Tipps zum Textverständnis: Ludwig Jacobowski, Großstadt-Lärm (Mat4413-erk)

Was wir unter „Tipps zum Textverständnis“ verstehen

Diese Seite bietet dir eine Kombination aus

  • Worterklärungen,
  • Verständnis-Tipps
  • und kreativen Anregungen zum Gedicht „Großstadtlärm“ von Ludwig Jacobowski.

Ziel ist es, beim genauen Lesen zu helfen – sowohl inhaltlich als auch sprachlich.

 Titel und Grundstimmung

Großstadtlärm:
Achte auf die Verbindung – und in welche Richtung sie geht.

 Strophe 1

Anregungen:
Wie nennt man so etwas, wenn man sagt: O, du schöne Welt – O, was für ein tolles Bild?
Achte auch auf das Fragezeichen.
Wie wird das „Ackerland“ gesehen?
Welche Bedeutung hat die Zeile 2?

1 Wo bist du, stilles Ackerland,
2 Vom bittern Tagewerk ermüdet,
3 Du grenzenloser Himmelsrand,
4 Von treuen Sternen eingefriedet?

  • „bitteres Tagewerk“ – eine harte, körperlich fordernde Arbeit.
  • „Himmelsrand“ – der Horizont, poetisch überhöht.
  • „eingefriedet“ – wie eingezäunt, hier: beschützt von Sternen.

 

Strophe 2

Anregungen:
In welchem Verhältnis steht die 2. Strophe zur ersten?
Was macht das lyrische Ich hier eigentlich? Versetz dich in seine Situation.
Wie könntest du etwas Ähnliches formulieren, wenn du – abends im Urlaubsort angekommen – morgens das Fenster aufmachst und zum ersten Mal die Schönheit der Landschaft siehst?

5 O draußen, wo die Nacht sich senkt
6 Auf Gärten, Heide, Wald und Fluren,
7 Und locker in den Ästen hängt
8 Ein Hauch von Dampf und Silberspuren.

  • „Heide, Wald und Fluren“ – typische Begriffe für eine naturbelassene Landschaft.
  • „Silberspuren“ – Mondlicht auf Tau oder Nebel.
Strophe 3

Anregungen:
In welchem Verhältnis steht die 3. Strophe zu den beiden ersten Strophen?
Versetz dich in die Situation des lyrischen Ichs – wie fühlst du dich in den Zeilen 9 und 10?
Was ist mit den Leuten, die Lust haben, in einer solchen Nacht in der Großstadt „auszuschwärmen“?

9 Hier schleiche ich die Mauern lang,
10 Die droh’n, auf mich herabzufallen.
11 Nachtschwärmer kreuzen meinen Gang
12 Und taumeln in durchlärmten Hallen.

  • „droh’n auf mich herabzufallen“ – Ausdruck psychischer Belastung durch die Stadtmauern.
  • „Nachtschwärmer“ – Menschen, die nachts feiern oder ziellos umherirren.
  • „durchlärmte Hallen“ – möglicherweise Tanzlokale oder Gaststätten.
Strophe 4

Anregungen:
Wie passt Zeile 13 zu Zeile 12?
Wie empfindet das lyrische Ich das „Gebrause“
Wo findet man vielleicht ein positives „Gebrause“?
Wieso passt Zeile 15 besonders gut zur Überschrift?
Wie kommt das lyrische Ich auf den Gedanken, sich als „Gefangenen“ zu bezeichnen?

13 Gejohle aus dem Kellerloch,
14 Bis an die Dächer ein Gebrause,
15 O Land der Stille, hol mich doch,
16 Hol den Gefangenen nach Hause.

  • „Gejohle“ – chaotisch, fast entmenschlicht.
  • „Gebrause bis an die Dächer“ – der Lärm scheint die ganze Stadt zu durchdringen.
  • „Gefangener“ – das Ich empfindet sich als eingesperrt.
  Aussagen des Gedichts

Anregungen:
Setz den Satz einfach fort: „Das Gedicht zeigt…“ „Das Gedicht macht deutlich …“
Denk an die beiden unterschiedlichen Welten, die für das lyrische Ich eine Rolle spielen.
Bezieh das Schlüsselwort des „Gefangenen“ mit ein.

  Sprachliche Mittel und Wirkung

Anregungen:
Such nicht so sehr nach Fachbegriffen aus der Liste der sprachlichen Mittel.
Kein Dichter nutzt so etwas.
Vielmehr überlegt er, wie er die Aussagen am besten sprachlich und mit anderen Mitteln verstärkt.

