Gefunden haben wir das Gedicht hier.
Das Gedicht thematisiert eine Eisenbahnfahrt durch eine winterliche Landschaft und stellt dabei die Dynamik moderner Technik der Natur gegenüber.
Die Züge
- Rauchwolken, rosa, wie ein Frühlingstag,
- Die schnell der Züge schwarze Lunge stößt,
- Ziehn auf dem Strom hinab, der riesig flößt
- Eisschollen breit mit Stoß und lautem Schlag.
- Die erste Strophe eröffnet mit einem farbintensiven Bild: rosa Rauchwolken (Assoziation = gedankliche Verbindung mit Frühling), die sich mit der „schwarzen Lunge“ der Züge vermischen.
- Verbindung des Bahngleises mit einem Strom, der „flößt“, also erscheint wie ein Holzgebinde, das von Leuten auf einem Fluss transportiert wird.
- Die Natur und Technik überlagern sich hier: Frühling (Farben) und Winter (Eisschollen).
- Das lyrische Ich bleibt hinter der Beschreibung zurück, der Eindruck ist distanziert-beobachtend.
- Zwischenfazit: Der Leser erlebt eine eindrucksvolle Szenerie der Kälte und Bewegung, in der sich Natur und Technik mischen.
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- Der weite Wintertag der Niederung
- Glänzt fern wie Feuer rot und Gold-Kristall
- Auf Schnee und Ebenen, wo der Feuerball
- Der Sonne sinkt auf Wald und Dämmerung.
- Die zweite Strophe intensiviert das Naturbild – nun ohne direkten Bezug zu den Zügen: Es geht offensichtlich um ein Tal – vielleicht in Verbindung mit dem Fluss.
- Die Metaphern „Feuer“, „Gold-Kristall“, „Feuerball“ geben der Landschaft eine fast mystische Farbigkeit.
- Zwischenfazit: Die Natur entfaltet sich in ihrer eigenen, grandiosen Schönheit. Die Technik scheint hier fast vergessen.
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- Die Züge donnern auf dem Meilendamme,
- Der in die Wälder rennt, des Tages Schweif.
- Ihr Rauch steigt auf wie eine Feuerflamme,
- Die Züge kehren zurück in die Szenerie: jetzt aggressiver, mit Geräusch („donnern“) und in aktiver Bewegung.
- Interessante Personifizierung des Bahndamms
- Der Rauch wird zur Feuerflamme, der Wind als „Schweif“ bezeichnet – eine auffallende Verbindung einer Zeiteinheit mit einem nachfolgenden Rest von etwas: Hier verschwindet der Bahndamm im Wald, sehr ungewöhnlich.
- Zwischenfazit: Technik und Natur kämpfen hier fast gegeneinander, verschmelzen aber in einem dramatischen Bild von Bewegung und Gewalt.
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- Die hoch im Licht des Ostwinds Schnabel zaust,
- Der, goldgefiedert, wie ein starker Greif,
- Mit breiter Brust hinab gen Abend braust.
- Hier wird die „Feuerflamme“ noch mal aufgenommen und sehr intensiv mit einem assoziativen Bild verbunden, was mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat. Es kommt aus dem Inneren des lyrischen Ichs – typisch für den Expressionismus.
- Dann Wendung in Richtung Wind, der hier auch sehr eigentümlich personifiziert wird – wie eine Parallele zur Zugbewegung.
Zu den Aussagen des Gedichtes
Es zeigt
- wie sich Natur und Technik auf eindrucksvolle, teils widersprüchliche Weise begegnen.
- Der technische Fortschritt – hier symbolisiert durch die Züge – wird nicht als Bedrohung, sondern als ebenso überwältigender Teil der Natur stilisiert.
- Die Züge sind eingebettet in eine dynamische, fast mythische Landschaft.
Sprachliche und sonstige Mittel
- Metaphern: „schwarze Lunge“ (V. 2), „Feuerball der Sonne“ (V. 7), „Feuerflamme“ (V. 11), „Ostwinds Schnabel“ (V. 12) – dienen der Steigerung der sinnlichen Wahrnehmung.
- Personifikation: Der Wind als „Greif“ (V. 13) – Naturkräfte werden vermenschlicht, was die Dramatik steigert.
- Farbigkeit: Rosa, rot, gold – intensive visuelle Reize dominieren (V. 1, 6).
- Lautmalerei: „Stoß und lautem Schlag“ (V. 4), „Züge donnern“ (V. 9) – verstärken die akustische Wirkung.
Diese Mittel unterstützen die expressionistische Grundhaltung: Wahrnehmung wird nicht objektiv, sondern intensiviert wiedergegeben.
Zur Form des Gedichtes
Es ist ein typisches Sonett – zwei Vierzeiler (Quartette) und zwei Dreizeiler (Terzette)
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Strophe 1 & 2 (die ersten beiden Quartette) beschreiben:
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die Landschaft (Eisschollen, Wintertag, Sonne, Rauchwolken),
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eine eher beobachtende, ruhige Stimmung,
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ein Zusammenspiel von Natur und Technik, aber noch ohne Konflikt.
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Strophe 3 bringt:
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die Wendung zur Bewegung („Züge donnern“),
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mehr Dynamik und Kraft,
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das Zusammenprallen von Naturgewalten und Technik (Wind, Rauch, Greif).
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Rhythmus-Prüfung:
- „Rauchwolken, rosa, wie ein Frühlingstag,
x X x X x X x X x X
Hier ein bisschen schwierig – also erst nach den nächsten Zeilen schauen,
dann ergibt sich ein klares Bild – von ständigem Wechsel zwischen unbetonter und betonter Silbe. - Die schnell der Züge schwarze Lunge stößt,
x X x X x X x X x X - Ziehn auf dem Strom hinab, der riesig flößt
x X x X x X x X x X - Eisschollen breit mit Stoß und lautem Schlag.“
x X x X x X x X x X
Wenn man diesen Rhythmus erst mal „drauf hat“, einfach schauen, ob er weiter durchgehalten wird.
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