach Deutsch zum Beispiel machen wird.
  • Vielmehr geht es erst mal um die wissenschaftlichen Grundlagen – und die werden eben im Bereich des Studiums auf einem hohen sprachlichen und argumentativen Niveau präsentiert.
  • Daran muss man sich erst mal gewöhnen.
  • Im Folgenden zeigen  wir am Beispiel der Einleitung des Buches „Einführung in die Literaturtheorie“ von Terry Eagleton, wie dieser Gewöhnungsprozess durch Künstliche Intelligenz unterstützt werden kann.

Das Buch, um das es geht.

Eine große Hilfe beim Verständnis eines solch umfangreichen Textes sind die modernen KI-Chatpgrogramme. Wir selbst haben zum Beispiel perplexity.ai genutzt.

Vorab: Hinweis zu den Möglichkeiten und Grenzen der KI

  • ai war uns eine große Hilfe, um einen schnellen Überblick sowohl über den gesamten Text als auch seine Teile zu bekommen.
  • Allerdings ersetzt das nicht das eigene Lesen, denn jede Zusammenfassung nennt gewissermaßen nur das Ergebnis von Überlegungen. Die Einzelheiten können aber für das Verständnis sehr wichtig sein.
  • Hier und überhaupt hilft es aber auch, wenn man gezielt nach bestimmten Infos oder Thesen bei der KI nachfragt.
  • Am Ende muss man dann versuchen aus KI-Infos und eigener Kontroll-Lektüre sich eine Art Schaubild zu machen – am besten mit Verweis auf die Absätze.

Schritt 1 der Nutzung von Perplexity.ai: Gesamtübersicht

Da hat uns natürlich erst mal für einen ersten Überblick eine Gesamt-Zusammenfassung interessiert.

Perplexity.ai gibt hier einen guten Überblick:

Der Anhang enthält das erste Kapitel „Einleitung: Was ist Literatur?“ aus Terry Eagletons Buch „Einführung in die Literaturtheorie“. Die Hauptpunkte dieses Kapitels lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Es gibt keine eindeutige Definition von Literatur. Verschiedene Versuche, Literatur zu definieren (z.B. als fiktionales oder imaginatives Schreiben), erweisen sich als unzureichend.
  2. Die Unterscheidung zwischen Fakten und Fiktion ist oft problematisch und historisch bedingt.
  3. Literatur kann als eine besondere Art der Sprachverwendung verstanden werden, die von der Alltagssprache abweicht (Verfremdungseffekt).
  4. Die russischen Formalisten entwickelten die Idee der Literarizität als spezifische Verwendung von Sprache.
  5. Die Definition von Literatur hängt stark von Werturteilen und historischen Kontexten ab.
  6. Der literarische Kanon ist ein Konstrukt, das von bestimmten Gruppen zu bestimmten Zeiten aus bestimmten Gründen gebildet wurde.
  7. Literarische Werke werden von jeder Gesellschaft, die sie liest, neu interpretiert und „umgeschrieben“.
  8. Werturteile sind nicht rein subjektiv, sondern in tieferen gesellschaftlichen Strukturen und Ideologien verwurzelt.
  9. Es gibt keine rein „literarische“ Bewertung oder Interpretation, da alle kritischen Reaktionen in bestimmten sozialen und historischen Kontexten wurzeln.
  10. Das Kapitel endet mit einer kurzen Einführung in die Phänomenologie Edmund Husserls als Reaktion auf die ideologische Krise nach dem Ersten Weltkrieg.

Kurze Übersicht über die Absätze

Dann wollten wir mehr in die Details gehen. Zu dem Zweck haben wir die Absätze durchnummeriert und sie uns auch kurz von Perplexity.ai vorstellen lassen.

Absatz 1:
Einführung in die Frage „Was ist Literatur?“. Der Text stellt fest, dass es verschiedene Definitionsversuche gibt und dass eine einfache Definition als „imaginatives Schreiben“ oder „Fiktion“ nicht ausreicht.

Absatz 2:
Diskussion der Probleme bei der Definition von Literatur als Fiktion. Es wird aufgezeigt, dass viele als Literatur geltende Werke nicht fiktional sind und umgekehrt nicht alle fiktionalen Texte als Literatur betrachtet werden.

Absatz 3:
Vorstellung des Ansatzes, Literatur als besondere Art der Sprachverwendung zu definieren. Der russische Formalismus wird eingeführt, der Literatur als „organisierte Gewalt an der einfachen Sprache“ beschreibt.

Absatz 4:
Detailliertere Erklärung des russischen Formalismus. Die Formalisten konzentrierten sich auf die materielle Seite des literarischen Textes und lehnten psychologische oder soziologische Interpretationen ab.

Absatz 5:
Erläuterung der formalistischen Methode. Die Formalisten betrachteten den Inhalt nur als „Motivation“ für formale Übungen und konzentrierten sich auf literarische Verfahren.

Absatz 6:
Einführung des Konzepts des „Verfremdungseffekts“. Die Formalisten argumentierten, dass Literatur die Alltagssprache verfremdet und dadurch neue Wahrnehmungen ermöglicht.

Absatz 7:
Kritik am formalistischen Ansatz. Es wird argumentiert, dass die Unterscheidung zwischen „normaler“ und „literarischer“ Sprache problematisch ist und von kulturellen und historischen Kontexten abhängt.

Absatz 8:
Diskussion der Schwierigkeiten bei der Definition von Literatur durch sprachliche Merkmale. Es wird gezeigt, dass auch nicht-literarische Texte poetische Qualitäten haben können und umgekehrt.

