Worum es hier geht:
- Viele kennen das das.
Man ist in jemanden verliebt und möchte jetzt gerne mehr. - Dann ist es eine nicht so gute Idee, was dieses Mädchen macht.
Es denkt sich nämlich einen angeblichen Rivalen aus, der ihr sogar einen Verlobungsring geschenkt haben soll. - Das ist so schräg, dass sie damit natürlich nicht viel erreicht.
- Aber man kann zumindest drüber nachdenken, wie man selbst so ein Ziel besser erreicht – gute Gelegenheit für eine Diskussion.
- Und man hat eine gute Gelegenheit, hinterher mal die beiden Beteiligten über das Ganze nachdenken zu lassen.
- Wir zeigen am Beispiel von zwei inneren Monologen, was dabei herauskommen kann.
Nun zur Analyse der Kommunikation
- Die Geschichte beginnt mit einer Täuschung, wie der Leser am Ende erfährt. Simone zeigt ihrem Verehrer Ruodi einen Brillantring und tut so, als wäre das das Problem in ihrer Beziehung.
— - Es folgt ein Erzählerbericht über die Beziehung, wie Simone sie sieht:
Sie ist ganz hingerissen und hofft nur noch, dass Ruodi endlich ihrer nie wirklich geäußerten Aufforderung folgt „Greif endlich zu“ bzw. wenigstens „diesen dringenden Wunsch“ äußert.
— - Es folgt ein kleiner Dissenz (Unstimmigkeit):
Ruodi „nickte stumm und betrübt“, sieht das also eher als Grund für eine Kapitulation, während Simone ihn sich „ein wenig kämpferischer“ gewünscht hätte. - Ausdrücklich ist von einem „Plan“ mit dem Ring die Rede, Ruodi soll „den Rivalen tilgen„.
— - Es folgt eine längere Erklärung von ihr, weil Ruodi ihr „begriffsstutzig“ vorkommt. Simone beschreibt kurz ihre angebliche Verlobung mit einem verheirateten Mann und fragt am Ende scheinheilig: „… kann man was dagegen tun?“
Und ergänzend spricht sie von der Bindewirkung von geschenkten Schmuckstücken und fragt auch hier hoch mal nach: „Das findest du doch auch, oder?“
— - Bezeichnend ist die Reaktion von Ruodi: „Kann sein, kann nicht sein.“ Das ist Simone verständlicherweise zu „lahm“ und deshalb „drehte“ sie auf, indem sie erst mal den hohen Wert des Rings erwähnt. Vom Leiden des angeblichen älteren Verlobten geht sie dann über zum eigenen Leiden und zwar „unseretwegen“.
— - Und dann der Hammer: Auf ihre abschließende Frage „Was meinst du?“ bekommt sie die Antwort „Der Bus kommt.“ Mehr ungewollte Satire geht wirklich nicht.
Gemeint damit ist, dass der Leser hier natürlich mehr versteht als die beiden Beteiligten, die ja mitten im Gespräch stecken.
— - Im weiteren Verlauf zeigt dann Ruodi doch noch Gefühle:
„Es wäre nicht die erste Verlobung, die gelöst wird […] Warum kriege ich eigentlich diesen ganzen Schlamassel erst jetzt zu hören? Neugierig wäre ich schon ein bißchen.“- Interessant hier die Signale „Schlamassel“ – weit entfernt von Liebesleid – und „neugierig“ – auch weit entfernt von dem, was Simone sich erträumt.
- Gegenangriff: Dann wird es schwierig: Simone muss sich anhören: „Du hast dich bisher nicht gerade wie eine längst anderweitig verliebte Braut benommen“ – und Ruodi stellt das schon regelrecht „aufsässig“ fest. Er sieht also das Unvereinbare, was eigentlich eine Lüge ist.
- Simone gibt eine halbe Antwort
„Und warum wohl nicht. Bemühe mal deine ganze Phantasie und gib dir dann selber die Antwort.“ Und für diese Taktik lobt sie sich dann auch noch. Damit zeigt sie, dass sie in keiner Weise begreift, dass ihre Brillanten-Lüge bei Ruodi was ganz anders auslösen könnte, als was sie sich vorstellt: Er sieht das sachlich Nicht-Zusammenpassende – Simone sieht nur das für sie beziehungsmäßig Noch-nicht-genügend-Zusammengehörende. Das ist der Punkt, von dem aus die Beziehung auseinanderdriftet.- Simone träumt sich in eine Zukunft hinein, die der viel zu junge und unerfahrene Ruodi ihr nicht geben kann.
