Euripides, „Medea“ – Ablauf/Entwicklung des Konflikts (Mat2690-konf-entw

Entwicklung des Konflikts

Wir beschreiben hier, wie sich der Grundkonflikt, nämlich der Umgang mit dem Ehebruch Jasons durch seine Frau Medea, im Stück entwickelt.

EB1: Prolog (Monolog der Amme)

  • Deutlich wird hier der entscheidende Punkt des dramatischen Konflikts, nämlich die besondere Situation, in der sich Medea befindet.
  • Sie ist von von ihrem Ehemann Jason betrogen worden, obwohl sie beim Raum des berühmten Vlieses alles für ihn getan hat: Mithilfe bis hin zum Mord und damit vor allem Verlust aller sozialen Zusammenhänge.
  • Jason plant, Glauke, die Tochter des Königs von Korinth, der Ort, in dem sie leben, zu heiraten. Hintergrund können Gefühle sein, aber auch Berechnungen. Er kommt nämlich so in der fremden Stadt in eine bessere Position.
  • Am Ende macht sich die Amme sorgenvolle Gedanken, wie Medea als betrogene Ehefrau und Mutter auf die Situation reagieren könnte.
  • Auch hier ist zu berücksichtigen, dass eine Ehe wirklich eine Art Lebensversicherung für eine Frau damals war.
    Was die Perspektiven angeht, so werden die in den sorgenvollen Gedanken der Amme am Schluss des Monologs deutlich.

    • „Die Kinder haßt sie, freut an ihrem Blick sich nicht –
      • Hier deutet die Amme schon etwas an, was dann den Schluss des Dramas bestimmen wird.
    • Sie brütet, fürcht ich, über etwas Schrecklichem!
    • Ihr Herz ist schlimm, und Unrecht wird es nimmermehr
    • Ertragen; ja, ich kenne diese und fürchte sehr,
    • Sie stößt sich durch die eigne Brust den scharfen Stahl,
    • Ermordet wohl den Kreon samt dem Bräutigam
    • Und ladet dann noch größres Unheil auf ihr Haupt.
      • Hier erfährt man einiges über Medea – von der Amme – und die wird sie wohl gut kennen.
      • Dann werden verschiedene Rache-Szenarien aufgeführt, zunächst Selbstmord, dann Mord an den beiden beteiligten Männern. Interessanterweise wird die Braut hier noch nicht erwähnt, obwohl sie später zu den Toten gehört.
    • Denn schrecklich ist sie, und den Sieg gewinnt so leicht
    • Kein Gegner, der zum Kampf mit ihr anbinden mag.“
      • Hier wird noch einmal etwas Grundsätzliches über Medea gesagt.
      • Das sollte man bei jeder Art von Beurteilung berücksichtigen.

EB3ff: Ankunft des Erziehers und Gespräch

    • Sehr geschickt gemacht ist, dass nun die Kinder kommen, die zum eigentlichen Problem werden und zunächst von der Amme nur kurz einbezogen werden.
    • Dann eine weitere Verschärfung der Situation:
      Der Erzieher bringt die Nachricht, dass Kreon plant, Medea und ihre Kinder zu verbannen.
    • Hier muss man wissen, dass in der antiken Welt die Mitgliedschaft in einer Gemeinschaft etwas sehr Wichtiges war. Man sieht das am Scherbengericht in Athen: Das war eine der schwersten Strafen, obwohl eine Verbannung aus heutiger Sicht fast einem Abenteuerurlaub gleichkommt. Damals konnte es das Ende des Lebens bedeuten. Denn niemand nahm Fremde so einfach auf.
    • Interessant die Einschätzung des Verhaltens Jasons durch den Erzieher:
      Wer in der Welt macht’s anders? Jetzt erst siehst du ein,
      Daß jeder sein mehr als des Nächsten Wohl bedenkt,
      Wie diese hier ihr Vater opfert seiner Lust?
    • Am Ende Mahnung der besagten Amme:
      • Es wird noch gut gehn, Kinder, geht ins Haus hinein.
      • Du aber halte möglichst abgeschlossen sie
      • Und bring sie nicht der Mutter nah, der wütenden.
      • Schon sah ich, wie sie grimmen Blicks die Kinder hier
      • Anstiert‘, als hätt sie etwas vor, und sicher wird
      • Ihr Zorn nicht ruhen, eh er losbricht irgendwo.
      • Doch mög er Feinde treffen, nur die Freunde nicht!

