Büchner, „Woyzeck“ – die drei Feinde des Idealismus (Mat7167)

Worum es hier geht:

In  Büchners „Woyzeck“ geht es auch um grundsätzliche philosophische Positionen, die alle dem Idealismus aus der Goethezeit entgegenstehen.
Auf der folgenden Seite findet man eine Übersicht über die Szenen, in der jeweils auf die dort sichtbaren „ismen“ hingewiesen wird.
https://schnell-durchblicken.de/woyzeck-check-der-szenen-im-hinblick-auf-idealismus-materialismus-determinismus-und-nihilismus

Schaubild

Dazu zunächst ein Schaubild, das weiter unten erklärt wird.
1.    Der Idealismus – oder der Glaube, dass es hinter und über den Dingen noch mehr gibt
  • Am Anfang war der „Idealismus“, d.h. die Menschen betrachteten sich und ihre Umgebung und wiesen ihr Sinn zu.
  • Bei den alten Griechen waren es Götter mit ihren Mythen – so erklärte man sich die Welt und konnte einigermaßen gut damit leben.
  • Später übernahm das Christentum in Europa die wichtige Rolle, den Menschen ein Ziel und eine ewige Zukunft zu geben.
  • Zur Zeit Goethes griff man immer stärker auf Kulturelemente zurück wie eine bestimmte Vorstellung von der Antike.
  • Ab dem 19. Jahrhundert bildeten sich Ideologien heraus, die die den Menschen die Welt erklärten und ihnen eine Perspektive gaben sowie ihrem Leben Sinn.
2.    Der Materialismus oder die Beschränkung auf das, was eindeutig da ist
  • Ab dem 18. Jahrhundert verstärkten sich Tendenzen, die es zum Teil schon in der Naturphilosophie der alten Griechen gab, die Welt nicht mit Ideen zu überhöhen, sondern sie gut zu verstehen und zu erklären, wie es nur irgend ging.
  • Daraus entstanden verschiedene Vorstellungen von Materialismus, die alle dasselbe als Basis hatten: Es gibt nur die Materie, d.h. die stoffliche Welt. (Phänomene wie die Elemente, Vorgänge wie die Reaktion der Elemente miteinander, auch die Gedanken, Gefühle und sogar das Bewusstsein des Menschen).
  • Darüber ist nichts. Was es an Ideen oder sogar an Kultur gibt, ist nichts als Verarbeitung von Materie im Gehirn.
3.    Der Determinismus als eine Variante von Materialismus – nämlich im Hinblick auf Ursache und Wirkung
  • Wenn in diesem Zusammenhang auch geglaubt wurde, dass die gleichen Ursachen immer zu den gleichen Wirkungen führen, dann spricht man von Determinierung.
  • Das ist also eine Art „Abkömmling“ des Materialismus.
  • Im Extremfall stellte man sich die ganze Welt und auch den Menschen als eine Maschine vor, die immer auf die gleiche Weise funktioniert.
  • Oben gibt man etwas hinein – und unten kommt immer das Gleiche heraus. Es gibt keine Wunder, keine Willensfreiheit, alles ist durch die Materie und ihre Bewegungsgesetze vorherbestimmt.
4.    Nihilismus als Antwort des Menschen auf Materialismus und Determinismus
  • Was bleibt dem Menschen nun übrig, wenn er das sieht und glaubt?
  • Er kann eigentlich nur feststellen, dass es „nichts“ gibt, das einen höheren Wert hat, es gibt keine Ideale, mit denen man zusammen die Welt verändern kann.
  • Wenn die Welt gewissermaßen ohne ihn und sein Bewusstsein funktioniert, dann ist auch alles egal, aber auch alles erlaubt.
  • Alles, was Lust bereitet, kann man sich nehmen.
  • Dann hat man zumindest kurzzeitig ein gutes Gefühl.
 
5.    Wir heute:
  • Wenn man sich die heutige (westliche) Welt anschaut, muss man sich die Frage stellen, ob es noch höhere Werte gibt, für die zu leben und vielleicht auch zu sterben sich lohnt.
  • Wer hier nichts sieht, dem bleiben mit unserer heutigen Event-Kultur die vielfältigen Möglichkeiten des „Zeitvertreibs“ (hier lässt der Hauptmann aus Büchners Woyzeck grüßen) und ansonsten das große Angebot für unseren Konsumismus.
  • Aber natürlich gibt es auch weiterhin Menschen und Gruppen, die sich für höhere Ziele einsetzen. Es lohnt sich, sich mit ihnen zu beschäftigen.

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