Mia-Klausurlösung zu Jörg Magenau, „Fremd bin ich eingezogen“ – Rezension zum Roman „Heimsuchung“ (Mat7216-mia)

Worum es hier geht:

Im Folgenden geht es um eine Rezension von Jörg Magenau zu dem Roman „Heimsuchung“ von Jenny Erpenbeck. Erschienen ist sie im Tagesspiegel im Jahre 2008.

Gefunden haben wir ihn hier:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/fremd-bin-ich-eingezogen-1606282.html

Hier eine mögliche Lösung der Aufgaben, wie sie uns Mia zur Verfügung gestellt hat.

Knappe, aber strukturierte Wiedergabe des Inhalts
  1. Im ersten Abschnitt geht es um das Zentrum des Romans, ein Haus in der Natur als Alternative zum Berufsalltag. Das Besondere an dem Roman, dass zum einen die Geschichte des 20. Jahrhunderts einbezogen wird. Aber schon der Prolog macht deutlich, dass es hier auch um größere Zusammenhänge geht, die menschliche Schicksale relativieren.
  2. Konkret geht es um 12 Kapitel, in denen verschiedene Menschen vorgestellt werden, soweit sie mit dem Haus etwas zu tun haben. Immer geht es um Sehnsucht nach Heimat und damit verbunden auch die Frage des Verlusts, des Ankommens und schließlich auch erneuter Vertreibung. Der Titel des Romans ist dabei doppeldeutig und hat etwas mit der Schriftstellerin zu tun, die eigentlich überzeugte Kommunistin ist, dann aber erleben muss, dass sie auch im negativen Sinne heimgesucht wird, weil auch in der Partei nicht alle gleich sind.
  3. Die Schriftstellerin hat erlebt, dass sie versucht hat, einer Entwicklung hin zur Unmenschlichkeit in NS-Deutschland zu entgehen und nun auch in der neuen kommunistischen Welt nicht die erhoffte Freiheit findet. Im Kontrast dazu steht die einfache Bäuerin, die in dem Haus zwar nicht voll akzeptiert wird, aber lieber fremd ist in der Fremde als im eigenen Haus, das sie verloren hat.
  4. Der Roman hat einen biografischen Hintergrund, weil man in der Schriftstellerin die Großmutter der Autorin erkennen kann. Es wird aber kein Familienroman präsentiert. Dieser Teil erscheint insgesamt sogar braver als etwa die Geschichte des Architekten, dessen Leben sich zwischen Albert Speer, dem Rüstungsminister Hitlers, der DDR und dem Westen abspielt, wohin er schließlich fliehen muss.
  5. Eindrucksvoll erscheint besonders die Art und Weise, wie die Verfasserin die jüdischen Schicksale beschreibt, die mit dem Haus verbunden sind.
    [Meine persönliche Anmerkung dazu außerhalb der eigentlichen Klausuraufgabe:
    Das kann man auch anders sehen, indem man etwa herausstellt, wie empathielos im Roman das Schicksal einzelner Opfer in aller Drastik geschildert wird, um gleich wieder zu alltäglichen Dingen überzugehen. Das kann ein interessanter schriftstellerischer Trick sein, aber es wird dabei ein gefährlicher Weg beschritten – nach dem Motto: Eben habe ich gesehen, wie jemand zusammengeschlagen wurde – besonders interessant fand ich, wie ihm das Blut aus der Nase lief. Dann habe ich in der Bäckerei nur einen Kaffee geholt – auf ein Brötchen hatte ich keine Lust mehr – tja, so kann es einem im Leben gehen.]
Stellungnahme zur Frage der Heimat folgt noch

Bitte etwas Geduld

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