Worum es hier geht: Sind die preußischen Reformen noch ein Modell für heute?
**Worum es auf dieser Seite geht:**
- Wie die Französische Revolution Europas Denken und Politik veränderte.
- Welche Reformen Freiherr vom Stein in Preußen anstieß – von der Bauernbefreiung bis zur Selbstverwaltung der Städte.
- Warum die Befreiungskriege zum Aufkommen eines neuen deutschen Nationalgefühls führten.
- Wie der Wiener Kongress die alte Ordnung restaurierte und demokratische Hoffnungen dämpfte.
- Welche Lehren Reformen und Revolutionen für heutige gesellschaftliche Veränderungen bereithalten.
Verweis auf ein EBook
Das Folgende ist ein Auszug aus dem E-Book:
„Grundwissen Geschichte Klasse 9 – Von der Antike bis zum Ersten Weltkrieg: So sichert man das notwendige Vorwissen und kann gleich mitreden“, das man bei verschiedenen E-Book-Anbietern für wenig Geld bekommen kann.

1. Nach der Revolution ist vor der Revolution
Die Französische Revolution hatte in Europa zu einem völlig neuen Bewusstsein geführt. Auf der einen Seite hat man gesehen, dass die althergebrachten Verhältnisse im politischen und sozialen Bereich verändert werden konnten. Auf der anderen Seite hatte das demokratische Experiment auch zu Krieg und Terror geführt.
2. Vom Chaos zur Neuordnung – Napoleon und seine Folgen
Am Ende stand eine neue Art von Monarchie, die ganz auf das militärische ausgerichtet war und ganz Europa durcheinandergewirbelt hatte. Zugleich hatte sich gegen die französische Vorherrschaft, vor allem in Deutschland, eine neue Art von Widerstand gebildet, die stark von den preußischen Reformen geprägt war und in die Befreiungskriege mündete.
3. Die preußischen Reformen – ein Aufbruch zu Freiheit und Selbstbestimmung
Unter Leitung des Freiherrn von Stein waren in Preußen die Bauern befreit worden, Soldaten mussten sich nicht mehr vor Prügelorgien fürchten, die Städte konnten sich selbst verwalten und die mittelalterlichen Zunftsbeschränkungen wurden aufgegeben. Zwar war das alles noch keine Demokratie im modernen Sinne, aber es wurde sehr stark auf die Freiheit und Selbstbestimmung einzelner und ganzer Gruppen gesetzt.
Infokasten: Freiherr vom Stein (1757–1831)
Preußischer Staatsmann und Reformer.
Er leitete grundlegende Modernisierungen in Verwaltung, Gesellschaft und Wirtschaft ein: Bauernbefreiung, Selbstverwaltung der Städte, Abschaffung der Zunftzwänge.
Ziel: Eigenverantwortung und Leistungsprinzip statt ständischer Privilegien – ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem modernen Staat.
4. Der nationale Gedanke erwacht
In den Befreiungskriegen zwischen 1812 und 1815 musste Napoleon sich dann mit einem ganz neuen Widerstandsgeist auseinandersetzen, immer mehr Deutsche fühlten sich nicht mehr als Preußen, Bayern, Sachsen oder Hannoveraner sondern als Mitglieder einer Nation.
5. Zwischen Reform und Restauration – Europa nach Napoleon
Die Frage, die nach dem Sieg über Napoleon geklärt werden musste, war nun, wie viel von den neuen Ideen aufgenommen oder gar verwirklicht werden konnten und inwieweit auch die alten Verhältnisse wiederhergestellt werden sollten.
Auf dem großen Friedenskongress zeigte sich dann, dass es im Wesentlichen um Restauration ging, also eine möglichst weit gehende Wiederherstellung der monarchischen Macht. Ganz eindeutig setzte man auf eine Legitimität, die nicht vom Volk, sondern von Gott ausging. Dazu kam die Bereitschaft zur Solidarität, auch hier nicht der Menschen, sondern der Monarchen.