EB5ff: Medea und die Amme – Gespräch im Haus

  • Medea klagt und möchte am liebsten sterben.
  • Die Amme sieht da eine Bestätigung ihrer Ängste und rät den Söhnen, Abstand von der Mutter zu halten.
  • Medea äußert sich dann auch sehr klar:
    • MEDEA.
    • Ach, ach! Elend ist, was ich erduld,
    • Elend und wert lauten Bejammerns!
    • O verwünschte, verderbt, Kinder der leidigen
    • Mutter, mitsamt ihm,
    • Und gehe zugrunde das Haus ganz!
  • Amme fragt, was denn die Kinder dafür können und bringt dann in eine interessante Klage aus, was einen Unterschied zwischen einfachen und herausragenden Menschen ausmacht:
    • Ach weh, ach, Unglückselige, weh!
    • Was haben die Söhn‘ an des Vaters Vergehn
    • Dir verschuldet? Warum sie hassen? O weh,
    • Kinder, wie bangt mir vor eurer Gefahr!
    • Schlimm ist der Gewalthaber Begier! Denn
    • Nur selten beherrscht, immer gebietend,
    • Lassen sie schwer vom heftig Gewollten.
    • Ja, besser in Gleichheit lebt sich’s, gewohnt!
    • Mir gönne das Glück, ob in Glanz nicht, doch
    • In gesichertem Stand zu verleben die Zeit.
    • Denn das Bescheidene erbet den Preis schon
    • In dem Namen allein, ist in der Übung
    • Bei weitem das Best, aber das Unmaß,
    • Wo immer es Macht übt, störet das Glück,
    • Und größeres Leid, wenn das Schicksal grollt,
    • Zum Verderben erzeugt es dem Hause.
    • Medea tritt auf und äußert ihren Schmerz und ihre Wut.
      Dabei wird ihre Einstellung zu den Kindern deutlich:
      „O verwünschte, verderbt, Kinder der leidigen
      Mutter, mitsamt ihm,
      Und gehe zugrunde das Haus ganz!“
    • Wichtig ist, dass die Amme die Kinder ausdrücklich warnt: (EB5)
      • „Ach weh, ach, Unglückselige, weh!
      • Was haben die Söhn‘ an des Vaters Vergehn
      • Dir verschuldet? Warum sie hassen? O weh,
      • Kinder, wie bangt mir vor eurer Gefahr!
      • Schlimm ist der Gewalthaber Begier! Denn
      • Nur selten beherrscht, immer gebietend,
      • Lassen sie schwer vom heftig Gewollten.
    • Sehr bedenkenswert und diskussionswürdig erscheint das, was die Amme zur Situation sagt:
      • „Ja, besser in Gleichheit lebt sich’s, gewohnt!
        • Gemeint ist damit, dass man nur einer von vielen ist, also nicht herausragt, und dadurch Probleme bekommen kann, die einfache Menschen nicht haben (Neid, Konkurrenz, Feindschaft u.ä.)
      • Mir gönne das Glück, ob in Glanz nicht, doch
      • In gesichertem Stand zu verleben die Zeit.
      • Denn das Bescheidene erbet den Preis schon
      • In dem Namen allein, ist in der Übung
      • Bei weitem das Best, aber das Unmaß,
      • Wo immer es Macht übt, störet das Glück,
      • Und größeres Leid, wenn das Schicksal grollt,
      • Zum Verderben erzeugt es dem Hause.
        • Entscheidend ist hier das Wort „Unmaß“, verbunden mit „Macht“.
        • Typisch für die Griechen: Das „Schicksal“ ist nicht wahllos, sondern es sucht sich wie die Götter damals herausragende Leute aus, an denen man seine Macht erproben kann.

