Latus Crux, Lesetagebuch zum Kapitel “Die Frau des Architekten” (Mat8630-lt-hs-kap9)

Eine starke Stimme für dieses Kapitel: Ein echtes Highlight

Das Kapitel ,,Die Frau des Architekten” ist eines der besten sowie interessantesten Kapitel des Buches ,,Heimsuchung”.

Begriffe, die dieses Kapitel so besonders machen, um einen kurzen Vorgeschmack zu liefern:

  1. Geheimnisvoll
  2. Komplex 
  3. Realitätsnah
  4. Frustrierend
  5. Frivol


In der Geschichte wird das Leben einer Frau beschrieben, die von familiären und persönlichen Ereignissen geprägt ist. Ihr erhabener Vater und ihr zukünftiger Mann lassen die Frau, die eigentlich sehr abenteuerlich geprägt ist, in einem Fast-schon-Gefängnis ihr Leben fristen.

Ihre Hochzeit mit ihrem zukünftigen Mann, der schon mit einer anderen Frau und Kind verheiratet ist, wie die Gattung Mann halt so sein kann, nimmt sie wie eins der Abenteuer wahr, von denen sie in ihrer Kindheit geträumt hatte.

Ihr Mann, der Architekt, baut an dem See, den er zur Basis ihrer Verbindung gemacht hat, ein Haus für die ,,Ewigkeit”. Dieses Haus ist allerdings für sie,  die eigentlich eine so extrovertierte Frau ist, wie ein Verlies. Viel Sicherheit, aber gleichzeitig auch Kreativitätslosigkeit, da sie sich von nun an nicht mehr entfalten kann in ihrer Persona. Mit der Zeit entwickelt sie eine spezielle Eigenart, nämlich ihr Lachen zu einem regelrecht inneren Schutzmechanismus. Ihr Lachen verbindet sie mit dem stereotypen Satz ,,Humor ist, wenn man trotzdem lachen kann”. Den wendet sie an, ganz gleich, ob es sich um positive oder negative Nachrichten handelt.

Die Frau unterscheidet sich ganz klar von einem normalen Menschen. Stark aufgefallen ist es beim Besuch ihrer Geschwister und ihrer Enkel. Während sich Ihre Familie in diesem Haus wohlfühlt, es allen schon fast als Himmel auf Erden vorkommt, kann sie sich nicht ausruhen und befindet sich in einer zunehmenden Spannungssituation.

Die Bindung des Architekten an seine Frau ist bemerkenswert. Mit zunehmender Zeit verschmelzen ihre Körper in manchen Eigenschaften fast schon telepathisch. Dies fällt zum Beispiel stark auf bei den Geschichten in dem Pub.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges zerbricht ihre Maske. Sie fängt an zu weinen und kann sich nicht mehr einkriegen. Ihre Enkelin muss zu ihr, um sich um sie zu kümmern, da sie nicht mehr in der Lage ist, ihre Aufgaben eigenständig zu erledigen.

Ihre Enkelin muss dann fliehen, da die Russen im Anmarsch sind. Als sie das Haus erreichen und verwüstet haben, wird sie von dem kommandierenden Offizier der Einheit in einem speziellen Kleiderschrank gefunden, dort ist sie dann nach eigenem Bekunden,,zum Feind übergelaufen”, als er ihr (vermutlich) das Wort ,,Mama” sagt. Sie haben daraufhin Geschlechtsverkehr. Sehr viel wird deutlich, wenn sie sich dadurch wieder seit ihrer Kindheit zum ersten Mal richtig frei fühlt. Ausgedrückt wird das durch das vielsagende Bild: Das Erlebnis habe für sie ein Loch in die Ewigkeit gebohrt. Man merkt hier deutlich, was für eine Art von Ewigkeit ihr Mann ihr angeboten hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg fühlt sie sich im Seniorenzentrum wieder wie im Gefängnis, wo sie ihre einzige verbliebene Freiheit darin besteht, das ererbte Haus am See zu vererben. Sie schließt dabei aus, dass ein Mann das Haus und das Grundstück bekommt.

Das passt natürlich dazu, dass diese Frau sich von ihrem Vater und später von ihrem Mann regelrecht eingesperrt gefühlt hat – zwar sehr komfortabel mit Erfüllung fast aller Wünsche – aber eben doch an einen Ort und ein bestimmtes Leben gebunden. Das, was sie sich eigentlich gewünscht hat, nämlich Freiheit und Abenteuer, hat ihr nur dieser Russe geboten – in einer einmaligen Liebesbegegnung.

Insgesamt ist dieses Kapitel ein echtes Highlight im Roman, das einen auch für das eigene Leben sehr nachdenklich stimmen kann.

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