Theodor Fontane, „Effi Briest“ – die besten Episoden
- Wir haben es schon mal bei „Wilhelm Tell“ gemacht – einfach, weil es in dem Drama von Schiller ein paar besonders interessante Episoden gibt. Und schöne Lese-Erfahrungen beim Einstieg in eine Lektüre, macht doch dann am ehesten Lust auf mehr – oder vertreibt zumindest schlechte Laune 🙂
https://wvm.schnell-durchblicken3.de/lust-auf-wilhelm-tell-video-dokumentation/ - Hier sammeln wir mal entsprechende Episoden auf Fontanes Roman „Effi Briest“:
Episode 1: Wie man sich früher verheiratete
Episode 1: Wie man als junges Mädchen direkt von der Schaukel im Garten fast schon in den Stand der Ehe „verlagert“ werden kann:
- Im Kapitel 2 wird Effi von ihren Freundinnen und lustigen Spielen durch die Mutter weg und ins Haus gerufen, weil der Mann, der vor vielen Jahren mal vergeblich um ihre Hand angehalten hat, zu Besuch gekommen ist – und das auch noch zu früh. Der Mann scheint es eilig zu haben.
- Und auf dem Weg ins Haus die Mitteilung, dass der Mann um die Hand des Mädchens angehalten hat. Auf gut deutsch: Er will sie heiraten. Später wird die kluge Frau des Pastors das so deuten: Bekommst du die Mutter nicht, heiratest du später die Tochter.
- Während Effi noch mit ihrer Überraschung kämpft, macht die Mutter ihr deutlich:
- „Du hast ihn vorgestern gesehen, und ich glaube, er hat dir auch gut gefallen. Er ist freilich älter als du, was alles in allem ein Glück ist, dazu ein Mann von Charakter, von Stellung und guten Sitten, und wenn du nicht ›nein‹ sagst, was ich mir von meiner klugen Effi kaum denken kann, so stehst du mit zwanzig Jahren da, wo andere mit vierzig stehen. Du wirst deine Mama weit überholen.“
- Effis Reaktion darauf ist zumindest ein kurzzeitiges „nervöses Zittern“ – und die im Garten zurückgelassenen Freundinnen können ihr wenigstens durchs Fenster zurufen: „Effi, komm.“
- Aber das kann sie auch nicht retten – und Fontane lässt den Erzähler nur noch feststellen: „Noch an demselben Tage hatte sich Baron Innstetten mit Effi Briest verlobt.“
- Schöner oder schlimmer kann man es als Erzähler nicht deutlich machen, wie gering Effis Anteil an der Entscheidung zu dieser Ehe ist.
- Da ist man doch jetzt wohl gespannt, wie das mit dieser Ehe weitergeht.
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Dazu findet sich Näheres in unserer Übersicht über den Inhalt mit wichtigen Zitaten auf der Seite:
https://schnell-durchblicken.de/effi-briest-inhalt-zitate-interpretation
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Und wir sammeln hier noch weitere „schöne“ Stellen – wobei das „schön“ einen ja auch dazu motivieren kann, sich eine andere Reaktion Effis auszudenken.
Episode 2: Wie man sich nach so einer Heirat Sorgen machen konnte
Vater Briest macht sich Sorgen, dass Effi vielleicht ihren Mann mehr schätzt als liebt.
Darüber könnte man mal nachdenken:
“ Von Anfang an war mir’s so, als ob sie ihn mehr schätze als liebe. Und das ist in meinen Augen ein schlimm Ding. Liebe hält auch nicht immer vor, aber Schätzung gewiss nicht. Eigentlich ärgern sich die Weiber [das ersetzen wir am besten durch die heute angemessene Bezeichnung ‚Frauen‘], wenn sie wen schätzen müssen; erst ärgern sie sich, und dann langweilen sie sich, und zuletzt lachen sie.“
Episode 3: Was man machen musste (?), wenn das mit der Ehe schief ging
Nachdem Innstetten erfahren hat, dass seine Frau Effi eine Affäre mit dem Major Crampas gehabt hat, lässt er einen Bekannten, den Geheimrat Wüllersdorf zu sich kommen. Der soll für ihn als Sekundant bei dem Duell dienen.
Dabei ergibt sich ein längeres Gespräch, bei dem etwas Erstaunliches passiert:
- Innstetten wird unsicher, ob das Duell stattfinden muss oder es vielleicht doch eine Alternative gibt.
- Aber es gibt einen Punkt, der ihm diese Möglichkeit nicht mehr eröffnet und darum die blutige Entscheidung für ihn notwendig macht.
