Worum es hier geht:
Wir erklären das Barockgedicht, übersetzen es dabei in moderne Sprache und geben Hinweise, woraus man achten sollte.
So kommt man zu einer guten Analyse und Interpretation.
Was man wissen sollte, um das Gedicht zu verstehen:
Das lyrische Ich spricht hier zu Amor, dem römischen Gott der Liebe, der oft als kleiner, geflügelter Junge mit Pfeil und Bogen dargestellt wird. Die Pfeile sorgen dann dafür, dass das Gegenüber in eine Liebesbeziehung gerät.
Dies hier schon mal als kleine Anregung für eine kreative Aufgabe weiter unten.
Catharina Regina von Greiffenberg
Gegen Amor
Achte bei den ersten drei Zeilen darauf, von welcher Situation das lyrische Ich ausgeht – und wie es darauf reagiert.
1 Der kleine Wüterich mag mit den Pfeilen spielen
2 und tändeln, wie er will: er gewinnet mir nichts ab,
3 weil gegen seine Pfeil ein Demant Herz ich hab.
→ Der kleine Liebesgott (hier als nerviger Störenfried beschrieben) kann mit seinen Pfeilen spielen und flirten, wie er will – er erreicht bei mir gar nichts, denn mein Herz ist hart wie ein Diamant.
Was hebt das lyrische Ich hier hervor?
4 Er machet mich nicht wund, ich darf nit Schmerzen fühlen.
→ Er verletzt mich nicht – ich muss keinen Liebesschmerz spüren.
Welche Situation denkt das lyrische Ich sich hier aus?
Amor wird oft als blind dargestellt, weil Liebe eben blind macht.
Das Zucker-Zeltlein ist irgendeine Süßigkeit, die nach mehr aussieht, als dann drin ist.
Er mag mit tausend List auf meine Freyheit zielen.
Ihm ich, dem blinden Kind, ein Zucker-Zeltlein gab:
er meint′, es wär mein Herz. O leicht-geteuschter Knab!
→ Er kann noch so listig versuchen, meine Freiheit zu rauben. Ich hab ihm – dem blinden Kind – ein süßes Zelt aus Zucker hingestellt, und er denkt, das sei mein Herz. Wie leicht lässt du dich täuschen, du kleiner Narr!
Wie stellt sich das lyrische Ich die Entwicklung der Begegnung vor?
„Sein Mütlein kühlen“ = sich zu Lasten eines anderen an seinem Scheitern abreagieren.
Ich will mein Mütlein noch an deiner Einfalt kühlen.
→ Ich genieße es geradezu, wie einfältig du bist – das tut meinem Verstand gut.
Wie versucht das lyrische Ich, den Liebesgott mit seinen Pfeilen abzulenken?
Mit dem Stein ist das Herz gemeint – und „sprengen“ bedeutet hier „aufsprengen“.
Schau, wie gefällt dir das! trotz, spräng mir diesen Stein
mit deinem goldnen Pfeil.
→ Na, was sagst du dazu? Versuch doch mal, diesen harten Brocken mit deinem goldenen Pfeil zu knacken.
Was hat das lyrische Ich für Ziele?
Lorbeer steht für ein Siegeszeichen – und Rosen und Myrten für die Liebe.
Der Lorbeer soll mich zieren,
nicht deine Dornen-Ros′ und Myrten-Sträuchelein.
→ Ich will mit Lorbeer – dem Zeichen des Sieges – geschmückt sein, nicht mit deinen Rosen voller Dornen oder kleinen Myrtenkränzchen.
Welches Missverständnis will das lyrische Ich beim Liebesgott ausräumen?
„Vexieren“ heißt hier soviel wie „dich nur ein bisschen ärgern oder aufziehen?“
Du meinst es sey nur Scherz, ich wolle mich vexiren.
→ Du glaubst, ich mache nur Spaß und will dich ein bisschen ärgern?
Was betont das lyrische Ich am Schluss?
