Goethe, „Werther“ – 2. Buch, Briefe vom 20.10.1771-8.1.1772 (Mat8603-eb72-76))

Worum es hier geht:

Vorgestellt werden hier die Briefe vom 20.10.1771-8.1.1772 aus Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“.

Im Unterschied zu reinen Inhaltsangaben geht es hier auch um:

  • das Thema
  • die wichtigsten inhaltlichen Punkte
  • mit Zitaten
    Quelle: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Band 6, Hamburg 1948 ff, S. 60-124.
  • und darum, was der Brief zeigt
  • ggf. auch noch um besondere Besprechungs- bzw. Diskussionspunkte
  • ggf. auch die Eignung für eine Klausur
Am 20. Oktober 1771
  • das Thema:
    In diesem Brief geht es um die Frage der „Resilienz“ – wie kann man es zum Beispiel mit einem schwierigen Vorgesetzten aushalten?
  • die wichtigsten inhaltlichen Punkte
    • Werther hat Probleme mit seinem Vorgesetzten, einem Gesandten, was für ihn „harte Prüfungen“ bedeutet. (EB72)
    • Er mahnt sich aber zu „Geduld!“
    • Ein großes Problem ist, dass er sich ständig mit anderen vergleicht.
    • Er bemüht sich, es mehr mit „Schlendern“ und „Lavieren“ zu versuchen, also alles lockerer zu nehmen.
  • mit Zitaten
    • Seit ich unter dem Volke alle Tage herumgetrieben werde und sehe, was sie tun und wie sie’s treiben, stehe ich viel besser mit mir selbst.
    • Gewiß, weil wir doch einmal so gemacht sind, daß wir alles mit uns und uns mit allem vergleichen, so liegt Glück oder Elend in den Gegenständen, womit wir uns zusammenhalten, und da ist nichts gefährlicher als die Einsamkeit.
    • Unsere Einbildungskraft, durch ihre Natur gedrungen sich zu erheben, durch die phantastischen Bilder der Dichtkunst genährt, bildet sich eine Reihe Wesen hinauf, wo wir das unterste sind und alles außer uns herrlicher erscheint, jeder andere vollkommner ist.
    • Und das geht ganz natürlich zu. Wir fühlen so oft, daß uns manches mangelt, und eben was uns fehlt, scheint uns oft ein anderer zu besitzen, dem wir denn auch alles dazu geben, was wir haben, und noch eine gewisse idealische Behaglichkeit dazu.
    • Und so ist der Glückliche vollkommen fertig, das Geschöpf unserer selbst.
    • Dagegen, wenn wir mit all unserer Schwachheit und Mühseligkeit nur gerade fortarbeiten, so finden wir gar oft, daß wir mit unserem Schlendern und Lavieren es weiter bringen als andere mit ihrem Segeln und Rudern – und – das ist doch ein wahres Gefühl seiner selbst, wenn man andern gleich oder gar vorläuft.“
  • Der Brief zeigt:
    • dass Werther große Probleme mit seinem Vorgesetzten hat,
    • dass er sich aber um Geduld bemüht
    • und nicht alles so schwer nehmen möchte.
    • Er will sich anderen in Richtung Lässigkeit anpassen.
  • ggf. auch noch um besondere Besprechungs- bzw. Diskussionspunkte
    • Was kann man tun, wenn man einen Vorgesetzten hat, mit dem man nicht gut klarkommt. Das kann ja auch eine Lehrkraft sein.
  • ggf. auch die Eignung für eine Klausur
    • Man könnte die Szene analysieren – und sie dann einordnen in die Gesamtcharakteristik Werthers. Hier zeigt er sich ja mal ausnahmsweise um Normalität und Eingliederung in die Realität der Gesellschaft bemüht.
Am 26. November 1771
  • das Thema: Es geht um die Frage, wie für Werther ein passender Partner aussieht.
  • die wichtigsten inhaltlichen Punkte
    • Werther hat mit dem Grafen C.. eine Art positive Gegenfigur zu seinem Gesandten gefunden.
    • Er schätzt an ihm „Empfindung“, „Freundschaft“, „Liebe“
    • sieht in ihm eine „große Seele“
  • mit Zitaten
    • „weil er viel übersieht; aus dessen Umgange so viel Empfindung für Freundschaft und Liebe hervorleuchtet. Er nahm teil an mir, als ich einen Geschäftsauftrag an ihn ausrichtete und er bei den ersten Worten merkte, daß wir uns verstanden, daß er mit mir reden konnte wie nicht mit jedem. Auch kann ich sein offnes Betragen gegen mich nicht genug rühmen. So eine wahre, warme Freude ist nicht in der Welt, als eine große Seele zu sehen, die sich gegen einen öffnet.“
  • und darum, was der Brief zeigt
  • ggf. auch noch um besondere Besprechungs- bzw. Diskussionspunkte
    • Wie muss ein Mensch sein, so dass man nicht nur gut mit ihm klar kommt, sondern er einem sogar zum Freund wird.
  • ggf. auch die Eignung für eine Klausur
