Auswertung eines Videos über die Folgen des Kriegseinsatzes bei einem Soldaten (Mat567-ptb)

Das Video ist hier zu finden:
https://www.youtube.com/watch?v=vdSIe0xUi8c&list=TLGGmSYHy62ZWCcyOTA3MjAyNQ&t=2s

Das Video „Überlebt, aber traumatisiert: Bundeswehr-Soldaten nach Afghanistan“ beleuchtet die tiefgreifenden Folgen von Kriegserlebnissen auf Soldaten und ihre Familien, insbesondere die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) und emotionaler Veränderungen.

Zeittafel der wichtigsten Ereignisse und deren Konsequenzen:

  • Vor dem Einsatz / Vor der Diagnose:

◦ 2003 (Peter): Peter hat seinen ersten Einsatz in Afghanistan. Nach eigener Aussage wird er bereits dort krank, verdrängt dies jedoch, um nicht als schwach dazustehen und sich selbst zu beweisen, dass er stark genug ist. (24:56-25:20)

◦ Vor dem 1. Einsatz Manuels (Zeitpunkt nicht genau spezifiziert, aber vor Februar 2011): Manuel, 22 Jahre alt und Zeitsoldat, bereitet sich auf seinen ersten Auslandseinsatz als Richtschütze in Masar-i-Scharif, Nordafghanistan, vor. Er und seine Kameraden fühlen sich gut vorbereitet und glauben, jeder Situation gewachsen zu sein. (5:29-6:32)

  • Während des Einsatzes:

◦ 2003 (Peter’s erster Einsatz): Peter erlebt während einer Patrouillenfahrt, wie sich ein Wagen auffallend schnell einem Bundeswehrkonvoi nähert. Er hat Todesangst, kann aber nicht abdrücken, als der Wagen zu nahe kommt. (27:14-28:44) Diese Erfahrung brennt sich in seine Seele ein; er schämt sich zutiefst und fühlt sich für den möglichen Tod seiner Kameraden verantwortlich, was ihn innerlich zerfrisst. (28:53-29:16) Obwohl die Situation glimpflich ausgeht, ist Peters Selbstbild zerbrochen. Er sah sich zuvor als „geborener Soldat“, den nichts erschüttern kann. (29:25-29:46)

◦ Während Dominiks 3 Einsätzen in Afghanistan (Zeitpunkt unbestimmt): Dominik erlebt Patrouillenfahrten und ein ständiges Gefühl der Bedrohung. Er beschreibt, dass es keinen klar erkennbaren Feind gibt, was die Situation besonders schwierig macht, da selbst ein 12-jähriges Kind oder ein Behinderter gefährlich sein kann. (16:36-17:08)

▪ Dominik zielt mit einer scharfen Waffe auf ein freches Kind, das versucht, etwas aus seinem „Wolf“-Fahrzeug zu stehlen. Er empfindet Scham und Überforderung nach dieser Situation. (17:16-18:07)

▪ Dominik erlebt Todesangst, als er in einem Krankenhaus Sprengsätze suchen muss und Leichenteile herumliegen. Er rechnet mit dem Schlimmsten und hofft, dass es schnell vorbei ist, falls es knallt. (23:43-24:17)

  • Nach der Rückkehr / Umgang mit den Folgen:

◦ Nach Peters letzter Rückkehr (nach 4 Einsätzen in Afghanistan): Peter kann nicht mehr funktionieren. Er ist innerlich zerstört, leidet unter Panikattacken, Schlaflosigkeit und Gefühlskälte. (0:23-0:29, 1:47-2:00) Sehr viele Gefühle wurden im Einsatz unterdrückt, wodurch auch die positiven Gefühle untergegangen sind; sein Körper konnte nicht mehr zwischen positiven und negativen Gefühlen unterscheiden und hat alle Gefühle verschlossen. (0:29-0:44)

◦ 2009/2010 (Peter): Peter möchte absolut nicht mehr leben. Er ist kraftlos und müde. (25:27-25:43) Als er die Beerdigung von vier gefallenen deutschen Soldaten sieht, bricht er zusammen und merkt, dass es nicht mehr geht. Dies war der ausschlaggebende Punkt für ihn. (25:50-26:14)

◦ Seit Wochen/Monaten (Peter): Peter wird in der Psychiatrie des Bundeswehrkrankenhauses in Hamburg behandelt. (1:41-2:00) Damit er wieder Freude und Liebe für seine Frau empfinden kann. Kleine Fortschritte, wie Umarmungen oder Küsse, sind für ihn wichtig. (2:00-2:53) Die Schwangerschaft seiner Frau Dagmar gibt ihm neuen Mut und Kraft, gegen die Krankheit anzukämpfen; er hätte sonst aufgegeben. (0:44-1:00, 7:44-8:13)

◦ Geburt von Antonia: Dagmar ist bei der Geburt allein, Peter kann sie nicht unterstützen. (7:08-7:14)

◦ Wenige Tage nach Antonias Geburt: Peter kann das Krankenhaus für kurze Zeit verlassen, um seine neugeborene Tochter Antonia zum ersten Mal zu sehen. Er ist sehr aufgeregt und freut sich darauf. (8:33-9:15)

