Florian Günther, „Das Ende einer großen Liebe“ – Interpretation und kreative Anregungen

Größtmöglicher Absturz von der Höhe der Liebe ins Nichts

Worum es hier geht:

Vorgestellt wird ein Gedicht, das deutlich macht, wie groß der Unterschied sein kann zwischen einer Vorstellung von Liebe und der Realität.

Erläuterung des Gedichtes

Aus urheberrechtlichen Gründen führen wir nur jeweils das erste Wort der Zeile auf – dann findet man sich in der eigenen Textvariante schnell zurecht.

Gefunden haben wir das Gedicht hier.

Zur Überschrift:

Das Ende einer großen Liebe

  • Die Überschrift des Gedichtes deutet ein großes Drama an.
  • Das wird durch den Gegensatz zwischen der „großen Liebe“ und dem „Ende“ deutlich. Denn das führt ja zum maximalen Absturz regelrecht ins Nichts.
  1. Sie …
    • Die ersten beiden Zeilen zeigen einen Rückblick auf diese große Liebe
    • Und konzentrieren sich dabei auf eine bestimmte Vorliebe – in diesem Falle für einen russischen Komponisten und Pianisten.
  2. Ich …
    • Die dritte Zeile macht dann die Gemeinsamkeit deutlich – aber auf eine sehr knappe Weise.
  3. Aber …
    • Dann auch im Gedicht der Absturz aus der Gemeinsamkeit in einen zunächst unklaren Unterschied in der Einschätzung.
    • Am Ende dann der maximale Hammer, nämlich der Verzicht auf jede inhaltliche Auseinandersetzung über unterschiedliche Vorlieben.
    • Statt dessen auf die Häufigkeit.

Thema (als Frage):

Das Gedicht beschäftigt sich mit der Frage, woran auch eine große Liebe scheitern kann.

Aussagen (als Antworten auf die Frage)

Dieses Gedicht zeigt,

  • dass auch eine große Liebe letztlich an Kleinigkeiten scheitern kann
  • und dass ein entsprechender Rückblick und die Frage nach den Gründen auf größtmögliche Kürze reduziert werden kann.
  • Es gibt dafür aus dem Altgriechischen den Begriff des „Lakonischen“ – die Spartaner, die dahinter steckten, verloren nicht viele Worte, konzentrierten sich ganz auf die Siegfrage in Auseinandersetzungen.

Sprachliche und rhetorische Mittel:

  1. Als erstes fällt natürlich die Kürze auf. Uns erinnerte das schon an das „Lakonische“ der alten Spartaner. Die Sätze im Gedicht sind unvollständig, die aber trotzdem verständlich sind. Zum Beispiel: „Ich auch / Aber nicht so oft.“ Diese Kürze sorgt natürlich für eine gewisse Schlagkraft – man sagt ja auch: „Ich der Kürze liegt die Würze“.
  2. Dann fällt natürlich etwas auf, was man „Parallelismus“ nennt:
    „Sie mochte / Schostakowitsch. Ich auch.“ Das hebt natürlich die Gemeinsamkeit hervor – und bereitet den entsprechenden Absturz am Ende vor.
  3. Das ist dann genau der Gegensatz (Antithese), wenn die Gemeinsamkeit ergänzt wird durch das überraschende „Ich auch / Aber nicht so / oft.“
  4. Gerade an der letzten Stelle wird die Bedeutung eines Zeilenumbruchs (Enjambement) deutlich. Denn erst das letzte Wort in einer eigenen Zeile macht klar, was mit der vorherigen gemeint war.
  5. Dazu kommt natürlich auch Ironie – denn wir haben hier einen großen Gegensatz zwischen dem, was die Überschrift andeutet und der Realität, wie sie im Gedicht beschrieben wird. Auch das merkt man am besten, wenn man in einer Spielszene (siehe weiter unten) das mal von verschiedenen Personen präsentieren lässt.

Interpretation:

  • Je kürzer und lückenhafter das Gedicht, desto mehr Interpretationsmöglichkeiten gibt es.
  • Zum einen kann es sein, dass hier jemand noch so traurig ist, dass er zu mehr Infos gar nicht fähig bzw. bereit ist.
  • Es kann aber auch sein, dass hier jemand schon einen großen Abstand zu der ehemals großen Liebe gewonnen hat – und deshalb darüber nicht mehr viel Worte verlieren muss.
  • Man kann sich natürlich auch die Frage stellen, ob diese Liebe wirklich so groß gewesen ist oder sich bedauerlicherweise auf eine einzige Leidenschaft beschränkt hat, die dann zur Trennung geführt hat.

Anregungen:

  • Man kann das einfach mal ausprobieren, indem man eine Szene spielt, in der jemand fragt, wie es denn mit der Beziehung zu jemandem aussieht.
  • Und dann trägt man das Gedicht in jeweils unterschiedlichen Tonlagen vor.
  • Darüber hinaus kann man natürlich das Gedicht auch für sich und das Leben überhaupt ernst nehmen und seine Lücken füllen. Man überlegt dann, wie so etwas auch unabhängig von einem Musik-Zusammenhang aussehen kann.
  • Das geht aus von so banalen Dinge wie der Frage, ob man die Zahnpasta-Tube nach der Benutzung zuschraubt oder auch nicht. Daran können tatsächlich Beziehungen scheitern.
  • Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Weitere Infos, Tipps und Materialien