Ludwig Jacobowski, Großstadt-Lärm (Mat8586)

Worum es hier geht:

Vorgestellt wird ein typisch expressionistisches Gedicht, das allerdings ungewöhnlich deutlich die Kritik an der Welt der Stadt mit der Sehnsucht nach einem einfachen Leben auf dem Land verbindet.

Ludwig Jacobowski

Großstadt-Lärm

  • Die Überschrift macht schon deutlich, dass es – wie häufig im Expressionismus – um eine große Stadt geht. Das wird auch gleich mit Negativem verbunden, nämlich mit Lärm.

Wo bist du, stilles Ackerland,
Vom bittern Tagewerk ermüdet,
Du grenzenloser Himmelsrand,
Von treuen Sternen eingefriedet?

  • Die erste Strophe macht gleich deutlich, was wahrscheinlich der Großstadt und ihrem Lärm entgegengesetzt ist,
  • nämlich Ackerland als Beispiel für eine ländliche Umgebung, die im Vergleich zur Stadt sehr viel stiller ist.
  • Das ist auch eine Welt, die zwar tagsüber hart arbeiten muss, dafür aber abends eben auch auf eine gesunde Art und Weise müde ist.
  • Die letzten beiden Zeilen wenden sich dann dem Himmel zu und machen wohl deutlich, dass der Anblick des Kosmos so etwas wie Frieden vermittelt.
  • Sprachliche Mittel:
    • Anrede des Ackerlandes, das damit personifiziert wird.
    • Dazu passt auch die Müdigkeit.
    • Ebenso personifiziert werden die Sterne, denn es geht um eine menschliche Eigenschaft bei ihnen.

O draußen, wo die Nacht sich senkt
Auf Gärten, Heide, Wald und Fluren,
Und locker in den Ästen hängt
Ein Hauch von Dampf und Silberspuren.

  • Die zweite Strophe wendet sich dann mit einer Art Ausruf an die Welt draußen.
  • Das lyrische Ich stellt sich vor, wie die Nacht sich langsam auf alles herabsenkt und dabei durchaus auch in den Ästen hängen bleiben kann.
  • Insgesamt wird das verbunden mit einer anscheinend positiv gemeinten Vorstellung von Dampf und Silberspuren.
  • Es geht hier also auf gar keinen Fall um Industriedämpfe, sondern eher um so etwas wie Nebel.
  • Warum hier ein Begriff aus einer nicht natürlichen Welt genommen wird, muss überlegt werden.
  • Sprachliche Mittel:
    • Eine Art Ausruf,
    • dann die Reihung in der 2. Zeile.
    • Dann eine Metapher, denn die Nacht kann nicht hängen.

Hier schleiche ich die Mauern lang,
Die droh’n, auf mich herabzufallen.
Nachtschwärmer kreuzen meinen Gang
Und taumeln in durchlärmten Hallen.

  • In der 3. Strophe wird dann deutlich, dass sich das lyrische Ich in einer belastenden, potenziell gefährlichen Situation befindet.
  • Neben ihm gibt es nur noch „Nachtschwämer“, die wahrscheinlich das Leben mit Alkoholgenuss besser aushalten.
  • Sprachliche Mittel:
    • Personifizierung der Mauern über das Drohen .

Gejohle aus dem Kellerloch,
Bis an die Dächer ein Gebrause,
O Land der Stille, hol mich doch,
Hol den Gefangenen nach Hause.

  • Am Ende dann noch mal der Gegensatz zwischen der lauten Welt der Stadt und dem „Land der Stille“,
  • in das das lyrische Ich sich zurücksehnt, weil es sich in dieser Welt als „Gefangenen“ sieht.
  • Sprachliche Mittel:
    • Noch mal eine Art Anruf.
    • Dann wieder eine Personifizierung, denn das Land kann niemanden holen.

Insgesamt

  • ein Gedicht, das sich auf den Gegensatz zwischen der Großstadt,
  • in der es sich nicht wohl fühlt,
  • und einem Landleben konzentriert,
  • das für das lyrische Ich anscheinend viel mehr zu bieten hat.

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