  • Fragezeichen?
  • Ausruf O
  • Gegensatz von „grenzenlos“ und „treu“
  • Wie wird die Nacht beschrieben, wenn sie sich „senken“ kann. Ist die Nacht ein denkendes Wesen?
  • Bedeutung der Mauern
  • Warum ist das „kreuzen“ in Zeile 11 wichtig und nicht nur eine einfache Bezeichnung dafür, dass man sich begegnet?
  • Warum lässt der Dichter die Nachtschwärmer „taumeln“? Was deutet er damit an?
  • Wie wirkt „Gejohle“ im Vergleich zu „Gesang“?
  • Was bedeutet es, wenn am Ende das Land angeredet wird?
  • Und das lyrische Ich sich als „Gefangenen“ bezeichnet?
  • Zu welcher anderen Stelle im Gedicht passt dieses Wort?
 Kritik und kreative Anregung

Anregungen:
Ist das nicht eine ziemlich einseitige Sicht?
Ist das „Ackerland“ in jeder Hinsicht schön?
Und ist die Stadt nur „lärmig“?
Und istDas Gedicht ist sehr einseitig: Stadt = schlecht, Land = gut. Aber wie realistisch ist das? Was wird verschwiegen – etwa Einsamkeit, harte Arbeit, fehlende Perspektiven auf dem Land? Ein Gegengedicht kann zeigen, dass es auch dort Herausforderungen gibt.

Was zeigt dieses Gegengedicht?
  1. Rückkehr vom Land1. Als ich nach langer Wanderung
    2. in der Stille ankam.
    3. War alles dunkel und zu.
    4. Schließlich mich ein alter Nachbar
    5. in seiner Scheune schlafen.6. Da war es still
    7. aber es war auch viel los
    8. im Stroh – Ameisen, Läuse
    9. Gut, dass die einsame Ratte
    10. nur vorbeischaute.

    11. Dann zwei Tage im Gasthaus
    12. Keiner hatte Arbeit für mich
    13. Als das Geld alle war
    14. wusste ich
    15. Der Lärm brachte auch Arbeit …

Weitere Materialien

Wer eine komplette Analyse möchte:

Darüber hinausgehende Anmerkungen zu Analyse und Interpretation finden sich hier:
https://schnell-durchblicken.de/ludwig-jacobowski-grossstadt-laerm

Weitere Infos, Tipps und Materialien

 

 

 

 

 

 

Auf dieser Seite wollen wir all denen helfen, die ein Gedicht selbst verstehen wollen, aber Schwierigkeiten haben mit

  • einzelnen Wörtern,
  • Wendungen oder ganzen Sätzen
  • Anspielungen
  • u.ä.

Zu diesem Zweck präsentieren wir hier ein Bild mit Zeilen und fügen dann darunter die notwendigen Erklären an.

Das ist besonders hilfreich für Lehrkräfte, die einen solchen Text etwa in einer Klassenarbeit oder Klausur einsetzen wollen – und dann ist es besser, wenn schwierige Stellen schon auf dem Aufgabenblatt erklären werden.

Hier jetzt noch Tipps zum Verständnis des Gedichtes und mehr

Hier gibt es auch Tipps zum Verständnis der Aussagen.

Titel: „Großstadtlärm“
  • Hier wird schon deutlich, dass es um etwas geht, was wohl als negativ empfunden wird. Damit hat man schon mal einen ersten Fixpunkt für das Verständnis. Aber man muss schauen, ob dieses „Vorverständnis“ sich dann später im Gedicht auch bestätigt.
Strophe 1

Achte auf die Frage – dann folgt eine Beschreibung, wie sich das lyrische Ich diese Ackerlandwelt vorstellt. Vermutung bestätigt sich, das lyrische Ich sehnt sich nach einer bäuerlichen, ländlichen Umgebung.

1 Wo bist du, stilles Ackerland,
2 Vom bittern Tagewerk ermüdet,
3 Du grenzenloser Himmelsrand,
4 Von treuen Sternen eingefriedet?

Zeile 2: „bittern Tagewerk“
→ Damit ist eine mühsame, anstrengende Arbeit gemeint.

Zeile 3: „Himmelsrand“
→ Der Horizont, die Linie, an der Himmel und Erde scheinbar aufeinandertreffen.

Zeile 4: „Von treuen Sternen eingefriedet“
→ Der Nachthimmel wird beschrieben, als wäre er von Sternen umgeben und beschützt.

Strophe 2

Hier merkt man an dem „O“, dass hier eine Art Klageruf rausgehauen wird, der Sehnsucht ausdrückt. Das lyrische Ich stellt sich diese Landschaft so vor, wie sie sie am liebsten sieht. Die Anfangsdeutungshypothese: Stadt = Lärm, ländliche Welt schön = wird immer deutlicher.

5 O draußen, wo die Nacht sich senkt
6 Auf Gärten, Heide, Wald und Fluren,
7 Und locker in den Ästen hängt
8 Ein Hauch von Dampf und Silberspuren.

Zeile 6: „Heide, Wald und Fluren“
→ Naturlandschaften: Heide ist eine offene Landschaft mit niedrigen Pflanzen, Fluren sind Felder und Wiesen.