    zu kurz.
Am 24. Dezember 1771
  • das Thema
    die Frage, wie man angesichts der „fatalen bürgerlichen Verhältnisse“ man selbst sein/bleiben kann.
  • die wichtigsten inhaltlichen Punkte
    • Hier beschreibt Werther, was ihm bei seinem Gesandten „Verdruss“ macht, also Ärger.
    • Sein Vorgesetzter scheint ziemlich kleinlich zu sein, während Werther gerne „leicht weg“, also wohl auch oberflächlich, arbeitet.
    • Eine Hilfe ist für Werther der Graf C.., der ähnlich denkt und ihm empfiehlt: „man muß sich darein resignieren wie ein Reisender, der über einen Berg muß; freilich, wäre der Berg nicht da, so wäre der Weg viel bequemer und kürzer; er ist nun aber da, und man soll hinüber!“
    • Dann geht es um einen Streit zwischen Werther und seinem Vorgesetzten, der den Grafen negativ sieht, was Werther zu Widerspruch herausfordert.
    • Werther bleibt nur die Flucht aus der Situation.
    • Es folgt eine Kritik an seinem Job, aber auch allgemein an den Menschen, die in den Augen Werthers kein Problem damit haben, „sich so platt zu prostituieren“ – also an die Bedürfnisse anderer anzupassen.
    • Werther kritisiert besonders die „fatalen bürgerlichen Verhältnisse“ – und meint damit die Standesunterschiede.
    • Ein positives Gegenbeispiel ist ein „Fräulein von B..“ein liebenswürdiges Geschöpf, das sehr viele Natur mitten in dem steifen Leben erhalten hat.“
    • Am Ende dann die Kritik an der Tante, unter der das Fräulein leiden muss. Es geht vor allem um ihre Beziehungsprobleme, die letztlich zu Einsamkeit geführt hat – und das Fräulein muss das ausgleichen.
  • mit Zitaten
    • „Was mich am meisten neckt, sind die fatalen bürgerlichen Verhältnisse. Zwar weiß ich so gut als einer, wie nötig der Unterschied der Stände ist, wie viel Vorteile er mir selbst verschafft: nur soll er mir nicht eben gerade im Wege stehen, wo ich noch ein wenig Freude, einen Schimmer von Glück auf dieser Erde genießen könnte.“
  • Der Brief zeigt
    • genauer die Probleme, die Werther mit seinem Vorgesetzten hat,
    • seine Bereitschaft, in einen Streit hineinzugehen,
    • eine verstärkte allgemeine Kritik am „Joch“ der Arbeit, an der „Rangsucht“ und ganz allgemein an den „fatalen bürgerlichen Verhältnissen“.
    • den Kontrast zwischen dem Fräulein von B.. und ihrer Tante, die in Einsamkeit und Menschenfeindlichkeit versunken ist.
  • ggf. auch noch um besondere Besprechungs- bzw. Diskussionspunkte
    • Wie verhält man sich am besten, wenn ein Eingreifen wahrscheinlich zu Streit führt?
    • Wie geht man am besten mit dem Phänomen der „Rangsucht“ um?
  • ggf. auch die Eignung für eine Klausur
    Von der Länge her geeignet.
    In einer zweiten Aufgabe kann man sich allgemein beschäftigen mit der Frage der Einordnung in die Gesellschaft.
Den 8. Januar 1772
  • das Thema
  • die wichtigsten inhaltlichen Punkte
    • noch mal konzentrierte Kritik an der Rangsucht der Menschen und der schnellen Bereitschaft, es dabei auf Streitigkeiten ankommen zu lassen.
    • Werther ermutigt sich selbst, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
    • Interessante These, was wirklich einen Menschen auszeichnet, um „der Erste“ zu sein.
  • mit Zitaten
    • Die Toren, die nicht sehen, daß es eigentlich auf den Platz gar nicht ankommt, und daß der, der den ersten hat, so selten die erste Rolle spielt!
    • Wie mancher König wird durch seinen Minister, wie mancher Minister durch seinen Sekretär regiert! Und wer ist dann der Erste?
    • Der, dünkt mich, der die andern übersieht und so viel Gewalt oder List hat, ihre Kräfte und Leidenschaften zu Ausführung seiner Plane anzuspannen.
  • Der Brief zeigt noch einmal Werthers Kritik an der Gesellschaft und eine interessante These, wie man wirklich „der Erste“ sein kann.
  • ggf. auch noch um besondere Besprechungs- bzw. Diskussionspunkte
    • Es lohnt sich die These zu diskutieren, wie man im Leben „der Erste“ sein kann, ohne einen entsprechenden Titel zu tragen.
  • ggf. auch die Eignung für eine Klausur
    • zu kurz.
    • Man könnte allenfalls diesen Brief nutzen als Ausgangspunkt für die grundsätzliche Frage, wieweit Werther das gelingt, was er sich hier theoretisch vornimmt.

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