Goethe, „Faust“ – ein Werk, das mindestens zu drei Epochen gehört (Mat2597)

Worum es hier geht:

  • Schüler neigen dazu, literarische Werke möglichst exakt einer Epoche zuzuordnen.
  • „Leider“ halten sich die Schriftsteller nicht daran, wie viele Texte zeigen, die besonders an Epochenübergängen stehen:
    Ein bekanntes Beispiel ist Heinrich Heine:



  • Aber es gibt noch heftigere Fälle. Goethes Faust ist hier besonders interessant, weil der Weimarer Großschriftsteller ja als Klassiker große Distanz zur Romantik gezeigt hat. Sie galt ihm regelrecht als krank – und diesen Zustand hasste er geradezu.
  • Nun gibt es da aber den „Faust“. Dass der zweite Teil ganz eindeutig zur Klassik gehört, ist eine klare Sache.
  • Aber auch der Prolog im Himmel steht zwar im Faust ganz vorne, entstand aber erst in der Zeit der Klassik und zeigt auch mit dem Harmoniekonzept des „Herrn“ als Gärtner des Menschenlebens entsprechende Züge.
  • Sturm und Drang lässt sich allein schon von der zeitlichen Einordnung her feststellen, aber auch im Hinblick auf die außergewöhnliche Gefühlsintensität, die Faust zeigt und auch der Forscherdrang hat ja geradezu „prometheischen“ Charakter (siehe das Gedicht „Prometheus“).
  • Aber der Forscherdrang hat noch eine andere Komponente, die Unbedingtheit und die Bereitschaft, beim Kampf um die letzte Welterkenntnis alles zu geben und eben auch alles zu riskieren. Das ist typisch für eine bestimmte Seite der Romantik, die man auch die dunkle nennt. Sie zeigt sich neben aller Mondscheinidylle auch schon bei Eichendorff.
    https://youtu.be/94fr6IN6kYY
  • Dies zeigt sich in Faust an verschiedenen Stellen, die man natürlich auch dem Sturm und Drang zuordnen kann: Aber der ist vor allem dem Gefühlsmoment verschrieben, während das Romantische eben diese Dauersehnsucht enthält, die den Moment überschreitet.
  • Aber natürlich gibt es in Faust auch noch typische Motive der Romantik wie die Hexenwelt oder eben auch die Liebe Gretchens, wie sie sich etwa in „Der König in Thule“ zeigt.

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