Wofür sind Gedichte eigentlich gut? (Mat8650)

Worum es hier geht:

Gedichte in der Schule sind für manche Schülis ein richtiger Schrecken – andere lassen sie einfach an sich heran, soweit es nötig ist.

Dass man mit Gedichten auch Spaß haben kann, ohne dass sie an „Tiefsinn“ verlieren, zeigen wir auf dieser Seite:

Wir kennen nämlich Leute, die ganz gerne mal poetisch auf Situationen reagieren.

Fall 1: Umgang mit einem Wasserfall

Da beklagt sich jemand, dass er regelrecht überschüttet wird mit Infos und Ideen, obwohl er selbst es lieber etwas knapp und auf den Punkt gebracht hätte.

Als er das per Chatprogramm dann auch mal äußert, bekommt er folgende Antwort – nur auf den ersten Blick rätselhaft:

Wenn man
an ein Wasserfall
vorbeigeht,
muss man sich
nicht drunterstellen

Es reicht,
ihm die Hand zu geben.

Wir haben den Autor mal gefragt, wie er auf die Idee gekommen ist.

  • Seine Antwort:
    • Nun, die Klage gab es wirklich – keine so ganz klare, aber doch eine mit Tendenz – und das kann jemand verstehen, der vor Ideen einfach nur überquillt. Nicht jeder will die Wohnung unter Wasser sehen.
    • Sie sehen daran, wie die Synapsen schon wieder Gedanken in Bilder umwandeln.
    • So war es auch in diesem Fall.
    • Schnell war das Bild des Wasserfalls da.
    • Dann erinnerte man sich an Leute, die drunterstanden und pudelnass wurden.
    • Das sollte ja nicht sein, wenn man es auf kommunikativen Überschwang bezieht.
    • Also ein anderes Bild – und was ist harmloser und friedfertiger als eine ausgestrecke Hand.
    • Jetzt nur noch in Zeilen aufteilen, so dass diese typische Gedichtspannung entsteht, die keine Kurzgeschichte in der Form leisten kann.
    • Und schon war sie fertig – diese Antwort, die ein bisschen mit den Möglichkeiten der Poesie spielte.
Fall 2: Auf dem Weg zu ausgeglichenem Glück

Da bedankt sich jemand für die Mühe, die man sich anscheinend für ihn gemacht hat.

Das ist schön, aber ein bisschen Ausgleich ist vielleicht noch schöner.

Der könnte so aussehen – unser Freund Lars Krüsand hat uns das freundlicherweise zur Verfügung gestellt und auch zugegeben, dass er sich bei der ersten Zeile hat von dem Roman „Die neuen Leiden des jungen W.“ anregen lassen 😉

Es ist ein seltsam Ding
mit der Mühe,
die man sich
für andere
gibt.

Das ist eben
das Schöne
am Bumerang.

Nun auch hier die Erklärung des Autors:

  • Ausgangspunkt war mal wieder ein recht intensiv ausgedrückter Dank für etwas, was man getan hatte.
  • So ein Dank ist natürlich etwas Schönes – aber manche Menschen wie ich haben dann auch das Bedürfnis, auf die zweite Seite der guten Sache zu verweisen, nämlich die Rückwirkung auf einen selbst.
  • Und dann war da plötzlich die Erinnerung an das Plenzdorf-Zitat – und im gleichen Ton ging es dann fast von selbst weiter.
  • Wie immer bei mir – ist neben der Aussage die Sprachmusik am wichtigsten, damit ein Text etwas mehr ist als ein „normaler“ Text.
  • Entscheidend war natürlich auch hier wieder ein „Synapsen-Geschenk“ – so nenne ich das immer, wenn im Gehirn plötzlich etwas erscheint, wirklich ein Ein-Fall, es fällt gewissermaßen vom Himmel bzw. steig auf wie Rauch bei einem Vulkan aus den Tiefen des Bewusstseins.
  • Übrigens lese ich gerade das Kapitel zu Goethes „Werther“ aus der Biografie des Dichters von Rüdiger Safranski:
    Goethe – Kunstwerk des Lebens
    Herausgeber ‏ : ‎ Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG; 14. Edition (26. August 2013)
    ISBN-10 ‏ : ‎ 9783446235816
    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3446235816
    Und dort wird ausführlich beschrieben, was da bei Goethe im Kopf abging, wie er auf seine Ideen kam. Man muss nicht Goethe sein, um Ähnliches – im kleinen Stil – auch bei sich selbst zu erleben.
    Näheres dazu auf dieser Seite:
    http://schnell-durchblicken.de/safranski-werther-kapitel-in-goethe-kunstwerk-des-lebens
     

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