Anders Tivag, Mit Erfindungen ist das manchmal mehr als so eine Sache (Mat6253)

Worum es hier geht:

Wir präsentieren hier eine neue Geschichte von Anders Tivag. Sie macht deutlich, dass neue Erfindungen mehr als einen Haken haben 😉

Hier zunächst eine Vorschau, dann der Text der Kurzgeschichte und schließlich noch eine PDF-Fassung.

Anders Tivag

 Mit Erfindungen ist das manchmal mehr als so eine Sache

Letztens traf ich einen Mann in meiner Lieblingsbar, der irgendwie erschüttert aussah.

Es dauerte etwas – aber dann war er bereit zu reden.

Er hatte sich vor einiger Zeit den Prototypen einer Erfindung gekauft. Das sei eine scharfe Sache. Man sitze neben oder vor einem Menschen und könne in dessen Vergangenheit blicken.

Es reiche, zum Beispiel ganz intensiv an das Wort Beruf zu denken, dann sehe man gewissermaßen vor seinem inneren Auge – etwas verschwommen, aber durchaus informativ – Versatzstücke der Vergangenheit des anderen, die einem ein ganz gutes Bild vermitteln könnten.

Das Ganze gebe es bisher nur als Beta-Version für ausgewählte Kunden. Aber er habe dem Entwickler vor einiger Zeit mal einen großen Gefallen getan – und jetzt gebe es gewissermaßen das Dankeschön.

Das kam für ihn auch genau zum richtigen Zeitpunkt. Seine Scheidung lag jetzt schon ein ganzes Jahr zurück und er hatte das Gefühl, offen für eine neue Beziehung zu sein.

Also hieß es, sich in das Abenteuer dieser Dates zu stürzen, bei denen man nie genau weiß, was rauskommt.

Was die Qualität des Geräts anging, hatte er es am Wochenende vorher bei seiner Mutter getestet. Auf alle seine Gedankenimpulse hatte er Antworten bekommen, die auch ziemlich im Zielbereich der Realität lagen. Er musste also nicht befürchten, dass es sein würde wie bei diesen neuen KI-Chat-Programmen: Durchaus einiges an Wahrheit, aber eben auch Halluzinationen – nach dem Motto: Lieber etwas erfinden, als die Grenzen der Technik offenzulegen.

Von seiner Mutter hatte er sich dann sehr schnell verabschiedet – denn jetzt ging es um die nächsten Dates. So etwas musste schließlich präzise vorbereitet werden.

Heute war also der erste ernsthafte Test gelaufen. An dieser Stelle verzog der Mann schon wieder schmerzlich das Gesicht.

Der Small Talk am Anfang sei gut gelaufen. Also hatte er nicht mehr gezögert. Gerät eingeschaltet – es habe ein paar Kopfschmerzen gegeben, aber das kannte er ja schon.

Nach einer halben Stunde dann das Debakel. Er hatte schon einiges herausgefunden. Die Frau hatte sich zwischendurch schon beklagt, dass er ein bisschen abwesend wirke.

Aber sie hatte das wohl seiner Nervosität zugeschrieben und ließ das Annäherungsspiel weiterlaufen.

Der Hammer war nur: Sie fragte plötzlich, ob er es denn nicht gemerkt hätte, dass seine Frau fremdging.

Das Problem: Er hatte davon natürlich gar nicht gesprochen. So weit waren sie schließlich noch nicht.

Und jetzt wusste er, warum auch sein Gegenüber hin und wieder abwesend gewirkt hatte.

Druckvorlage

Mat6253 Anders Tivag, Mit Erfindungen ist das manchmal mehr als so eine Sache

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