Anders Tivag, Berufliche Zukunft – mehr als Nutzung der KI für Hausaufgaben (Mat6272 )

Worum es hier geht:

Alle Fachleute sind sich einig: Die künstliche Intelligenz wird die Berufswelt stark verändern.

Der folgende Text zeigt, was man selbst schon während der Schulzeit über hoffentlich guten Unterricht hinaus tun kann.

Anders Tivag

An seine Zukunft denken –
das ist mehr als mit KI-Programmen Hausaufgaben erledigen 

Solange man in der Schule ist, ist die künstliche Intelligenz ein wahrer Segen für Schülis.

Mussten sie früher zu Hause überlegen, was die Vorteile und die Nachteile einer intensiven Kameraüberwachung sind, liefert einem ein modernes K.I. Programm gleich schon mal fünf Pro- und fünf Contra-Argumente.

Geht es um die Interpretation eines schwierigen Gedichtes, kann man auch hier Glück haben. Das Chatprogramm liefert vielleicht noch nicht die Interpretation so, wie die Lehrkraft sie haben will. Aber man bekommt Tipps zum Verständnis des Gedichtes und muss sich nicht mühsam Zeile für Zeile vorarbeiten.

Allerdings muss man auch aufpassen, Wir haben inzwischen einen Textbaustein „Na, hast du wieder halluziniert?“ – es entspricht wirklich den schlimmsten Vorurteilen im Hinblick auf Japaner, die aus Höflichkeit lieber eine falsche Antwort geben sollen als gar keine.

Zurück zur Unterstützung durch die KI-Chat-Programme: Natürlich hat dieses Überspringen der ersten Kontaktphase mit fremden Texten auch seine Nachteile. Es ist wie bei den Navigationsprogrammen. Wer nur noch sie nutzt, findet sich mit einer Karte im Notfall nicht mehr zurecht.

KI nicht nur mit Blick auf Schulaufgaben betrachten

Aber uns geht es hier um etwas ganz anderes. Wie wir schon sagten: Die künstliche Intelligenz erscheint in der Schule wie ein wahrer Segen. Warum schauen manche Eltern aber so bedrückt in ihre berufliche Zukunft? Nun, sie sehen jeden Tag, wie Arbeiten, mit denen man früher stundenlang beschäftigt war, jetzt zu 80 % in kürzester Zeit von der K.I. erledigt werden.

Im Unterschied zu Hausaufgaben verschafft das nicht mehr Freizeit, sondern im Extremfall nur noch Freizeit. Man kann nämlich arbeitslos werden, wenn die Arbeit von fünf Leuten auch von zwei Leuten erledigt werden kann.

Schon mal bei den richtigen Leuten nachschauen oder auch nachfragen

Dann schauen wir doch mal in einem ersten Zugriff, was Frau Prof. Dr. Yasmin Weiß noch für zukunftsfähig hält.

Wir werten hier einen Artikel aus, den sie am 10.2.2024 auf dem Portal  LinkedIn veröffentlicht hat. Übrigens kann man dieses Portal unseres Wissens auch kostenlos nach Anmeldung nutzen und bekommt so eine Vorstellung, was einen später im beruflichen Leben erwartet.

Schauen wir uns den ersten Tipp mal an und versuchen ihn dann, in die schulische Vorbereitung Wirklichkeit zu übersetzen

„Menschen, die effizient und effektiv mit Technologien arbeiten (Voraussetzung: Interesse und Freude am Umgang mit Technologie)“

„Technologien“ das ist nicht nur eine Angelegenheit des Faches Informatik

Wir müssen uns erst mal klarmachen, was hier wohl mit Technologien gemeint ist. Da denkt man natürlich zunächst einmal an Informatik. Aber uns geht es ja um vielfältige Berufswege nach der Schule: Es lohnt sich hier sicher, einfach mal in seinem Bekannten- oder Freundeskreis herumzuhören, wie sich diese Informatik auch auf den beruflichen Alltag von Nicht-Informatikern auswirkt.

Uns fällt da immer eine Freundin ein, für die schon seit vielen Jahren „Technologie“ bei einem Bürojob bedeutete, sich schnell in neue Office-Version einzufinden. Wer die Experimentierfreude von den wirklichen Informatikern kennt, kann sich ungefähr vorstellen, wie der normale Bildschirm Arbeitsplatz nach einem sogenannten Relaunch aussieht. Die Chef-Ebene interessiert sich leider nur für die weitere Abarbeitung der eigentlichen Jobs.

Was unsere Freundin und alle anderen in der Dienstleistungswelt angeht: Da sind schon seit einiger Zeit vor allem Leute gefragt, die nicht gleich verzweifeln, sondern wissen, wie man die Anfangsprobleme beim Umgang mit einer neuen Version überwinden kann.

