Brecht, „Der Pflaumenbaum“ – Analyse des Gedichtes als Klassenarbeit (Mat7253)

Worum es hier geht:

Vorgestellt wird eine Klassenarbeitsaufgabe und eine mögliche Lösung:

Aufgabenstellung:
  1. Analysiere das Gedicht, indem du
    • es zunächst kurz mit Thema vorstellst,
    • dann die Strophen inhaltlich vorstellst,
    • Überlegungen zu den Aussagen des Gedichtes anstellst
    • und zeigst, wie sprachliche, rhetorische und allgemeine literarische Einfälle die Aussagen unterstützen.
  2. Nimm Stellung zur Frage, worauf man dieses Gedicht beziehen kann und inwieweit es eine Bedeutung für uns heute noch hat.

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht der Pflaumenbaum von Bertolt Brecht. Thema des Gedichtes ist das Schicksal eines Pflaumenbaums, der so hinter einem Gitter eingesperrt ist, dass er nicht größer werden und auch keine Pflaumen tragen kann.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit jeweils vier Zeilen. In den ersten beiden Strophen haben wir jeweils zwei Paarreime und in der dritten Strophe dann einen Kreuzreim.

Bei dem Rhythmus handelt sich um einen in den längeren Zeilen vierhebigen Jambus, in den kürzeren um einen dreihebigen Jambus.

Inhaltlich wird in der ersten Strophe zunächst der Pflaumenbaum in seiner besonderen Situation beschrieben. Er befindet sich hinter einem Gitter, das ihn offensichtlich schützen soll.

Die zweite Strophe geht dann auf das Problem dieses Baums ein. Er würde gerne größer werden, das geht aber nicht, weil er zu wenig Sonne bekommt.

Die dritte Strophe beschreibt dann die Folgen. Man kann sich kaum noch vorstellen, dass es sich um einen Pflaumenbaum handelt, weil er keine Pflaumen trägt. Dass er aber einer ist, wird an seinem Blatt erkennbar.

Insgesamt zeigt das Gedicht,

  1. was mit einem Baum geschieht, den man schützen will und dabei zu gerade durch das Schutzgitter von der Sonne abschottet.
  2. Dadurch wird deutlich, dass diese Sonne offensichtlich wichtiger gewesen wäre, als die Gefahr, umgetreten zu werden.
  3. Am Ende wird dann klargemacht, dass dieser Pflaumenbaum nicht wirklich das geworden ist, was er eigentlich werden soll. Er kann wirklich nur noch an einem Kennzeichen, nämlich den Blättern, erkannt werden, das viel Wichtigere, nämlich die Früchte fehlen.

Was die sprachlichen und rhetorischen Mittel angeht, so fallen auf:

  • die Personifikation in der 2. Strophe, wenn es um die angenommenen Gefühle des Baums geht, die aber der Betrachter nur hineindenkt
  • Außerdem passt die Formulierung der „Kleine“ eher zu einem Kind.
  • Viel wichtiger als diese Details ist aber die grundsätzliche Idee, gleich am Anfang den Schutz zu erwähnen und dann in der 2. Strophe das, was man dabei nicht bedacht hat.
  • Geradezu grandios ist der Schluss, wenn beschrieben wird, dass dieser Pflaumenbaum nur noch an den Blättern zu erkennen ist.
  • Zu den literarischen Mitteln, die Brecht sich hat einfallen lassen, um die Aussagen zu unterstreichen, gehört zum einen das Phänomen der kürzeren Verszeilen. Das macht sehr schön die Verkümmerung des Baums deutlich.
  • Außerdem gibt es eine Rhythmusstörung in Verszeile 11, wo aus dem Jambus plötzlich ein Trochäus wird.
  • Das wirkt wie das kurzzeitige Aufbäumen vor dem Rückfall in den Jambus in der letzten Verszeile.

Was die Interpretation angeht, bietet sich die in Strophe 2 angelegte Übertragung auf den menschlichen Bereich an:

Wer ein Kind zu sehr zu schützen versucht, der hat hinterher einen Menschen, der sich nicht voll entfalten konnte.

Offen bleibt natürlich die Frage, wie man einer Pflanze oder auch einem Kind das geben kann, was sie/es zur Entwicklung braucht, ohne sie/es der Gefahr auszusetzen, zertreten zu werden.

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