Nein! nein! die süße Ruh soll mir das Liebste seyn,
mein tapfres Herz soll nichts als Ruh und Freyheit spüren.
→ Nein, ganz und gar nicht – meine größte Sehnsucht ist süßer Frieden. Mein mutiges Herz will nichts als Ruhe und Freiheit erleben.
Aussagen des Gedichtes: Es macht deutlich …
Die Aussagen des Gedichtes findet man am einfachsten, wenn man sich anschaut, welche „Akzente“ gesetzt werden. Im Gedicht gibt es ja Signale, die in bestimmte Richtungen deuten. Die kann man am besten formulieren, indem man den Satz fortsetzt, den wir oben als Schlüssel genannt haben: „Das Gedicht zeigt/macht deutlich/hebt hervor …“
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Die entschlossene Abwehr des lyrischen Ichs gegenüber Amor und damit der irdischen Liebe. Das lyrische Ich beschreibt sich selbst als unverwundbar durch Amors Pfeile, da es ein „Demant Herz“ (ein Herz aus Diamant) besitzt, das nicht verwundet werden kann und keine Schmerzen fühlt.
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Die Überlegenheit und Cleverness des lyrischen Ichs gegenüber Amor . Sie hat Amor, dem „blinden Kind“, ein „Zucker-Zeltlein“ als Täuschung gegeben, woraufhin er irrtümlich dachte, es sei ihr Herz. Sie kühlt ihr „Mütlein“ an seiner „Einfalt“ (Naivität) und amüsiert sich über seine vergeblichen Bemühungen.
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Die Ablehnung der weltlichen Liebe mit all ihren Schmerzen und Komplikationen . Das lyrische Ich stellt klar, dass es nicht die „Dornen-Ros′ und Myrten-Sträuchelein“ (Symbole der Liebesgöttin Venus und der irdischen Liebe) schmücken sollen.
— - Den Wunsch nach innerem Frieden und Unabhängigkeit. Stattdessen soll der „Lorbeer“ (Symbol für Sieg, Ehre und Ruhm) das lyrische Ich zieren. Es betont ernsthaft, dass „die süße Ruh“ und „Freyheit“ das Liebste für sein „tapfres Herz“ sein sollen.
— - Wenn man an den christlichen Hintergrund der Barockzeit – besonders ausgeprägt auch bei der Dichterin – denkt, kann man hier einen Zusammenhang sehen. Diese Haltung steht dann im Kontext der Antithetik des Barock, wo Gegensätze wie „Erotik und Askese“ oder „irdisches und himmlisches Leben“ häufig behandelt wurden.
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Nähere Infos zur Biografie der Dichtern finden sich hier:
https://schnell-durchblicken.de/anmerkungen-zum-kontext-des-gedichtes-auf-meinen-bestuermeten-lebens-lauff-von-catharina-regina-von-greiffenberg.
Sprachliche u.a. Mittel …
, die die Aussagen unterstreichen:
Hier bringt es am meisten, wenn man sich die Aussagen noch mal anschaut und dann überlegt, welche sprachlichen und sonstigen Mittel sie unterstützen.
Man kann natürlich auch einfach fragen: Was hat die Dichterin sich einfallen lassen, um bei den verschiedenen Aussage-Schwerpunkten „Punkte zu machen“.
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Die entschlossene Abwehr des lyrischen Ichs gegenüber Amor und damit der irdischen
Das Gedicht zeigt oder macht deutlich:
(Hier haben wir mal alles aufgelistet, was man erwähnen könnte. Man kann ja mal darüber diskutieren, wie man das ggf. auch reduzieren könnte. Aber zu Übungszwecken ist das sicher hilfreich.)
- Die entschlossene Abwehr des lyrischen Ichs gegenüber Amor und damit der irdischen Liebe wird unterstrichen durch:
- Die Metapher vom „Demant Herz“ (Z. 3), das für ein unempfindliches, unzerbrechliches und standhaftes Herz steht .