- Bei der Gelegenheit erfährt der Leser dann auch endlich, was es mit dem Brillantring auf sich hat – er ist heimlich von der Mutter ausgeliehen worden. Über die Folgen dieser Lügenaktion hat sie anscheinend gar nicht nachgedacht – selbst im besten Falle müsste sie doch hinterher bekennen, dass sie Ruodi angelogen hat – keine gute Basis für eine Beziehung.
- Und Ruodi macht das, was er am besten kann: Er sucht sich ein Mädchen, mit dem er sich einen Bergsteigervortrag anhören kann, nachdem seine Baseball-Erklärungen bei Simone nicht gut angekommen sind.
Auswertung
- Insgesamt wird deutlich, dass Simone und Ruodi in verschiedenen Welten leben: Sie möchte romantische Liebe mit Umarmungen und wertvollen Geschenken – Für Ruodi ist sie nicht mehr als die Nummer 1 in einem Bereich, der bei ihm nicht Nummer 1 ist. Für ihn haben Sport und Abenteuer einen höheren Stellenwert als die romantischen Liebes-Träume eines wohl noch recht jungen Mädchens.
Kreative Anregung
Nun gibt es ja glücklicherweise Deutschlehrer, die gerne möchten, dass sich ihre Schüler so richtig in die Figuren hineinversetzen. Das wird dann meistens zu einem sogenannten „inneren Monolog„, also eine Kette von Gedanken, die einer der Figuren an einer ganz bestimmen Stelle kommen.
In diesem Falle macht das Sinn nach dem Ende der eigentlichen Geschichte. Damit verbunden ist dann auch gleich die Frage, wie es weitergehen könnte.
Also dann:
Schauen wir uns mal an, was die beiden Hauptpersonen zu Hause über das Vergangene denken:
Innerer Monolog von Ruodi:
Nach dem Vortrag waren sie schnell nach Hause gegangen – denn eigentlich konnte er mit Evi nicht viel anfangen, sie war ihm einfach zu klug. Und mit Simone war er immerhin einige Zeit zusammen gewesen:
Weil er den Bus verpasst hatte, hatte er Zeit, noch mal über alles nachzudenken. Er fühlte sich auch nicht so gut – Die Gedanken fingen an spazieren zu gehen: Das geht ja eigentlich nicht, die eine so einfach gegen eine andere auszutauschen. Und eigentlich gab es ja auch auch schöne Momente. Soll ich das alles wirklich aufgeben. Und was hatte Evi gesagt: „seine hundertprozentige Anbeterin“. Vielleicht habe ich sie wirklich falsch eingesetzt. Aber ob sie wirklich so einen Typen mit Brillantring hat? Ich könnte sie ja einfach mal fragen. Auf jeden Fall sollte ich noch mal mit ihr drüber sprechen…
Innerer Monolog von Simone:
Als sie zu Hause angekommen war, war ihre Mutter glücklicherweise noch bei ihrem Gesangsabend. Als sie in ihrem Schlafzimmer den Brillantring wieder in der Schmuckkästchen untergebracht hatte, fing sie an zu heulen. Schrecklich: Wie bin ich nur auf so einen blöden Gedanken gekommen? Der hatte ja richtig unglücklich geguckt – und dann hat er sich eigentlich zu Recht aufgeregt, dass ich das nicht früher gesagt habe. So ein Unsinn – der Mann verheiratet – und ich mit ihm verlobt. Wenn Ruodi jetzt kommt, um mir Sachen zurückgibt, die er noch von mir hat – und dann fragt er meine Mutter, wann denn die Hochzeit ist. Peinlich, peinlich. Vielleicht gehe ich morgen noch mal ganz normal zu ihm hin und sage ihm, ich hätte den Brillantring zurückgegeben. Aber: Noch eine Lüge? Na ja, sonst muss ich alles zugeben. Irgendwann kommt es sowieso raus.
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- „Kreatives Schreiben“
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