Worum es hier geht:
Das Gedicht gehört zur Zeit der Empfindsamkeit, einer Nebenströmung in der Epoche der Aufklärung.
Das Gedicht drückt vor allem die Ehrfurcht und Dankbarkeit des lyrischen Ichs gegenüber der Schöpfung und dem Schöpfer aus.
Die einzelnen Strophen thematisieren verschiedene Aspekte der Natur und des Göttlichen.
Da das Gedicht in seinen Gefühlsausbrüchen ziemlich schwierig zu verstehen ist, erläutern wir im folgenden einfach mal den Inhalt, so dass man das heute auch noch versteht.
Klopstock „Frühlingsfeier“ – Audio-Erklärung
Leider ziemlich große Datei – daher auf eine eigene Seite ausgelagert:
https://schnell-durchblicken.de/klopstock-fruehlingsfeier-audio
Die Frühlingsfeier
- Nicht in den Ozean der Welten alle
- Will ich mich stürzen! schweben nicht,
- Wo die ersten Erschaffnen, die Jubelchöre der Söhne des Lichts,
- Anbeten, tief anbeten! und in Entzückung vergehn!
- Zunächst wird beschrieben, woran sich das lyrische Ich nicht wagen will – nämlich an die größten Dinge der Schöpfung
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- Zunächst wird beschrieben, woran sich das lyrische Ich nicht wagen will – nämlich an die größten Dinge der Schöpfung
- Nur um den Tropfen am Eimer,
- Um die Erde nur, will ich schweben, und anbeten!
- Halleluja! Halleluja! Der Tropfen am Eimer
- Rann aus der Hand des Allmächtigen auch!
- Statt dessen will sich das lyrische Ich den kleinen Dingen der Schöpfung zuwenden.
- Das erinnert ein bisschen an Adalbert Stifter und sein „stilles Gesetz“
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- Da der Hand des Allmächtigen
- Die grösseren Erden entquollen!
- Die Ströme des Lichts rauschten, und Siebengestirne wurden,
- Da entrannest du, Tropfen, der Hand des Allmächtigen!
- Hier wird eine Schöpfungsgeschichte entwickelt, die gewissermaßen in zwei Richtungen geht:
- die oben angesprochene große
- und eben die kleine.
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- Da ein Strom des Lichts rauscht‘, und unsre Sonne wurde!
- Ein Wogensturz sich stürzte wie vom Felsen
- Der Wolk‘ herab und den Orion gürtete,
- Da entrannest du, Tropfen, der Hand des Allmächtigen!
- Hier noch einmal die gleiche Situation.
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- Hier noch einmal die gleiche Situation.
- Wer sind die tausendmal tausend, wer die Myriaden alle,
- Welche den Tropfen bewohnen, und bewohnten? und wer bin ich?
- Halleluja dem Schaffenden! mehr wie die Erden, die quollen!
- Mehr, wie die Siebengestirne, die aus Strahlen zusammenströmten!
- Hier fragt das lyrische Ich nach seiner eigenen Bedeutung
- und kommt dank „dem Schaffenden“ zu einer positiven Antwort.
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- Aber du Frühlingswürmchen,
- Das grünlichgolden neben mir spielt,
- Du lebst; und bist vielleicht
- Ach nicht unsterblich!
- Hier geht es um die Vergänglichkeit zunächst einmal der kleinen Wesen.
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- Hier geht es um die Vergänglichkeit zunächst einmal der kleinen Wesen.
- Ich bin heraus gegangen anzubeten,
- Und ich weine? Vergib, vergib
- Auch diese Träne dem Endlichen,
- O du, der sein wird!
- Reflexion des eigenen Vorhabens (Anbetung)
- im Vergleich zur realen Situation (Weinen)
- Die Träne wird dann „dem Endlichen“ gewidmet
- und das lyrische Ich wendet sich dem zu, was sein wird.
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- Du wirst die Zweifel alle mir enthüllen,
- O du, der mich durch das dunkle Tal
- Des Todes führen wird! Ich lerne dann,
- Ob eine Seele das goldene Würmchen hatte.
- Hoffnung auf Klarheit
- über solche Fragen
- nach dem Tod.
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- Bist du nur gebildeter Staub,
- Sohn des Mais, so werde denn
- Wieder verfliegender Staub,
- Oder was sonst der Ewige will!
- Hier entwickelt das lyrische Ich auch für das Würmchen
- eine Zukunftsperspektive,
- die aber in der Hand des Schöpfers liegt.
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- Ergieß von neuem du, mein Auge,
- Freudentränen!