Raus aus der Jammer-Ecke

Übrigens kann man dieses Nicht-jammern-Modell in der Schule fast jeden Tag üben. Wir hören, dass es immer noch bei der ganz normalen Arbeitsblätern im Unterricht Reaktionen gibt zwischen „Verstehe ich nicht“ und „Da habe ich jetzt echt keine Lust drauf.“ Wie wäre es also mit stärker zukunftsorienten Reaktionsvarianten: nachdenken, sich leise mit den Nachbarn im Raum austauschen und ggf. gezielt nachfragen in dem konstruktiven Doppel-Schritt-System:

„Also – verstanden habe ich ja … was mir nur nicht ganz klar ist …“

Zurück zur Vorbereitung auf die KI-Welt: Einfach mal schauen, welche Fragen beim Umgang mit Computerprogrammen und Apps auftauchen. Wenn man die dann ein bisschen auf eine mögliche berufliche Verwendung abklopft, hat man schon etwas für seine eigene Zukunft getan.

Auf die Vielfalt beruflicher Zukunft achten – und auf die Kombination der Welten

Kommen wir zu dem zweiten Hinweis der Professorin:

„Menschen, die Tätigkeiten ausführen, die durch Technologie und Large Language Modelle nicht erledigt werden können (Voraussetzung: Interesse und Freude am persönlichen Umgang mit Menschen oder Handwerklichem)“

Hier trennen sich natürlich die Wege, was die verschiedenen Schulformen angeht. Wer wie bisher bereit ist, anderen Leuten aufs Dach zu steigen oder die Elektroinstallation zu überprüfen, muss sich nicht allzu große Sorgen machen. Es reicht, wenn er Leute kennt, die ihm beim Umgang mit Computerprogrammen und anderen IT-Systemen unterstützen. Seine wesentliche Arbeit findet immer noch handwerklich statt. Nur macht es einen guten Eindruck bei Kunden, wenn man auch schnell im Internet was nachschauen oder auch zeigen kann.

Was die handwerklichen Kern-Tätigkeiten angeht, wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis K.I. gestützte Roboter auch hier zur Konkurrenz werden. Schon die Einführung des mobilen Autofahrens hat sich deutlich verzögert. Und viele Leute werden nicht begeistert sein von dem Gedanken, dass sich in ihrer Wohnung ein Roboter bewegt, dem man im Prinzip alles zutrauen kann, nur nicht die Möglichkeit einer ganz normalen menschlichen Verständigung nach dem Motto: „Stopp, bevor du mit dem Bohren beginnst. Das ist ein Altbau, da weiß keiner, wo genau die Leitungen liegen.“

Vielleicht wird es sogar so sein, dass bei der Möglichkeit der Auswahl manche Leute sich lieber den menschlichen Handwerker ins Haus holen als einen Roboter. Denn Smalltalk wird für Roboter sicher noch lange keine Kernkompetenz darstellen.

Was man (jetzt schon) tun kann

Schauen wir uns jetzt noch den zusammenfassenden Ratschlag der Professorin am Ende an und übersetzen auch ihn in die Schulwirklichkeit

Da ist zum einen die Rede davon, dass die Kombination von handwerklichen Fähigkeiten und Kompetenzen beim Umgang mit der IT oder auch der künstlichen Intelligenz auf jeden Fall die Chancen im Beruf erhöhen.

Wir haben das weiter oben ja schon angesprochen, dass der vorwiegend handwerklich Begabte gegebenenfalls jemanden braucht, der ihm beim Einstieg in neue Technologien oder bei Problemen damit hilft.

Man kann ja einfach mal in seinen eigenen Interessensbereichen die Augen offen halten und vielleicht auch mal das eine oder andere Gespräch führen, um seinen Horizont zu erweitern. Die sogenannten Praktika bieten sich dafür zum Beispiel an.

Und am Kampf gegen „Mittelmaß, Leidenschafts- und Empathielosigkeit“ kann man sich jeden Tag bereits in der Schule beteiligen.

Schauen wir uns mal drei Beispiele an:

Man muss sich nicht mit einer bestimmten Note auf dem Halbjahrszeugnis zufriedengeben. Man kann ein Gespräch mit der Lehrkraft führen und ganz gezielt fragen, wie man eine Stufe höher kommen kann.

Und wenn einer in der Klasse oder im Kurs ein Referat hält, kann man sich positiv abheben von der Universalbewertung: „Alles drin.“ Stattdessen stellt man einen Punkt zur Diskussion, der unklar ist oder einen sogar aufregen kann. Natürlich nur, wenn man den entsprechenden Blick geübt hat. Aber dafür bietet Schule ja viel Zeit.

Und was die Empathielosigkeit angeht, kann man vielleicht üben, sich häufiger in die Situation der Mitschüler zu versetzen. Dann erkennt man ganz schnell erste Ansätze von Mobbing und kann sie „im Keim“ schon bekämpfen. Das erfordert zwar etwas Mut, wie schon Immanuel Kant in seiner Definition von „Aufklärung“ wusste – aber ohne geht es im Leben nicht, wenn man Akzente setzen will.

Fassen wir zusammen:

Wie wir schon früher im Hinblick auf Schule gesagt haben. Spätestens in der Oberstufe oder in einer Abschlussklasse, ganz gleich welcher Schulform, heißt es: Das Leben beginnt jetzt. Es reicht nicht, sich nur auf die Vorbereitung von Abschlussprüfungen zu konzentrieren. Denn nach der großen Freude, wenn man die hinter sich hat, kommen einige Fragen und Herausforderungen. Die kann man leichter bewältigen, wenn man sie auch schon in den Jahren davor im Auge gehabt hat.

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