EB7: Medea – „asiatisch gekleidet“ zur Chorführerin

  • EB8: Zunächst versucht sie Verständnis für ihre Situation zu erwecken:
    • Mich hat dies wider Hoffen zugestoßne Leid
    • Zum Tod verwundet, Beste: hin bin ich; mir ist
    • Des Lebens Reiz verschwunden und der Tod ersehnt.
    • Er, der – ach, leider seh ich’s ein! – mein alles war,
    • Mein Gatte, hat als schlimmster Mann sich mir bewährt.
    • EB8: Dann eine Klage über das Los der Frauen:
      • Von allem, was auf Erden Seel und Leben hat,
      • Die allerärmsten Wesen sind wir Frauen doch.
      • Wettstreit des Geldes erstlich muß den Gatten uns
      • Erkaufen, dem als Herren unser Leib sodann
      • Gehört; und dies ist übler als das Übel selbst!
        • Hier wird angespielt auf die Traditionen in vielen Kulturen, dass die Eltern der Braut dem Bräutigam eine „Mitgift“ mitgeben müssen – es kostet also Geld, wenn man eine junge Frau gut unterbringen will.
        • Dann die Klage, dass dem Mann als dem Herrn früher regelrecht der Körper der Frau gehörte – heute unvorstellbar diese Einseitigkeit.
      • Dabei ist großes Wagnis, ob er bieder ist,
      • Ob böse: denn unrühmlich ist dem Weibe stets
      • Die Scheidung, und verschmähn den Bräutgam darf sie nicht.
      • Gekommen dann zu ungewohnter Sitt und Sinn,
      • Erraten muß sie, nicht vom Hause her belehrt,
      • Wie eben ihres Ehgemahles Wesen sei.
        • Hier der Hinweis, dass man bei diesen Nicht-Liebes-Ehen natürlich Pech haben kann
        • und Scheidung kaum in Frage kommt.
        • Hingewiesen wird auch, dass eine so verheiratete Frau ihren Mann und seine Eigenarten gar nicht kennt, sie erst mal mühsam erraten muss – nachdem das, was bei uns heute in der Regel am Ende des ersten Kennenlernens steht, nämlich Sex, dort am Anfang aller Gemeinsamkeit steht.
      • Wenn nun dies alles glücklich ihr vonstatten geht
      • Und ihr Verlobter froh mit ihr im Bunde lebt,
      • Dann ist ihr Leben neidenswert – sonst besser tot!
        • Hier werden die beiden extremen Alternativen aufgezählt.
      • Der Mann, wenn’s ihm, daheim zu sein, verleidet ist,
      • Er findet auswärts, was des Herzens Ärger stillt,
      • Bei einem Freund, in altersgleicher Männer Kreis;
        • Dann fast schon im Stil von Schillers Gedicht „Die Glocke“ der Hinweis auf das freiere Leben des Mannes.
      • Wir aber müssen nach des einen Launen sehn.
      • Sie sprechen wohl, wir leben frei von Fährlichkeit
      • Im Zimmer, während sie bestehn den Schlachtenkampf –
      • Und denken töricht: wollt ich dreimal lieber doch
      • In Schlachten stehen, als gebären einmal nur! –
        • Hier noch mal der Hinweis auf die Enge des Lebenskreises einer Ehefrau.
        • Am Ende dann Medeas klares Bekenntnis: Liebe wie die Männer auch in den Krieg ziehen als Kinder zu kriegen.
      • EB 9: Das Eingeständnis der Chorführerin, dass Medeas Rachebedürfnis ihr gerechtfertigt erscheint.
        „Ich schweige, weil du billig Rache am Gatten suchst,
        Medea; denn dein Jammer nimmt mich wunder nicht.“

EB9: Dialog mit Kreon

    • Kreon kündigt Medea, dass sie und ihre Kinder die Stadt verlassen müssen.
    • Hintergrund: Er fürchtet, dass Medeas Rache seine Tochter treffen könnte, die ihr den Ehemann weggenommen hat.
    • Medea spielt daraufhin die Sanftmütige, deren Hass sich angeblich nur gegen ihren Mann richtet: (EB10)
      • „So steht es nicht, nein, fürcht, o Kreon, solches nicht,
      • Daß Fürstenhäupter anzugreifen wagt mein Mut.
        • Zunächst tut Medea so, als würde sie Fürsten überhaupt nicht anzugreifen wagen.
        • Am Ende sorgt sie dafür, dass auch König Kreon sterben muss.
      • Was hast du Leides mir getan? Du gabst dein Kind
      • Dem Mann, zu dem dein Herz dich zog. Doch meinen Mann,
      • Ihn haß ich! Du hast, mein ich, hier bloß recht getan.
        • Hier unterscheidet Medea auf eine Art und Weise, die in der Praxis kaum zu finden ist.
        • Fast immer wird in den Hass bei einer Trennung auch der neue Partner einbezogen.
      • So kann ich neidlos sehen, daß dir’s wohl ergeht.
      • Vermählet, lebet glücklich! doch mich lasset hier
      • Im Lande wohnen. Ist mir Unrecht auch geschehn,
      • Ich werde schweigen, untertan den Stärkeren.“
        • Hier gibt sich Medea sehr zurückzuhaltend, rational.
        • Sie nimmt noch mal das Fürsten-Argument vom Anfang auf und betont, dass sie sich dem Stärkeren unterwirft.
        • Das hat die Amme am Anfang ganz anders gesehen.
      • Medea bekommt dann tatsächlich noch einen Tag Zeit.
      • Deutlich wird Medeas Fähigkeit zur Manipulation – was ihr die Chance gibt, ihren Racheplan umzusetzen.

