Bertolt Brecht, „Leben des Galilei“ – Szenen 10-11 Überblick – Inhalt – wichtige Textstellen – Kommentar (Mat7309-10-11)

Worum es hier geht:

  • Wir stellen hier die Szenen 1-3 aus Bertolt Brechts Schauspiel „Leben des Galilei“ vor.
  • Präsentiert werden
    • eine Übersicht über Inhalt und Entwicklung des Konflikts in diesem Abschnitt,
    • wichtige Zitate
    • und Anmerkungen zum Verständnis und zur Auswertung.
  • Die Gesamtübersicht über alle „Bilder“ (= Szenen) findet sich hier:
    https://textaussage.de/brecht-galilei-themenseite

Szene 10: Galileis Lehre erreicht die einfachen Leute und könnte deren Denken und Handeln ändern

  • Galileis Lehre verbreitet sich in den nächsten 10 Jahren immer mehr – und zwar auch unter den einfachen Leuten.
  • In dieser Szene gibt es ein Beispiel aus der Fastnacht 1632.
  • Ein Schaustellerpaar tritt auf und singt eine Art Bänkellied,
  • in dem die Umdrehung des Verhältnisses von Erde und Sonne
  • auf die Gesellschaft übertragen wird.
  • An vielen Beispielen wird gezeigt, wie die, die unten standen, jetzt plötzlich oben stehen oder sich zumindest so verhalten.
  • All das wird Galilei zugeschrieben: „Schmiß die Bibel weg, zückte sein Fernrohr […] Und sprach zur Sonn: „Bleib stehn“ die Schöpfung soll „Mal andersrum sic h drehn. Jetzt soll sich mal die Herrn, he! Um ihre Dienstmagd drehn.“ (98)
  • Am Ende gibt es noch eine Prozession, bei der der Großherzog auf einem lächerlichen Thron gezeigt wird, die Puppe eines Kardinals in die Luft geworfen wird und vor der Figur des Galilei „eine riesige Bibel, aufgeschlagen, mit ausgekreuzten Seiten“ getragen wird.
  • Galilei wird vorgestellt als der „Bibelzertrümmerer“. (101)
  • Und das Schlimmste, am Ende: „Großes Gelächter der Menge“.
  • All das ist für die Herrschenden natürlich eine große Gefahr, genau wie Ludovico es vorausgesehen hat, was zur Trennung von der Familie Galileis geführt hat.

Szene 11: Galilei kommt in Gefahr und muss schließlich zur Inquisition nach Rom

  • Am Anfang des Szene ist von Bedeutung, dass der Großherzog Galilei warten lässt und der Rektor der Universität ihn überhaupt nicht mehr grüßt.
  • Dann kommt ein Vertreter der Wirtschaft vorbei und hebt hervor, wie sehr sie von den neuen Ideen Galileis profitiert. Auch meint er, dass Galilei in Venedig besser aufgehoben wäre, und bietet ihm sogar seine Reisekutsche an. Galilei vertraut aber auf sein erworbenes Ansehen. Man hat überhaupt den Eindruck, dass er in politischen Dingen manchmal etwas naiv ist.
  • Virginia macht deutlich, dass man ihrem Vater wohl die Ereignisse bei der Fastnacht vorwirft, obwohl er sich offiziell dagegen ausgesprochen hat.·
  • Schließlich sehen sie den Kardinal Inquisitor, Galilei bildet sich ein, er sei von ihm „nicht ohne Respekt“ betrachtet worden (106) in dem Zusammenhang betont er noch einmal Zitat: „Sie haben mich so hoch gelobt, dass sie mich jetzt nehmen müssen, wie ich bin.“ (106)
  • Dann erscheint der Großherzog, Galilei will ihm das gewünschte Buch überreichen, aber ihm wird nur gesagt, er solle auf seine Augen aufpassen, deren Zustand zeige, „dass Sie ihr vortreffliches Rohr vielleicht ein wenig zu eifrig benutzen“ (106) Ganz offensichtlich steht der Großherzog noch ganz unter dem Eindruck des Kardinal Inquisitors, der in Glaubensfragen in Rom eine Schlüsselstellung hat. Den aktuellen Stand von Galileis Schicksal teilt der Großherzog ihm leicht verschlüsselt (in diplomatischer Form) mit, was aber nichts an ihrem Ernst ändert, wie der Schluss der Szene zeigt.
  • Jetzt wird es Galileo wohl doch ein bisschen mulmig und er erzählt seiner Tochter, dass er eine Fluchtmöglichkeit vorbereitet hat. In dem Moment erscheint aber ein hoher Beamter, der ihn auffordert, in den Wagen der Inquisition zu steigen, da „der florentinische Hof nicht länger im Stande ist, dem Wunsch der heiligen Inquisition, sie in Rom zu verhören, Widerstand entgegen zu setzen.“
  • Hier wird der Unterschied zwischen dem recht romtreuen Florenz und der größeren Selbstständigkeit Venedigs (wozu auch Padua gehört).
  • Damit ist Galilei das Schlimmste passiert, was in der Situation möglich ist. Er hat keinen Schutz mehr und muss in den Bereich der absoluten Macht der Kirche.

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