Zeile 8: „Ein Hauch von Dampf und Silberspuren“
→ Ein leichter Nebel oder Tau, der im Mondlicht silbrig schimmert.

Strophe 3

Das „Hier“ macht deutlich, dass das lyrische Ich jetzt wieder innerlich in seine Großstadtlärm-Welt zurückkehrt.
Versetz dich in seine Situation, dann werden die Zeilen 9 und 10 klar. Die Zeilen  11 und 12 beziehen sich dann auf Leute, die anscheinend nachts gerne durch die Stadt schwärmen – achte, was aus ihnen wird – und wie der Lärm wieder auftaucht.
9 Hier schleiche ich die Mauern lang,
10 Die droh’n, auf mich herabzufallen.
11 Nachtschwärmer kreuzen meinen Gang
12 Und taumeln in durchlärmten Hallen.

Zeile 10: „Die droh’n, auf mich herabzufallen“
→ Die Mauern wirken auf den Sprecher bedrohlich und erdrückend.

Zeile 11: „Nachtschwärmer“
→ Menschen, die nachts unterwegs sind, oft zum Feiern.

Zeile 12: „durchlärmte Hallen“
→ Lautstarke Räume, in denen viel Lärm herrscht, möglicherweise Tanzlokale oder Gaststätten.

Strophe 4

Achte auf den Übergang von Lärm zu Johle -und wie sich das ausbreitet.
Dann wieder so ein Klageruf – und die Betonung der Stille beim Sehnsuchtsland.
Am Ende sind zwei Wörter wichtig: Gefangener und „Hause“
13 Gejohle aus dem Kellerloch,
14 Bis an die Dächer ein Gebrause,
15 O Land der Stille, hol mich doch,
16 Hol den Gefangenen nach Hause.

Zeile 13: „Gejohle aus dem Kellerloch“
→ Lautes, wildes Geschrei, das aus einem Kellerraum dringt.

Zeile 14: „Bis an die Dächer ein Gebrause“
→ Der Lärm ist so stark, dass er bis zu den Hausdächern zu hören ist.

Zeile 15-16: „Land der Stille, hol mich doch, Hol den Gefangenen nach Hause.“
→ Der Sprecher sehnt sich nach der Ruhe der Natur und empfindet sich in der lauten Stadt wie ein Gefangener.

Aussagen des Gedichtes

Am besten setzt du einfach den Satzanfang fort:
Das Gedicht zeigt/macht deutlich;
und dann schaust du dir das Gedicht noch mal an, was da besonders hervorgehoben wird.
Wodurch ist die Großstadt gekennzeichnet und wie wirkt sie sich auf den Menschen aus?
Was wird an der ländlichen Welt positiv hervorgehoben?

 

  Unterstützung der Aussagen des Gedichtes durch „sprachliche“ und sonstige Mittel

Was hat der Autor sich einfallen lassen, um die Aussagen zu verstärken?
Es geht also nicht so sehr um diese Fachbegriffe in den Checklisten.
Natürlich ist es gut, wenn man sie auch einbauen kann – dann freut sich die Lehrkraft und es gibt mehr Punkte.
Aber viel wichtiger ist, dass man begreift, was dem Autor eingefallen ist, um dieses Gedicht wirksam zu machen.

Denk an die Fragen und Klagen.
Und an Wörter wie schleichen Mauern taumeln
Wie wird die Natur beschrieben?
Warum hat er das „bittere Tagewerk“ eingebaut?
Warum sind die Wörter „Gefangener“, Mauern“ und „schleichen“ so wichtig?

Kritik und Kreativität

Anregungen:
Das ist eine ziemlich einseitige Sicht. Was wird bei der Stadt verschwiegen, was bei der ländlichen Welt?
Interessant ist, dass dort überhaupt nicht von Menschen die Rede ist.
Wovon will das lyrische Ich dort leben?
Man könnte schön ein Gegengedicht schreiben. Es muss keinen Reim enthalten, denn in dem Gegengedicht „reimt“ sich ja auch nicht einfach so alles.

Rückkehr vom Land

1. Als ich nach langer Wanderung
2. in der Stille ankam.
3. War alles dunkel und zu.
4. Schließlich mich ein alter Nachbar
5. in seiner Scheune schlafen.

6. Da war es still
7. aber es war auch viel los
8. im Stroh – Ameisen, Läuse
9. Gut, dass die einsame Ratte
10. nur vorbeischaute.

11. Dann zwei Tage im Gasthaus
12. Keiner hatte Arbeit für mich
13. Als das Geld alle war
14. wusste ich
15. Der Lärm brachte auch Arbeit …

Wer eine komplette Analyse möchte:

Darüber hinausgehende Anmerkungen zu Analyse und Interpretation finden sich hier:
https://schnell-durchblicken.de/ludwig-jacobowski-grossstadt-laerm

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