Friedrich Schlegel, „Gedicht der Liebe“ (Mat8726)

Worum es hier geht:

Vorgestellt wird mit dem „Gedicht der Liebe“ ein nicht so bekannter Text von Friedrich Schlegel, einem der geistigen Führer der Romantik.

Gefunden haben wir den Text hier.

Analyse des Textes

Friedrich Schlegel

Das Gedicht der Liebe

  1. Wie nächtlich ungestüm die Wellen wogen,
    • Ausgangspunkt sind wilde Wellenbewegungen in der Nacht.
  2. Bald schwellend liebevoll zum Sternenkranze,
  3. Bald sinkend zu der Tiefe hingezogen,
    • Die genauere Beschreibung enthält aber nicht mehr viel Wildheit.
    • Vielmehr geht es eher um eine liebevolle Bewegung in Richtung Sternenhimmel – und das Gegenstück, das Zurücksinken.
    • Es geht dem lyrischen Ich und indirekt wohl auch dem Dichter vor allem um die Wellenbewegung, die bei etwas mehr Bewegtheit an der Oberfläche des Meeres natürlich sehr auffällt.
  4. Sehnsüchtig flutend in dem Wechseltanze,
  5. Bis Morgenrot empor scheint aus den Wogen,
    • Zusammenfassend wird das als in einer Personfizierung als sehnsüchtiger Wechseltanz beschrieben,
    • Der erst mit dem Morgenrot endet.
    • Leserlenkung: Hier ist man etwas erstaunt und fragt sich, was die Wellen mit dem Tag- und Nachtwechsel zu tun haben.
  6. Noch feucht in blumenlichtem Tränenglanze;
  7. So steigen hier der Dichtkunst hohe Strahlen
  8. Aus tiefer Sehnsucht Meer und Wonnequalen.
    • Dann die Auflösung: Es geht – wie schon sichtbar wurde – gar nicht um irgendwelche Meeresphänomene.
    • Die werden nur genutzt, um die Situation des Dichters beim Schreiben zu charakterisieren.
    • Es geht um die Entstehung hoher Dichtkunst
    • Und für sie bestimmend ist das Aufsteigen aus „tiefer Sehnsucht“
    • Und dann einem Neologismus, der die Kombination, die Verschränktheit von Wonne (also Wohlgefühl) und Qualen als Kern schriftstellerischer Tätigkeit deutlich macht.
Nachfrage bei einem unserer „Behelfsschriftsteller“:

Wir haben Lars Krüsand, den Lehrer-Behelfsschriftsteller, der selbst schon Gedichte und Kurzgeschichten, aber auch Sachtexte geschrieben hat:
„Sie siehst du diese Kennzeichnung dichterischer Tätigkeit?“
Übersicht über Texte von Lars Krüsand
https://textaussage.de/lars-kruesand-sammlung-der-texte-eines-behelfsschriftstellers

Wie immer hat er überaus systematisch und in Punkte gegliedert geantwortet:

  1. Allein das Wort „Dichtkunst“ deutet einen hohen Anspruch an, den der jeweilige Schriftsteller an sich selbst und sein Schaffen stellt. Es gibt ja auch Leute, die Kunst eher spielerisch nehmen.
  2. Aber ganz gleich, welche Höhe man anstrebt: Man ist ja beim Schreiben kreativ, d.h. man hat eine Idee im Kopf, die normalerweise so noch nie realisiert worden ist. Kunst – und damit auch die Schriftstellerei – schafft in unserem Kulturraum eben „Unikate“.
  3. Und das bedeutet auf jeden Fall ein Auf und Ab. Das ist bei mir übrigens mehr bei Sachtexten der Fall, denn die sollen ja einer inneren Ordnung folgen und die Leser zufriedenstellen.
  4. Bei literarischen Texten folgt man eher einer Grundidee und dann dem Flow des ersten Satzes – der gibt ja die Melodie des Textes vor – und auf dieser Linie sollte man bleiben.
  5. Zumindest bei mir ist das Schreiben eines Gedichtes weniger eine Quälerei als das das bei einem Sachtext der Fall ist. Das gilt natürlich nicht bei standardmäßig formulierten Texten wie einer Inhaltsangabe oder auch einer Gedichtanalyse. Eine Kolumne, ein Kommentar oder gar ein Essay stellen da deutlich mehr Entwicklungsqualen bereit.
  6. Vielleicht sollte man deshalb Schülerinnen und Schüler mehr Gedichte schreiben lassen als Gedichtanalysen 😉

Mit diesem reizvollen Gedanken schließen wir die Betrachtung dieses Gedichtes gerne ab.

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