Anmerkungen zu Heinrich Böll, „Meine Muse“

Worum es hier geht:

Im folgenden geht es um ein Gedicht von Heinrich Böll mit dem Titel „Meine Muse“, in dem offensichtlich die Nöte eines Künstlers, wohl eines Schriftstellers auf humorvolle Weise vorgestellt werden.

Zu finden ist das Gedicht z.B. hier.

https://www.laboratoripoesia.it/heinrich-boll/

Anmerkungen zu Strophe 1:
  • Wenn man den Anfang des Gedichtes gelesen hat, kommt man sicherlich auf die Deutungshypothese, dass hier ein Schriftsteller über die Literatur spricht, die für ihn eine besondere Bedeutung hat.
  • Beklagt wird offensichtlich, dass diese Muse großzügig gegenüber jedermann ist, wenn sie fröhlich ist.
  • Das sieht das lyrische Ich offensichtlich kritisch, das es selbst nur selten in den Genuss ihrer Freigebigkeit kommt.
Anmerkungen zu Strophe 2:
  • In der zweiten Strophe wird die Muse mit einer Nonne verglichen, die bei ihrem „Geliebten“ ein Wort für ihn einlegtt.
  • Die Umstände, die hier erwähnt werden (hinter doppeltem Gitter) deuten eher darauf hin, dass es bei dem Geliebten um Jesus Christus geht, für den Nonnen ja besondere Gefühle haben dürfen.
Anmerkungen zu Strophe 3
  • In der nächsten Strophe ist die Rede davon, dass die Muse offensichtlich über Tag schwer beschäftigt ist, aber abends dann durchaus Zeit hat für das lyrische Ich und sogar mit ihm tanzen will.
  • Aber das ist aus Sicht des lyrischen Ichs aus irgendeinem Grunde die falsche Zeit.
Anmerkungen zu Strophe 4
  • In der nächsten Strophe zieht das lyrische ich daraus die Konsequenz, dass es sich die Musse als alt und gewissermaßen unfruchtbar vorstellt.
  • Darüber hinaus macht sie ihm in aller Deutlichkeit klar, dass er vergebliche Hoffnungen in sie setzt.
Anmerkungen zu Strophe 5
  • In dieser Strophe geht das lyrische Ich noch mal auf die Muse ein, die als Hausfrau anders ausgerichtet ist, als es normalerweise der Fall ist.
  • Sie hat nicht das, was das lyrische Ich braucht.
  • Allenfalls selten öffnet sie wenigstens die Türen und bietet zumindest etwas an.
Anmerkungen zu Strophe 6
  • In dieser Strophe stellt das lyrische Ich sich mit der Muse auf eine Position, die als aussätzig bezeichnet wird.
  • Es folgt die Beschreibung einer Beziehung, die kalt ist wie im Winter und nichts zu bieten hat als Reinheit, was hier möglicherweise im übertragenen Sinne für Keuschheit steht. Man denke an die Nonne.
Anmerkungen zu Strophe 7
  1. Meine Muse ist eine Deutsche
  2. sie gibt keinen Schutz
  3. nur wenn ich in Drachenblut bade
  4. legt sie die Hand mir aufs Herz so bleib ich verwundbar.
    • In der letzten Strophe ist die Muse plötzlich eine Deutsche, was sich wohl auf die Sprache des Schriftstellers bezieht.
    • Sie bietet ihm keinen Schutz, also nicht das, was er braucht.
    • Nur in einer besonderen Situation, die an den Nibelungensage und Siegfried erinnert, scheint sie ihm etwas zu geben
    • Allerdings dient das anscheinend nur dazu, beim lyrischen Ich die Verwundbarkeit zu erhalten.
Zur Aussage des Gedichtes
  • Insgesamt ein Gedicht, das auf sehr originelle Art und Weise die Nöte eines Schriftstellers zu beschreiben scheint,
  • der in einem sehr schwierigen Verhältnis zur Literatur als seiner Muse steht
  • und anscheinend nur selten das bekommt, was er als Inspiration braucht.
  • Damit bleibt er letztlich verwundbar, also in einer typischen künstlerischen Existenz.
Vergleichsmöglichkeit:

Man kann dieses Gedicht gut mit einem anderen aus der Zeit der Romantik vergleichen. Deutlich wird dann, wie selbstverständlich und damit auch unkompliziert in der Zeit der Romantik der schöpferische Umgang mit Literatur war, während wir bei Böll eher die etwas selbstquälerische Kritik daran sehen, wenn man das Gefühl hat, nicht genug „von der Muse geküsst“ zu werden.

Ludwig Uhland, „Freie Kunst“ – ein Gedicht, das Mut macht, sich poetisch zu betätigen
https://textaussage.de/ludwig-uhland-freie-kunst-mutmach-gedicht

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