5-Minuten-Tipp: Versschlüsse und Kadenzen in Gedichten: Was ist das? Wie bestimmt man sie?

Worum es hier geht:

Wir erklären kurz, was es mit den sogenannten

  • Kadenzen oder auch
  • Versschlüssen

in Gedichten auf sich hat.

Kadenz oder Versschluss: Was ist das überhaupt?
  • Aus irgendeinem Grunde interessieren sich die Literaturwissenschaftler nicht nur für Reim und Rhythmus in einem Gedicht.
  • Nein, auch das Ende einer Verszeile versetzt sie in Erregung.
  • Für Schülis bedeutet das, dass sie noch eine Sache prüfen müssen, obwohl sie praktisch nie für die Interpretation eine Rolle spielt.
  • Es geht darum, ob das Ende einer regelmäßigen Verszeile betont endet oder unbetont – vereinfacht gesagt.
  • Männlich: Wenn die letzte Zeile betont wird:
    Zum Beispiel:
    „Wer sie sein Brot mit Tränen aß“
  • Weiblich: Man glaubt es kaum, kommt aber sicher selbst drauf:
    „Ach, sie haben schön gesungen“
    Da wird die vorletzte Silbe betont, das nennt man weiblich.
  • Das hat nichts mit Geschlechterdiskriminierung zu tun, sondern mit dem Französischen: Dort gibt es ja auch männliche oder besser maskuline Adjektive, die „hinten“ betont werden – die weibliche Variante macht das dann umgekehrt:
    Beispiel:
    „Endet die maskuline Form mit einem stummen Konsonant (wie bei grand [ɡʀɑ̃], das d ist stumm), wird dieser Konsonant in der femininen Form hörbar:

Kadenz oder Versschluss: Wie findet man sie schnell?
  • Die Sache ist in der Regel ganz einfach, denn diese Kadenzen oder Versschlüsse hängen natürlich mit den Reimen zusammen.
    • Beispiel 1:
      „Zuerst ist sie gesprungen,
      dann hat sich auch gesungen.“
      Ein Paarreim – der dazu führt, dass in beiden Fällen eine weibliche Kadenz vorliegt, weil die vorletzte Silbe betont wird.
    • Beispiel 2:
      „Sie hat ihn nicht erhört.
      Das hat ihn sehr gestört.“
      Ein Paarreim – der in diesem Falle dazu führt, dass in beiden Fällen eine männliche Kadenz vorliegt, weil die letzte Silbe betont wird.
Kritische Anmerkung:

Sprecht mal mit euren Lehrkräften darüber.
Unsere Erfahrung nach 40 Jahren Tätigkeit als Deutschlehrer ist:
Der Reim und damit auch die Kadenzen spielen bei der Interpretation eine noch geringere Rolle als der Rhythmus. Über den wird auch fast nie gesprochen – aber er muss bestimmt werden.
Das geht übrigens leicht, wenn man dieses Video gesehen hat:
Videolink
https://youtu.be/uDtBzhvVtFk

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