Friedrich Schiller, „Der Spaziergang“ – ein Gedicht der Klassik mit Verbindungen zum „Sturm und Drang“ (Mat1712-ssg)

Worum es hier geht:

Auf der Seite
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haben wir wichtige Gedichte der Klassik zusammengestellt – als Vorbereitung auf eine entsprechende Klausur.

Es lohnt sich aber aus zwei Gründen, sich auch mit Gedichten des Übergangs zwischen „Sturm und Drang“ und „Klassik“ zu beschäftigen.

  • Zum einen könnte ein Gedicht diesen Übergang enthalten und es wird in der Aufgabenstellung thematisiert.
  • Oder aber man besorgt sich Zusatzpunkte, indem man an entsprechenden Stellen auf Gemeinsamkeiten oder Unterschiede verweist.

1. Überblick über den Inhalt

Schillers Gedicht „Der Spaziergang“ beschreibt den Weg des lyrischen Ichs aus der Enge der Stadt hinaus in die Natur. Dort erlebt der Sprecher zunächst die Schönheit der Landschaft, bevor er die Entwicklung von Ackerbau, Dörfern und Städten sowie die Entfaltung von Kunst, Wissenschaft und Kultur reflektiert. Gleichzeitig wird aber auch die Gefahr des moralischen Verfalls und die Entfremdung des Menschen von der Natur deutlich. Am Ende findet der Sprecher Trost in der Beständigkeit der Natur, die als Hüterin eines ewigen Gesetzes erscheint.

2. Kennzeichen der Klassik

Typische Merkmale der Weimarer Klassik sind:

  • Harmonie und Ausgleich in Natur und Kunst
  • Gesetzmäßigkeit, Ordnung und Regelbewusstsein
  • Humanismus, Idealismus und Orientierung an der Antike
  • Streben nach universellen Gesetzen und Erkenntnissen
  • Betonung von Selbstbeherrschung und Maß

3. Textstellen mit Bezug zur Klassik

„Kräftig auf blühender Au erglänzen die wechselnden Farben, / Aber der reizende Streit löset in Anmut sich auf.“

„Jene Linien, sieh! die des Landmanns Eigentum scheiden, / In den Teppich der Flur hat sie Demeter gewirkt.“

„Nieder steigen vom Himmel die seligen Götter und nehmen / In dem geweihten Bezirk festliche Wohnungen ein…“

„Sinnend der Weise, beschleicht forschend den schaffenden Geist, / Sucht das vertraute Gesetz in des Zufalls grausenden Wundern.“

„Aber jugendlich immer, in immer veränderter Schöne / Ehrst du, fromme Natur, züchtig das alte Gesetz.“

„Und die Sonne Homers, siehe! sie lächelt auch uns.“

4. Textstellen mit Bezug zum Sturm und Drang

„Auch um mich, der endlich entflohn des Zimmers Gefängnis / Und dem engen Gespräch freudig sich rettet zu dir.“

„Deiner Lüfte balsamischer Strom durchrinnt mich erquickend, / Und den durstigen Blick labt das energische Licht.“

„Blicke mit Schwindeln hinauf, blicke mit Schaudern hinab.“

„Ach, da reißen im Sturm die Anker, die an dem Ufer / Warnend ihn hielten, ihn faßt mächtig der flutende Strom…“

„Aufsteht mit des Verbrechens Wut und des Elends die Menschheit / Und in der Asche der Stadt sucht die verlorne Natur.“

5. Zusammenfassung

Das Gedicht „Der Spaziergang“ ist im Kern der Weimarer Klassik zuzuordnen, da es Harmonie, Humanität, Ordnung und den Rückgriff auf antike Motive betont. Gleichzeitig finden sich aber auch noch Elemente des Sturm und Drang: eine leidenschaftliche Naturwahrnehmung, starke Gefühle und der Ruf nach Freiheit. In der Verbindung beider Strömungen zeigt sich Schillers besondere Stellung: Er vermittelt zwischen emotionaler Kraft und klassischer Maßhaltung.

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