5-Minuten-Tipp zu Novalis, „Armenmitleid“ (Mat8093)

Worum es hier geht:

Das Gedicht versucht, mit den Mitteln der Poesie reiche Menschen aufzurütteln, in den armen Menschen gewissermaßen Mitgeschöpfe Gottes zu sehen. Dementsprechend sollen sie „Mitleid“ entwickeln – hier wohl im Sinne von Mitgefühl, Verständnis und Hilfsbereitschaft.

Zur Form des Gedichtes:
  1. 5-hebiger Jambus
  2. Kreuzreim
Vom Inhalt zu den Aussagen des Gedichtes

Novalis

Armenmitleid
Sag an, mein Mund, warum gab dir zum Sange
Gott Dichtergeist und süßen Wohlklang zu,
Ja wahrlich auch, dass du im hohen Drange
Den Reichen riefst aus träger, stumpfer Ruh.
  • Das Gedicht beginnt mit der Frage des Lyrischen Ichs nach den Gründen für die Fähigkeit zur Poesie,
  • Antwort: auch zum Appell an die Reichen
  • Situation interessant, weil Reiche normalerweise unruhig sind – im Sinne von „busy“, man ahnt aber durch den Titel die Richtung, nämlich das gehetzte Streben nach Reichtum.
Denn kann nicht Sang vom Herzen himmlisch rühren,
Hat er nicht oft vom Lasterschlaf erweckt;
Kann er die Herzen nicht am Leitband führen,
Wenn er sie aus der Dumpfheit aufgeschreckt.
  • Die zweite Strophe bietet eigentlich nur eine Verzögerung,
  • indem jetzt genauer auf die Wirkung von Poesie eingegangen wird.
Wohlauf; hört mich, ihr schwelgerischen Reichen,
Hört mich doch mehr noch euren innren Ruf,
Schaut um euch her, seht Arme hilflos schleichen,
Und fühlt, dass euch ein Vater nur erschuf.
  • Die dritte Strophe bringt dann die Auflösung, jetzt wird Ruhe definiert, nämlich als Schwelgen, d.h. zu wenig Aktivität im sozialen Bereich.
    1. Hinweis auf Arme und ansatzweise auch ihre elende Situation
    2. Und dann Appell an die Gemeinsamkeit der menschlichen Existenz,
    3. Arm und Reich sind beide göttlichen Ursprungs, haben einen gemeinsamen himmlischen Vater – im christlichen Sinne.
Anmerkungen zum Gedicht:
  1. Insgesamt ist das Gedicht mit seinem sozialen Impuls sehr allgemein gehalten, mehr ein Lobpreis der Poesie als sozialer Impuls.
  2. Von da aus kann man darüber diskutieren,
    1. inwieweit so etwas Wirkung bei reichen Leuten erzeugt
    2. und was man vielleicht besser machen könnte, um diese Wirkung zu erzielen.
    3. Man könnte sich auch mal vorstellen, wie man in solch einer „poetischen“ Weise ein Problem angehen könnte, das es in der Schule hin und wieder gibt – nämlich Mobbing.

Wir haben noch ein weiteres Material zu diesem Gedicht:
Novalis, „Armenmitleid“ Wie versteht man ein Gedicht möglichst sicher?
https://textaussage.de/wie-versteht-man-ein-gedicht-moeglichst-sicher-beispiel-novalis-armenmitleid

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