Absatz 9:
Einführung des Konzepts von Literatur als „nicht-pragmatischem Diskurs“. Es wird argumentiert, dass literarische Texte oft auf allgemeine Zustände verweisen, statt unmittelbare praktische Zwecke zu verfolgen.

Absatz 10:
Problematisierung der Definition von Literatur als nicht-pragmatischer Diskurs. Es wird gezeigt, dass die Unterscheidung zwischen pragmatischen und nicht-pragmatischen Texten oft von der Leseweise abhängt.

Absatz 11:
Diskussion der Idee, dass Literatur weniger durch inhärente Eigenschaften als durch die Art, wie Menschen mit Texten umgehen, definiert wird. Der Begriff „Literatur“ wird als funktional statt ontologisch beschrieben.

Absatz 12:
Einführung der Idee, dass Literatur oft als „gutes Schreiben“ definiert wird. Es wird jedoch problematisiert, dass diese Definition zu einfach ist und nicht alle Aspekte der Literatur erfasst.

Absatz 13:
Diskussion der Veränderlichkeit von Werturteilen in der Literatur. Es wird argumentiert, dass der literarische Kanon ein historisches Konstrukt ist und sich im Laufe der Zeit ändern kann.

Absatz 14:
Erörterung der Möglichkeit, dass selbst etablierte literarische Werke in Zukunft ihre Bedeutung verlieren könnten. Es wird betont, dass literarische Werke von jeder Gesellschaft neu interpretiert werden.

Absatz 15:
Diskussion der Beziehung zwischen Fakten und Werten. Es wird argumentiert, dass auch scheinbar objektive Aussagen auf Werturteilen basieren. Absatz

Absatz 16:
Erläuterung, wie Interessen und Werturteile unser Wissen und unsere Wahrnehmung beeinflussen. Es wird argumentiert, dass es keine völlig neutrale Aussage geben kann.

Absatz 17:
Diskussion der sozialen und ideologischen Natur von Werturteilen. Es wird erklärt, wie unsere grundlegenden Überzeugungen in gesellschaftlichen Strukturen verwurzelt sind.

Absatz 18:
Einführung des Konzepts der Ideologie. Es wird erklärt, wie Ideologie unsere Wahrnehmung und Bewertung von Literatur beeinflusst.

Absatz 19:
Beschreibung von I.A. Richards‘ Experiment zur Demonstration der Subjektivität literarischer Werturteile. Es wird gezeigt, wie trotz individueller Unterschiede ein Konsens in den grundlegenden Wertsetzungen besteht.

Absatz 20:
Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse. Es wird betont, dass Literatur keine stabile, objektiv definierbare Kategorie ist, sondern eng mit gesellschaftlichen Ideologien und Machtstrukturen verbunden ist.

Absatz 21-24:
Einführung in die Rezeptionstheorie und ihre historischen Wurzeln. Es wird erklärt, wie diese Theorie als Reaktion auf ideologische Krisen nach dem Ersten Weltkrieg entstand, ausgehend von Edmund Husserls Phänomenologie.

 Darstellungsstrategie

Schließlich interessierte uns natürlich die Gesamtstrategie, die der Autor bei seiner Einleitung verfolgte.

  1. Problematisierung der Definition von Literatur als „imaginatives Schreiben“:
    • Zeigt die Unzulänglichkeit dieser Definition anhand von Beispielen aus verschiedenen Epochen und Kulturen.
  2. Vorstellung des russischen Formalismus als Gegenentwurf:
    • Fokus auf die besondere Sprachverwendung in der Literatur.
    • Kritik: Zu starke Konzentration auf die Form, Vernachlässigung des Inhalts.
  3. Diskussion der Literatur als „nicht-pragmatischer Diskurs“:
    • Problematisierung dieser Definition durch Beispiele, die zeigen, wie Kontextabhängig die Interpretation eines Textes als „literarisch“ sein kann.
  4. Einführung der Idee von Literatur als wertgeschätzte Schreibweise:
    • Diskussion der Rolle von Werturteilen bei der Definition von Literatur.
    • Betonung der historischen und kulturellen Bedingtheit dieser Werturteile.
  5. Problematisierung der Idee eines festen literarischen Kanons:
    • Argumentation, dass der Kanon ein historisches Konstrukt ist.
    • Diskussion der Möglichkeit, dass selbst etablierte Werke ihre Bedeutung verlieren könnten.
  6. Einführung des Konzepts der Ideologie:
    • Erklärung, wie Ideologie unsere Wahrnehmung und Bewertung von Literatur beeinflusst.
    • Diskussion der Verbindung zwischen literarischen Werturteilen und gesellschaftlichen Machtstrukturen.
  7. Überleitung zur Rezeptionstheorie:
    • Einführung in den historischen Kontext nach dem Ersten Weltkrieg.
    • Vorstellung von Husserls Phänomenologie als Reaktion auf die ideologische Krise.

Dieser Aufbau zeigt, wie Eagleton schrittweise verschiedene Definitionsansätze von Literatur vorstellt und problematisiert, um schließlich zu einer komplexeren, kontextbezogenen Betrachtung von Literatur überzugehen, die die Rolle des Lesers und den historischen Kontext berücksichtigt.

Jetzt fehlt nur noch ein Schaubild, in das auch eigene Gedanken eingearbeitet werden. Daran arbeiten wir noch. Bitte etwas Geduld.

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