- Legitimität: bedeutet Rechtmäßigkeit oder Begründung von Herrschaft – in der Restauration bezog sie sich nicht auf das Volk, sondern auf „göttliches Recht“ der Monarchen.
- Restauration: steht für die Wiederherstellung alter politischer Zustände, besonders der monarchischen Ordnung nach der Französischen Revolution.
Der Traum der Deutschen, ähnlich wie die Engländer und Franzosen einen einheitlichen Nationalstaat zu bekommen, erfüllte sich nicht. Stattdessen wurde ein loser deutscher Bund gegründet, der unter der Führung Österreichs stand.
Grundsätzlich erlaubt waren in einzelnen Ländern Verfassungen, realisiert wurden sie aber nur in wenigen Fällen in Südwestdeutschland.
6. Frankreichs Sonderrolle und das Nachspiel der Revolution
Interessant war, dass das geschlagene, inzwischen aber wieder monarchisch gewordene Frankreich nicht etwa für die Blutspur bestraft wurde, die es durch Europa gezogen hatte, vielmehr blieb es weitgehend unangetastet. Nur Napoleon wurde als Machtfaktor ausgeschaltet und schließlich auf die Atlantikinsel St. Helena verbannt, wo er einige Jahre später starb.
7. Von der Restauration zur Reichsgründung
Es folgte die Zeit der Restauration – erst 1848 gab es eine Revolution, die zwar nicht erfolgreich war, aber doch die Fürsten zu Reformen zwang. Eine davon führte dazu, dass Preußen immer mächtiger wurde und 1871 unter Bismarck eine Art Halb-Demokratie in ganz Deutschland schaffen konnte.
8. Fragen, die man diskutieren könnte
Was ist nötig, damit ein Staat Reformen einleitet?
- zunächst einmal die Einsicht, dass es ein Problem gibt,
- dann die Einsicht, dass das Problem so groß ist, dass man nur so Schlimmeres verhindern kann
- die Verbreitung dieser Einsicht mit entsprechendem Druck auf die Politik
- kluge Leute, die gute Lösungen finden für das Problem
- Akzeptanz für diese Lösungen
Welche Gefahren sind mit Revolutionen verbunden, so dass man sich von Reformen mehr versprechen kann?
- Man zerstört kein zumindest einigermaßen funktionierendes System
- die Revolutionäre sind meist überfordert, innerhalb von kurzer Zeit ein neues System zu schaffen
- In Revolutionen setzen sich häufig die radikaleren Kräfte durch
- und die Revolution „frisst dann ihre Kinder“
Nähere Infos dazu z.B. hier (gute Basis für ein Referat)
https://www.deutschlandfunk.de/die-revolution-frisst-nicht-nur-ihre-kinder-100.html
- Sind Reformen und damit große Veränderungen von oben auch heute noch eine Möglichkeit, wichtige Probleme zu lösen?
Und die grundsätzliche Frage:
Von wo aus sollten Reformen ausgehen?
Wie damals von klugen Leuten im Auftrag des Staates?
Oder von der Bevölkerung aus? Aber dann: Wie soll das gehen? Bedeutung der Parteien
Besteht sonst die Gefahr einer „gelenkten“ Demokratie? Also einer Demokratie, bei der die Bevölkerung stark von oben beeinflusst wird?
Gelenkte Demokratie – kurz erklärt
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Eine gelenkte Demokratie ist eine Staatsform, in der zwar demokratische Institutionen (z. B. Wahlen, Parlamente) bestehen, diese aber durch Regierung oder Machteliten stark beeinflusst oder kontrolliert werden.
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Die öffentliche Meinung wird häufig durch Medienlenkung, eingeschränkte Meinungsfreiheit oder staatliche Kontrolle gezielt „geführt“.
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Ziel ist oft Stabilität und Machterhalt – auf Kosten echter politischer Mitbestimmung und offener Kritik.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Geschichte für Durchblicker – Überblick über Infos, Tipps und Materialien
https://textaussage.de/geschichte
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen
https://textaussage.de/weitere-infos