EB11: Kommentar des Chors

Mitgefühl mit Medeas Situation und ungünstigen Zukunftsaussichten

EB12: Medea will den Tag für Rache nutzen

Zur Chorführerin äußert sie ihre Befriedigung, dass sie es geschafft hat, Kreon zumindest ein bisschen herumzubekommen.

Ihre Pläne sind eindeutig mörderisch – aber noch nicht klar im Detail.

  • Du meinst, ich hätte je geschmeichelt diesem Mann
  • Und keinen Vorteil, keinen Trug dabei erzielt?
  • Nicht angeredet hätt ich ihn, nicht angerührt!
  • Und er, so völlig blinden Sinnes und betört,
  • Er konnte, wenn er rasch mich trieb zum Land hinaus,
  • Vereiteln meine Pläne – und jetzo läßt er mich
  • Noch diesen Tag hier, wo ich meiner Feinde drei
  • Zu Leichen wandle, Vater, Braut und Bräutigam!
  • Der Todeswege hab ich manche, ihr Lieben; drum,
  • In welcher Art es unternehmen, weiß ich nicht.

Am Ende dann die Entscheidung wohl für Gift, weil sie sich da gut auskennt.

(EB14) Dialog mit Jason

    • Jason versucht, seine Entscheidung zu rechtfertigen und bietet Medea finanzielle Unterstützung an.
    • Medea weist ihn scharf zurück und macht deutlich, dass sie seine Hilfe nicht will.
    • Dieser Dialog verstärkt den persönlichen Konflikt zwischen den beiden.

(EB19) Auftritt von Aegeus

    • Aegeus, der König von Athen, erscheint und bietet Medea Asyl an.
    • Diese Begegnung gibt Medea die Sicherheit, die sie braucht, um ihren Racheplan ohne Furcht vor Konsequenzen auszuführen.
      (wird noch genauer ausgeführt, mit Zitaten)
  1. (EB23) Medeas

    Racheplan

    • Medea entwickelt ihren Plan, Glauke, die Tochter des Königs und Rivalin um die Liebe ihres Mannes, mit einem vergifteten Kleid zu töten.
    • (wird noch genauer ausgeführt, mit Zitaten)
  2. EB26: Einbeziehung Jasons:

EB30: Umgang mit den Kindern, innerer Kampf Medeas

(wird noch genauer ausgeführt, mit Zitaten)

EB33: Botenbericht über die Katastrophe (Tod von Glauke und Kreon)

    • Das vergiftete Kleid führt zum Tod von Glauke und Kreon.
    • Diese Ereignisse markieren den Höhepunkt der Tragödie und zeigen die furchtbare Wirkung von Medeas Rache.
    • (wird noch genauer ausgeführt, mit Zitaten)

EB37: Finale Konfrontation mit Jason

    • Medea offenbart Jason, dass sie auch die gemeinsamen Kinder getötet hat.
    • Jason ist verzweifelt und machtlos, während Medea triumphierend auf dem einem Himmelswagen entkommt.
      • Das ist eine typische „Deus ex machina“ Lösung. Aus der „Maschine“, also gewissermaßen aus dem Backstage-Bereich tritt plötzlich ein Gott
      • Und bringt allein durch seine Macht die Lösung.
      • Das war im altgriechischen Theater durchaus üblich.
    • (wird noch genauer ausgeführt, mit Zitaten)

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