Bertolt Brecht, „Leben des Galilei“ – Szenen 4-6 Überblick – Inhalt – wichtige Textstellen – Kommentar (Mat7309-4-6)

Worum es hier geht:

  • Wir stellen hier die Szenen 1-3 aus Bertolt Brechts Schauspiel „Leben des Galilei“ vor.
  • Präsentiert werden
    • eine Übersicht über Inhalt und Entwicklung des Konflikts in diesem Abschnitt,
    • wichtige Zitate
    • und Anmerkungen zum Verständnis und zur Auswertung.
  • Die Gesamtübersicht über alle „Bilder“ (= Szenen) findet sich hier:
    https://textaussage.de/brecht-galilei-themenseite
Szene 4: Galilei ist von Venedig nach Florenz umgezogen – erste Erfahrungen
  • Monolog von Frau Sarti, in der sie ihr Leben in Florenz beschreibt und davon ausgeht, dass die Präsentation des Fernrohrs zu einer „Blamage“ (42) wird, weil Galilei sich nur auf die Wissenschaft konzentriert, statt den skeptischen Professoren erst mal ein gutes Essen servieren zu lassen.
  • Der Großherzog, der noch sehr jung ist, kommt zu früh, ist mit Andrea in Galileis Arbeitszimmer allein. Es kommt zum Streit, wobei das Modell des ptolemäischen Weltbildes entzwei geht.
    (Im Video heißt es etwa in Minute 7,20ff fälschlicherweise, es sei ein Fernrohr kaputt gegangen).
  • Dann begrüßt Galilei die Besucher und geht gleich auf das zentrale Problem ein:
    Die Astronomen seiten „seit einiger Zeit mit unseren Berechnungen in große Schwierigkeiten gekommen. Wir benützen dafür ein sehr altes System, das sich in über Einstimmung mit der Philosophie, aber leider nicht mit den Fakten zu befinden scheint.“ (46)
  • Statt sich damit genauer zu beschäftigen, schlägt der Philosoph vor: „…bevor wir Ihr berühmtes Rohr applizieren [verwenden], möchten wir um das Vergnügen eines Disputs bitten. Thema: Können solche Planeten existieren?“ (47)
  • Galilei darauf etwas genervt:
    „Ich dachte mir, Sie schauen einfach durch das Fernrohr und überzeugen sich?“ (47)
  • Am Ende wird der Gegensatz zwischen alter Wissenschaft und neuer, empirischer Wissenschaft ganz deutlich.
  • Im selben Stil geht es dann noch mehrfach weiter, es läuft immer auf den gleichen Konflikt hinaus.
  • Dann geht es um das Problem, dass das, was Galilei sieht, bei den Jupitermonden, nicht zu der Vorstellung von den festen Sphären passt. Die würden nämlich als feste Kristallschalen durchstoßen, wenn Monde sich um einen Planeten bewegen, der fest angebracht ist.
  • Als Galilei immer wieder vorgehalten wird, er würde gegen bewährte wissenschaftliche Meinungen anreden, erklärt er: „Die Wahrheit ist das Kind der Zeit, nicht der Autorität.“ (51)
  • Am Ende wird beschlossen, „die Meinung unseres größten lebenden Astronom einzuholen, des Herrn Pater Christopher Clavius, Hauptastronom am päpstlichen Kollegium in Rom.“ (52)
Szene 5: Galilei trotzt sogar der Pest, wie uns die Überschrift der Szene verrät
  1. In dieser Szene geht es um den Ausbruch der Pest in Florenz. Deutlich werden zunächst einmal die Ängste, die diese Pandemie auslöst, und die Schwierigkeiten bei der Versorgung der Menschen.
  2. Wenn man sich fragt, was diese Szene soll, wird man von Brecht nicht im Stich gelassen. Ganz schülerfreundlich fasst er Inhalt und Aussage in der Szenen-Überschrift zusammen:
    „Uneingeschüchtert auch durch die Pest setzt Galilei seine Forschungen fort.“
  3. Sein junger Mitarbeiter Andrea ist zwar erst mal geflohen, kehrt dann aber zurück und lässt sich von Galilei in seine Venus-Forschungen einbeziehen und ablenken vom Krankheitsgeschehen.
  4. Interessant ist, dass Galilei vor allem daran interessiert ist, eine bestimmte Karte aus der Bibliothek zu bekommen, die er für seine Forschungen und Berechnungen braucht. Bezeichnend für seine Haltung ist die Reaktion eines Mannes, der Versorgungsgüter hochreicht und von Galilei gebeten wird, ihm ein „Büchlein“ zu besorgen: „Als ob es jetzt auf ein Buch ankäme. Sei froh, wenn du Brot bekommst.“
  5. Am Ende erklärt Galilei gegenüber Andrea: „Ich habe jetzt alle Beweise zusammen. Weißt du, wenn das hier vorüber ist, gehe ich nach Rom und zeige es ihnen.“

Szene 6: Widerstände gegen Galileis Lehre – und ihre überraschende Anerkennung durch den Chef-Astronomen Clavius

  • Während der berühmte Astrologen Clavius die Forschungsergebnisse Galileis überprüft, machen sich die anwesenden Geistlichen lustig über die Vorstellung, sie könnten bei einer Drehung der Erde den Halt verlieren.
  • Deutlich für deine kritische Grundhaltung gegenüber den neuen Erkenntnissen, ein Mönch fragt sich
    „was ist besser, eine Mondfinsternis drei Tage später als im Kalender steht zu erleben oder die ewige Seligkeit niemals?“
  • Und ein anderer Mönch prophezeit:
    „Wir werden den Tag erleben, wo sie sagen: Es gibt auch nicht Mensch und Tier, der Mensch selber ist ein Tier, es gibt nur Tiere.“
  • Ein alter Kardinal wird sogar sehr deutlich:
    „Dieser Herr Galilei versetzt den Menschen aus dem Mittelpunkt des Weltalls irgendwo hin an den Rand. Er ist folglich deutlich ein Feind des Menschengeschlechts!“
    In dem Zusammenhang wird dann auch an Giordano Bruno erinnert, „den wir seinerzeit verbrannt haben.“
  • Gegenüber Galilei macht der Kardinal dann sein ganz persönliches Interesse an der Beibehaltung der alten Vorstellungen deutlich:
    „Ich bin nicht irgendein Wesen auf irgendeinem Gestirnchen, das für kurze Zeit irgendwo kreist. Ich gehe auf einer festen Erde, in sicherem Schritt, sie ruht, sie ist der Mittelpunkt des Alls, ich bin im Mittelpunkt, und das Auge des Schöpfers ruhte auf mir und auf mir allein.“
  • Dann erscheint der Astronom Clavius und erklärt nur kurz im Hinblick auf das, was Galilei lehrt: „Es stimmt.“ Was bei den Anwesenden „Totenstille“ auslöst.
  • Clavius sieht das relativ locker, bevor er weggegangen ist, hat er nur erklärt: „Jetzt können die Theologen sehen, wie sie die Himmelskreise wieder einrenken! Sie haben gesiegt.“
  • Die Szene schließt mit der Ankunft des Kardinals Inquisitor, der sich jetzt auch das Fernrohr ansehen will.

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