- Du, meine Harfe,
- Preise den Herrn!
- Das lyrische Ich schaltet um auf
- Freudentränen
- und Harfenspiel.
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- Umwunden wieder, mit Palmen
- Ist meine Harf‘ umwunden! ich singe dem Herrn!
- Hier steh ich. Rund um mich
- Ist Alles Allmacht! und Wunder Alles!
- Das lyrische Ich gibt sich ganz dem Gefühl der Allmacht hin.
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- Das lyrische Ich gibt sich ganz dem Gefühl der Allmacht hin.
- Mit tiefer Ehrfurcht schau ich die Schöpfung an,
- Denn Du!
- Namenloser, Du!
- Schufest sie!
- Hier geht es um Bewunderung und Ehrfurcht gegenüber der Schöpfung.
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- Hier geht es um Bewunderung und Ehrfurcht gegenüber der Schöpfung.
- Lüfte, die um mich wehn, und sanfte Kühlung
- Auf mein glühendes Angesicht hauchen,
- Euch, wunderbare Lüfte,
- Sandte der Herr! der Unendliche!
- Alles Positive, das es spürt
- sieht das lyrische Ich als Geschenk des Allmächtigen.
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- Aber jetzt werden sie still, kaum atmen sie.
- Die Morgensonne wird schwül!
- Wolken strömen herauf!
- Sichtbar ist, der kommt, der Ewige!
- Hier verändert sich das Wetter bzw. die Atmosphäre.
- Auch das wird als Ankunft des Ewigen gesehen.
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- Nun schweben sie, rauschen sie, wirbeln die Winde
- Wie beugt sich der Wald! wie hebt sich der Strom!
- Sichtbar, wie du es Sterblichen sein kannst,
- Ja, das bist du, sichtbar, Unendlicher!
- Anscheinend kommt ein starker Wind auf.
- Der wird als Zeichen für die Anwesenheit des Schöpfers gesehen.
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- Der Wald neigt sich, der Strom fliehet, und ich
- Falle nicht auf mein Angesicht?
- Herr! Herr! Gott! barmherzig und gnädig!
- Du Naher! erbarme dich meiner!
- Hier wendet das lyrische Ich sich wieder sich selbst zu
- und will sich nicht über das erheben,
- was der Natur geschieht.
- Es bittet um Erbarmen.
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- Zürnest du, Herr,
- Weil Nacht dein Gewand ist?
- Diese Nacht ist Segen der Erde
- Vater, du zürnest nicht!
- Hier fragt sich das lyrische Ich jetzt,
- ob die Nacht etwas Negatives ist,
- und verneint es – sie ist „Segen der Erde“.
- Das ist fast schon eine Vorstufe der Romantik.
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- Sie kommt, Erfrischung auszuschütten,
- Über den stärkenden Halm!
- Über die herzerfreuende Traube!
- Vater, du zürnest nicht!
- Alles ist still vor dir, du Naher!
- Rings umher ist alles still!
- Auch das Würmchen mit Golde bedeckt, merkt auf!
- Ist es vielleicht nicht seelenlos? ist es unsterblich?
- Nun kehrt wieder Ruhe ein.
- Das lyrische Ich sieht das Würmchen im Sonnenlicht wieder sehr lebendig
- und fragt sich, ob es nicht auch unsterblich ist.
- Man sieht hier deutlich, wie Stimmung und Erkenntnisse wechseln – je nach den äußeren Bedingungen.
- Das nimmt heutige Einsichten in das Verhältnis von Außen- und Innenwelt vorweg.
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- Ach, vermöcht‘ ich dich, Herr, wie ich dürste, zu preisen!
- Immer herrlicher offenbarest du dich!
- Immer dunkler wird die Nacht um dich,
- Und voller von Segen!
- Hier bekommt das lyrische Ich Klarheit,
- hat höchstens das Problem, das auch künstlerische auszudrücken.
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- Seht ihr den Zeugen des Nahen den zückenden Strahl?
- Hört ihr Jehova’s Donner?
- Hört ihr ihn? hört ihr ihn,
- Den erschütternden Donner des Herrn?
- Als nächstes kommt ein Gewitter.
- Der löst wie in der Antike eine Erschütterung aus.
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- Herr! Herr! Gott!
- Barmherzig, und gnädig!
- Angebetet, gepriesen
- Sei dein herrlicher Name!
- Es folgt ein Gebet.
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- Es folgt ein Gebet.
- Und die Gewitterwinde? sie tragen den Donner!
