Adolf Glaßbrenner, I-A – ein Warngedicht zwischen Fabel und Parabel (Mat8700)

Worum es hier geht:

Von dem Dichter Adolf Glaßbrenner gibt es ein Gedicht, das Elemente der Fabel enthält, aber auch der Parabel. Denn am Ende wird ein Hinweis auf Übertragungsmöglichkeiten gegeben.

Aber schauen wir uns zunächst mal den Inhalt an und versuchen, die Aussage möglichst klar zu ermitteln.

Gefunden haben wir das Gedicht hier.

Adolf Glaßbrenner

I-A!

  1. Ein Esel dacht: den schweren Sack
  2. Willst du nicht länger tragen;
  3. Er wurde hager, blaß und spack
  4. Und stöhnte und thät klagen;
  5. Jedoch, sobald der Müller da,
  6. So rief er bloß I-a, I-a!
    • Das Gedicht beginnt mit dem widersprüchlichen Verhalten eines Esels.
    • Er leidet darunter, sständig schwere Säcke tragen zu müssen,
    • zeigt auch schon körperliche Schwächungssymptome,
    • aber wenn der Müller kommt, also der, der ihn einsetzt,
    • gibt er den Eselsruf von sich, der sich anhört wie Ja, ich bin bereit und will.

 

  1. Es ging ein Jahr um′s andere hin:
  2. Der Esel mußte tragen;
  3. Doch trüb und trüber ward sein Sinn,
  4. Er thät erbärmlich klagen.
  5. Jedoch, wenn er den Müller sah,
  6. So rief er bloß I-a, I-a!
    • Die zweite Strophe präsentiert dann die Steigerung,
    • einmal im Hinblick auf die Zeit,
    • dann aber auch hinsichtlich der Folgen für sein Bewusstsein.
    • Es ändert sich aber nichts an seinem angepassten, widerstandslosen Verhalten.

 

  1. Doch endlich kommt er nicht mehr fort,
  2. Konnt′ nicht den Sack mehr tragen;
  3. Drauf gab er sich sein Ehrenwort,
  4. Sei Leiden laut zu klagen;
  5. Jedoch, als er den Müller sah,
  6. So rief er bloß I-a, I-a!
    • Es gibt dann noch eine weitere Steigerungsstufe.
    • Diesmal ist der Esel schon am Ende.
    • Jetzt nimmt er sich auf „Ehrenwort“ vor, dem Müller sein Leid zu klagen.
    • Aber es bleibt bei dem inneren Wort,
    • als der Müller wieder auftaucht mit der Daueraufgabe,
    • macht der Esel einfach weiter.

 

  1. Er wurde alt, er wurde krank,
  2. Tät immer heft′ger klagen,
  3. Jedoch sein ganzes Lebelang
  4. Hat er den Sack getragen.
  5. Als sterbend er den Müller sah,
  6. Da röchelt er I-a, I-a!
    • Die letzte Esels-Strophe treibt es dann auf die Spitze.
    • Selbst angesichts des Todes bleibt der Esel bei seiner passiven Haltung,
    • so dass sich sein Schicksal konsequent erfüllt.,

 

  1. In Stockau, Augs- und Lüneburg,
  2. In Cassel und in Wesel!
  3. Was einmal Esel durch und durch,
  4. Das ist und bleibt ein Esel!
  5. Was auch geschieht und was geschah,
  6. Der Esel schreit I-a, I-a!
    • Typisch für eine Parabel gibt es am Ende die Übertragung des Bild-Teils auf einen Sachteil.
    • Genannt werden einige Orte,
    • in denen nach Meinung des lyrischen Ichs sich auch die Menschen wie dieser Esel verhalten.
    • Am Ende dann eine Erfahrungs- und zugleich Warnungsformel an alle, die sich alles gefallen lassen – und denen dann auch das gleiche Schicksal bevorsteht.

Als Aussage kann man also formulieren:

Das Gedicht zeigt, was geschieht, wenn man schlecht behandelt wird und nur klagt, statt dagegen etwas zu unternehmen.

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