◦ Januar (Nach Antonias Geburt) (Peter): Peter hat immer noch dunkle Tage, an denen alles sinnlos erscheint und er am liebsten alles hinschmeißen würde. (18:19-18:55) Sein wichtigstes Ziel ist, seine innere Stärke und Motivation wiederzuerlangen. (18:33-19:01)

◦ Therapie dauert länger als erwartet (Peter): Peters Therapie dauert länger als erwartet, aus Wochen werden Monate. (19:14-19:55) Seine Frau Dagmar ist allein mit Haushalt und Kindern und hat Angst, dass er nicht gesund wird. (19:19-19:56) Die Lebensplanung der Familie ist zerstört. (20:47) Peter fühlt sich zu Hause wie ein Löwe im Käfig, kann nicht stillsitzen und geht Dagmar aus dem Weg. (38:17-38:30)

◦ Gründung von „Eisblume“: Dominiks Mutter Birgit gründet die Selbsthilfegruppe „Eisblume“ für Angehörige psychisch erkrankter Soldaten, weil sie selbst keine Unterstützung fand, als sie ihren Sohn kaum wiedererkannte und die Familie an ihre Grenzen kam. (9:25-10:11)

◦ Februar 2011 (Während Manuels Einsatz): Manuels Familie erlebt schmerzhaft die Realität des Krieges, als drei junge Einsatzsoldaten in Afghanistan getötet werden, darunter zwei im Alter von 21 und 22 Jahren, von einem afghanischen Verbündeten im Camp. (21:52-22:10) Manuels Mutter hat große Angst und Horrorszenarien, dass ihr Sohn tot im Sarg zurückgebracht wird. (23:07-23:35)

◦ April 2011 (Peter): Peter ist immer noch im Krankenhaus. Ihm wird bewusst, dass er bereits im ersten Einsatz 2003 krank wurde und dies immer verdrängt hat, um nicht als schwach dazustehen. (24:43-25:15) Sein Selbstbild als starker, unerschütterlicher „geborener Soldat“ ist zerbrochen. Er hat erkannt: „Du bist auch nur n Mensch. Nicht Soldat, sondern du bist Mensch.“ Er hat ein Herz, Verstand und Seele, ist keine Maschine, die immer funktioniert. (42:00-42:51)

◦ Antonia ist 1/2 Jahr alt (Peter): Dagmar und Peter haben sich getrennt. (34:27-34:39) Antonia sollte sie zusammenhalten, aber es hat nicht funktioniert. (34:47-34:55) Dagmar konnte Peters Gefühlskälte und ständige Zurückweisung nicht mehr ertragen, sie fühlte sich „wie lebendig begraben“. (35:26-35:48) Peter gibt zu, dass er seine Frau nicht mehr richtig lieben, in den Arm nehmen oder küssen konnte, was zur Trennung führte. (35:56-36:10) Die Bundeswehr sieht eine Einbeziehung der Angehörigen in die Therapie traumatisierter Soldaten nicht vor, was bei Dagmar zu einem Gefühl des Ausgeschlossenseins und der Entfremdung führte. Sie war nicht mehr Peters Bezugsperson. (36:51-37:11) Peter besucht seinen Sohn Gordon nun alle zwei Wochen. (37:43)

◦ Dominiks Fortschritte in der Therapie (Zeitpunkt unklar): Dominik hat eine ambulante Therapie gemacht und wollte wieder in den Einsatz, wurde aber von seinem Kommandanten nicht gelassen. Er hat immer noch Ausraster, aber nicht mehr so schlimm oder schnell wie früher, und er ist sich der Konsequenzen bewusst. (31:22-32:11) Seine Mutter sieht seine Fortschritte, aber die Angst, dass er nicht ganz gesund ist, lässt sie nicht los. Sie hinterfragt ständig sein Verhalten, was Dominik stört, da er sein Leben normal weiterführen möchte und das Gefühl hat, sie wühle in seinem Unterbewusstsein. (32:28-34:00)

◦ 18. Mai (Manuel): Manuel kommt wohlbehalten aus seinem Einsatz zurück. Die Familie wartet voller Erleichterung am Flughafen. Wie ihn der Einsatz verändert hat, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. (39:43-41:20)

  • Unterstützungssysteme und Herausforderungen:

◦ Das Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg bietet Peter psychiatrische Behandlung an. (1:41-2:00)

◦ Die Bundeswehr sieht eine Einbeziehung der Angehörigen in die Therapie traumatisierter Soldaten nicht vor, was bei Dagmar, Peters Frau, zu einem Gefühl des Ausgeschlossenseins und der Entfremdung führte. (36:51-37:11)

◦ Die Belastung für Angehörige ist enorm: Dagmar muss sich allein um den Haushalt und die Kinder kümmern, und die Angst, dass Peter nicht gesund wird, ist allgegenwärtig. Die Lebensplanung der Familie ist zerstört. (19:19-20:47)

◦ Dominiks Mutter Birgit ist ein Beispiel dafür, wie Angehörige oft die Ersten sind, die mit dem Trauma konfrontiert werden und wie schwierig es für sie ist, mit den psychischen Belastungen ihrer Söhne umzugehen. (9:31-10:01)