- Wie sie rauschen! wie sie mit lauter Woge den Wald durchströmen!
- Und nun schweigen sie. Langsam wandelt
- Die schwarze Wolke.
- Wieder verändert sich die Natur hin zur Stille.
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- Wieder verändert sich die Natur hin zur Stille.
- Seht ihr den neuen Zeugen des Nahen, den fliegenden Strahl?
- Höret ihr hoch in der Wolke den Donner des Herrn?
- Er ruft: Jehova! Jehova!
- Und der geschmetterte Wald dampft!
- Dann kehrt der Donner zurück – er wird als Ausdruck der Anerkennung der Macht Gottes verstanden.
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- Dann kehrt der Donner zurück – er wird als Ausdruck der Anerkennung der Macht Gottes verstanden.
- Aber nicht unsre Hütte!
- Unser Vater gebot
- Seinem Verderber,
- Vor unsrer Hütte vorüberzugehn!
- Hier wird das Vertrauen deutlich,
- dass das lyrische Ich auf Gott setzt – angesichts des Gewitters.
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- Ach, schon rauscht, schon rauscht
- Himmel, und Erde vom gnädigen Regen!
- Nun ist, wie dürstete sie! die Erd‘ erquickt,
- Und der Himmel der Segensfüll‘ entlastet!
- Es folgt dann ein erquickender Regen.
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- Es folgt dann ein erquickender Regen.
- Siehe, nun kommt Jehova nicht mehr im Wetter,
- In stillem, sanftem Säuseln
- Kommt Jehova,
- Und unter ihm neigt sich der Bogen des Friedens!
- Das Gedicht endet dann mit einer allgemeinen Beruhigung.
- In Anspielung auf eine Stelle im Alten Testament der Bibel zeigt Gott sich dem lyrischen Ich jetzt in stiller, sanfter Form
- mit der Perspektive des Friedens.
- Die Stelle ist hier zu finden
1. Buch der Könige, Kapitel 19, Verse 11-13
Zusammenfassende Auswertung:
Das Gedicht zeigt:
- Ehrfurcht vor der Schöpfung
Das Gedicht beginnt mit der Anerkennung der Erde als kleiner, aber wunderbarer Teil des Universums. Das lyrische Ich konzentriert sich auf die Schönheit und Komplexität der Erde, anstatt sich in die unendlichen Weiten des Universums zu stürzen. Dies wird durch die Metapher des „Tropfens am Eimer“ verdeutlicht, der die Erde symbolisiert. - Lobpreisung Gottes
Ein zentrales Element des Gedichts ist die Anbetung Gottes. Das lyrische Ich preist den Schöpfer für die Erschaffung der Erde und des Universums. Es erkennt die göttliche Macht und die Schönheit der Schöpfung an und drückt dies durch wiederholte Hallelujas und Lobpreisungen aus. - Reflexion über die Vergänglichkeit des Lebens
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Vergänglichkeit des Lebens, symbolisiert durch das „Frühlingswürmchen“. Das lyrische Ich erkennt die Schönheit und Lebendigkeit des kleinen Würmchens, reflektiert aber auch über dessen mögliche Sterblichkeit. Diese Reflexion führt zu einer tieferen Betrachtung der eigenen Existenz und der Vergänglichkeit aller Lebewesen. - Pantheistische Elemente
Das Gedicht zeigt pantheistische Züge, indem es das Göttliche in der Natur und in der Schöpfung sieht.
Klopstock betrachtet die Natur als Ausdruck der göttlichen Präsenz und Macht, was typisch für die Epoche der Empfindsamkeit ist.
Insgesamt handelt es sich um tiefgründiges Gedicht,
- das die Beziehung zwischen Mensch, Natur und Gott thematisiert.
- Es drückt eine tiefe Ehrfurcht vor der Schöpfung und eine Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer aus.
- Das lyrische Ich erkennt die Schönheit und Komplexität der Erde,
- lobt die göttliche Macht
- und reflektiert über die Vergänglichkeit des Lebens.
- Das Gedicht betont die Bedeutung der Natur als Vergegenwärtigung des Göttlichen
- und zeigt dabei, dass das mit Stille und Sanftheit in der Natur verbunden sein kann.
In einem Satz könnte man sagen:
- Klopstocks Gedicht präsentiert eine Botschaft
- der Demut,
- Dankbarkeit und
- Ehrfurcht vor der Schöpfung und dem Schöpfer,
- während es gleichzeitig
- die Vergänglichkeit des Lebens
- und die Suche nach dem eigenen Platz im Universum thematisiert.
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