Arbeitsblatt – Lösungen: Erarbeitung der Entwicklung in Akt I des Stücks „Der Besuch der alten Dame“ (Mat238-loe)

Worum es hier geht:

Auf der Seite
https://schnell-durchblicken.de/arbeitsblatt-entwicklung-akt-i-besuch-der-alten-dame
haben wir ein Arbeitsblatt abgelegt, das die Erarbeitung der Entwicklung in Akt I des Stücks „Der Besuch der alten Dame“ erleichtern soll.

Hier nun die Lösungen
Station 1:  Wie ist die Ausgangssituation (S. 13)?
  • Das Stück beginnt mit einem großen Problem, dem auf vielfache Art und Weise in der Regieanweisung beschriebenen Niedergang der Stadt Güllen und einem kleinen Lichtblick, nämlich einem Transparent, das jemanden willkommen heißt und auf einen „Umzug“ vorbereitet. (Seite 13)
  • Auf den nächsten Seiten wird das dann weiter entwickelt und endet schließlich in der Feststellung: „Höchste Zeit, dass die Milliardärin kommt.“ (15)
Station 2:  Was denken und tun die Güllener und wie werden ihre Pläne durcheinander gebracht? (S. 13-24)
  • Dementsprechend geben sich die Bürger von Güllen alle Mühe, um ihre „einzige Hoffnung“ (18 ) zu nutzen und sich „sonntäglich herzurichten“ (20), aber alles geschieht beschönigend, verschleiern (15-17).
  • Die Seite 21 bringt dann eine große Überraschung, nämlich das vorzeitige Erscheinen der Zachanassian durch Ziehen der Notbremse im D-Zug. Das löst „fassungsloses Erstaunen“ (21) aus.
  • Der Umgang der Milliardärin mit den Vorschriften und mit dem Zugführer zeigt ihren manipulativen Einsatz von Geld und damit Macht – ein deutlicher Vorverweis auf ihr späteres Handeln im Rahmen ihrer Rache an Ill.
Station 3:  Wieso kann man bei der Abarbeitung des Programms für die Milliardärin davon sprechen, dass immer wieder ein Schatten auf das scheinbar Schöne fällt? (S. 27-35)
  • Alle Hoffnungen ruhen auf Ill, der seine frühere Beziehung zu Claire nutzen soll, der seine Möglichkeiten aber völlig überschätzt, wenn er zum Lehrer sagt: „Sehen Sie, Herr Lehrer, die habe ich im Sack.“ (25)
  • Die so lange erwartete und so plötzlich über die Stadt hereingebrochene Frau verhält sich widersprüchlich: Zum einen macht sie das Spiel mit, übersieht geflissentlich alles, was schief läuft oder nicht passt, andererseits macht sie vielfältige „mörderische“ Andeutungen und hat schon einen schwarzen Panther und sogar einen Sarg mitgebracht.
Station 4:  Was wird im persönlichen Gespräch zwischen Alfred und Claire/Klara deutlich? (S. 36-40)
  • Der Schlussteil des ersten Aktes führt dann in zwei Schritten zum vorläufigen Showdown: Zunächst sprechen Ill und Zachanassian über ihre Vergangenheit und indirekt damit schon über das, was zwischen ihnen steht.
Station 5: Inwiefern kann man davon sprechen, dass es auf den Seiten 40-50 zum Eklat kommt?
  • Danach kommt es zur offenen Konfrontation vor der ganzen Stadt: Die Milliardärin beantwortet die hoffnungsvolle Rede des Bürgermeisters mit einem unglaublichen Angebot, verknüpft es aber mit der Bedingung, dass sie dafür Gerechtigkeit bekommt, indem jemand Ill tötet. Vorbereitet wird der Eklat durch die Beschreibung, was mit den anderen geschehen ist, die an dem Unrecht beteiligt gewesen sind.
  • Am Ende steht der Konflikt gewissermaßen auf der Pausentaste: Der Bürgermeister weist das Angebot empört zurück, Frau Zachanassian sagt in lakonischer Kürze, sie warte – und der Leser bzw. der Zuschauer weiß, dass sie damit rechnet, dass die Zeit für sie arbeitet.

Mat238-Arbeitsblatt Lösung Alte Dame Akt I

Noch eine interessante Ergänzung:

Der Anfang eines Dramas hat ja immer die Funktion einer Exposition. D.h. es muss erst mal klar werden, um welchen Konflikt es geht.

Am Beispiel dieses Dramas kann man sehr schön zeigen, dass es nicht nur um einen einzigen Konflikt geht.

  1. Vielmehr ist der Auslöser ja die Ungerechtigkeit gegenüber Claire, ihre Verstoßung als ledige Mutter. Das liegt allerdings zeitlich vor der aktuellen Handlung, wird aber im Stück aufgenommen.
  2. Daraus entsteht der Konflikt der Frage der Rache und schließlich der zwischen der Stadtgemeinde und der Milliardärin. Für den gilt ebenfalls, dass der Entschluss zum Racheplan schon vor dem Eintreffen der alten Dame gefasst worden iste.
  3. Daneben gibt es aber auch noch den Konflikt zwischen ihr und ihrem ehemaligen Geliebten.
  4. Auch noch eine Rolle spielt der Konflikt zwischen den Interessen der Stadtoberen und ihren Pflichten.
  5. Und am Ende letztlich ist da auch noch der Konflikt, der sich in Ill selbst abspielt.

Bleibt die Frage, wieviel von diesen Konflikten  schon im I. Akt des Dramas sichtbar wird. Es ist vor allem der Konflikt zwischen Wahrheit und Verschleierung bzw. Beschönigung, der dann durch den anderen Konflikt abgelöst wird zwischen Habsucht und Menschlichkeit.

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