- Die Redewendung „er gewinnet mir nichts ab“ (Z. 2), die Amors Machtlosigkeit und die Unverwundbarkeit des lyrischen Ichs betont.
- Die direkte Bekräftigung „Er machet mich nicht wund, ich darf nit Schmerzen fühlen“ (Z. 4) , welche die Aussage der emotionalen Distanz untermauert .
- Die offene Herausforderung „trotz, spräng mir diesen Stein / mit deinem goldnen Pfeil“ (Z. 9-10) , die Amors Unfähigkeit unter Beweis stellen soll, das Herz zu brechen.
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- Die Überlegenheit und Cleverness des lyrischen Ichs gegenüber Amor wird besonders betont durch:
- Die Personifikation Amors als „blinden Kind“ (Z. 6) , was seine Naivität und Unüberlegtheit hervorhebt .
- Die Metapher des „Zucker-Zeltleins“ (Z. 6) , das als süße, aber leere Hülle und bewusste Täuschung des lyrischen Ichs dient .
- Den direkten Spott in der Anrede „O leicht-geteuschter Knab!“ (Z. 7) , der die Überlegenheit des lyrischen Ichs ausdrückt .
- Die Redewendung „Ich will mein Mütlein noch an deiner Einfalt kühlen“ (Z. 8) , die die Belustigung und den Triumph des lyrischen Ichs über Amors Torheit verdeutlicht .
- Die Hyperbel „mit tausend List“ (Z. 5) , die Amors vielfältige, aber vergebliche Täuschungsversuche beschreibt und somit dessen Machtlosigkeit unterstreicht
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- Die Ablehnung der weltlichen Liebe mit all ihren Schmerzen und Komplikationen sowie der Wunsch nach innerem Frieden und Unabhängigkeit werden hervorgehoben durch:
- Die Antithetik in der Symbolik von „Der Lorbeer soll mich zieren, / nicht deine Dornen-Ros′ und Myrten-Sträuchelein“ (Z. 10-11) . Der Lorbeer steht für Sieg, Ehre und Ruhm und kann auch spirituellen Triumph bedeuten, während die Dornen-Ros′ und Myrten-Sträuchelein traditionelle Symbole der irdischen Liebe sind, deren „Dornen“ die damit verbundenen Schmerzen betonen . Dies spiegelt die barocke Antithetik von „irdischem und himmlischem Leben“ wider.
- Die wiederholte Nennung des Schlüsselbegriffs „Freyheit“ (Z. 5, 14) , der die Unabhängigkeit von irdischen Leidenschaften und Bindungen als zentrales Gut darstellt .
- Die Emphase durch die Repetitio „Nein! nein!“ (Z. 13) , die die Ernsthaftigkeit der Ablehnung des lyrischen Ichs unterstreicht .
- Der Schlüsselbegriff „süße Ruh“ (Z. 13) , der für einen Zustand tiefer innerer Gelassenheit und Frieden steht, welcher im Barock oft im Kontext des Glaubens und der Hingabe an Gott verstanden wurde .
- Die Wortwahl „mein tapfres Herz“ (Z. 14) , die die Standhaftigkeit und den Mut betont, diese innere Ruhe und Freiheit zu bewahren .
Kreative Anregung
Wir greifen hier noch mal auf das Bild vom Anfang der Seite zurück.
Hier könnte man mal in Gruppenarbeit überlegen lassen, wie heute Versuche ausgehen können, einen interessanten bzw. im weitesten Sinne des Wortes attraktiven Menschen für sich zu interessieren.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Barock, bsd. Lyrik
https://textaussage.de/lyrik-der-epoche-des-barock-themenseite
— - Barock – die wichtigsten Gedichte
https://textaussage.de/barock-die-wichtigsten-gedichte
— - Liebesgedichte
https://textaussage.de/themenseite-liebesgedichte
— - Liebesgedichte: Sammlung mit Infos und Verweisen zu Tipps:
https://textaussage.de/sammlung-von-liebesgedichten
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos
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