- Siehe Kapitel 27:
- Von EB262:
„Innstetten hatte die Briefe kaum wieder beiseite geschoben, als draußen die Klingel ging. Gleich danach meldete Johanna: ‚Geheimrat Wüllersdorf.'“ - Bis EB262:
„Das mit dem ‚Gottesgericht‘, wie manche hochtrabend versichern, ist freilich ein Unsinn, nichts davon, umgekehrt, unser Ehrenkultus ist ein Götzendienst, aber wir müssen uns ihm unterwerfen, solange der Götze gilt.'“ - Übrigens haben wir hier mal versucht, der „Sache“ eine andere, bessere Wendung zu geben 😉
https://schnell-durchblicken.de/effi-briest-kreativ-anderer-schluss
Episode 4: Wenn man sich als Autor mal vertan hat (oder auch nicht 😉
Auch Fontane musste mal nachbessern:
- Es gibt wirklich eine Stelle im Roman, an der Fontane möglicherweise feststellt hat, dass er ganz vergessen hatte, eine wichtige Figur vorher schon an einem bestimmten Platz sein zu lassen, wo er sie plötzlich braucht:
- Lesetipp: Fontane oder sein Erzähler muss plötzlich erklären, wieso denn Roswitha bei Effi ist.
Wir gehen mal probeweise davon aus, dass das wirklich ein Missgeschick gewesen ist, dass Roswitha nicht gleich am Anfang erwähnt worden ist.
Aber auf jeden Fall ergibt sich hier die Möglichkeit, das Wiedersehen der beiden Frauen genauer zu beleuchten: - Von EB292:
„‚Schicken Sie mir doch einfach Roswitha…‘, hatte Rummschüttel gesagt. Ja, war denn Roswitha bei Effi? war sie denn statt in der Keith- in der Königgrätzer Straße? Gewiß war sie’s, und zwar sehr lange schon, gerade so lange, wie Effi selbst in der Königgrätzer Straße wohnte. Schon drei Tage vor diesem Einzug hatte sich Roswitha bei ihrer lieben gnädigen Frau sehen lassen, und das war ein großer Tag für beide gewesen, so sehr, daß dieses Tages hier noch nachträglich gedacht werden muß.“ - bis EB297:
„Mit Roswitha ließ sich allerdings kein ästhetisches Gespräch führen, auch nicht mal sprechen über das, was in der Zeitung stand, aber wenn es einfach menschliche Dinge betraf und Effi mit einem ‚Ach, Roswitha, mich ängstigt es wieder…‘ ihren Satz begann, dann wusste die treue Seele jedesmal gut zu antworten und hatte immer Trost und meist auch Rat.“ - Und dann wird lang und breit zurückgeblickt – man kann gut darüber nachdenken, ob das nicht doch vielleicht gewollt war – sowohl im (dann scheinbaren) Fehler wie auch in der anschließenden Korrektur.
Episode 5: Wie man es (als Frau?) vielleicht auch anders hätte machen können …
Ein positives Beispiel gegen das tyrannische Gesellschafts-Etwas
Das Gespräch Effis mit der Ministerin
- Von EB302: „Gleich am andern Vormittage“
- (wird noch gefüllt)
- Bis EB305: „Nicht zu verwundern“
Episode 6: Wie sich der Mann mit Prinzipien am Ende fühlt …
- Von EB321/22: „Johanna trat ein und meldete: ‚Geheimrat Wüllersdorf'“
- Wird noch gefüllt
- bis EB325: „Und damit ging er.“
Episode 7: Wie die Frau am Ende ihren Frieden findet …
Darstellung des Todes von Effi – als typisches Beispiel für die „Poetisierung“ des Realismus in dieser Zeit:
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„Frau von Briest sah, dass Effi erschöpft war und zu schlafen schien oder schlafen wollte. Sie erhob sich leise von ihrem Platz und ging. Indessen, kaum daß sie fort war, erhob sich auch Effi und setzte sich an das offene Fenster, um noch einmal die kühle Nachtluft einzusaugen. Die Sterne flimmerten, und im Parke regte sich kein Blatt. Aber je länger sie hinaushorchte, je deutlicher hörte sie wieder, dass es wie ein feines Rieseln auf die Platanen niederfiel. Ein Gefühl der Befreiung überkam sie. ‚Ruhe, Ruhe.‘
Es war einen Monat später, und der September ging auf die Neige. Das Wetter war schön, aber das Laub im Parke zeigte schon viel Rot und Gelb, und seit den Äquinoktien, die drei Sturmtage gebracht hatten, lagen die Blätter überallhin ausgestreut. Auf dem Rondell hatte sich eine kleine Veränderung vollzogen, die Sonnenuhr war fort, und an der Stelle, wo sie gestanden hatte, lag seit gestern eine weiße Marmorplatte, darauf stand nichts als ‚Effi Briest‘ und darunter ein Kreuz. Das war Effis letzte Bitte gewesen: ‚Ich möchte auf meinem Stein meinen alten Namen wiederhaben; ich habe dem andern keine Ehre gemacht.‘ Und es war ihr versprochen worden.“
Weitere Infos, Tipps und Materialien
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https://textaussage.de/weitere-infos
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