Heinrich Heine, „An einen politischen Dichter“ – Kritik an zu wenig Realitätsbezug und Wirkung (Mat7204)

Im Folgenden zeigen wir am Beispiel eines Gedichtes von Heinrich Heine, wie man die Strophen kurz zusammenfassen und auswerten kann.

Den Text haben wir hier gefunden:
https://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/HeineNachlese/poldich.htm

Heinrich Heine

[An einen politischen Dichter]

Du singst wie einst Tyrtäus sang,
Von Heldenmut beseelet,
Doch hast du schlecht dein Publikum
Und deine Zeit gewählet.

  • In der ersten Strophe kritisiert, das lyrische Ich einen anderen Dichter im Hinblick auf das Missverhältnis zwischen seinem Engagement und dem Publikum.
  • Das hat anscheinend zu wenig Verständnis für das Heldenhafte, was er Dichter da vorträgt.

Beifällig horchen sie dir zwar,
Und loben schier begeistert:
Wie edel dein Gedankenflug,
Wie du die Form bemeistert.

  • In der zweiten Strophe geht es darum, dass die Leute im Publikum positiv reagieren, im Hinblick auf den tollen Inhalt und die schöne Form.

Sie pflegen auch beim Glase Wein
Ein Vivat dir zu bringen,
Und manchen Schlachtgesang von dir
Lautbrüllend nachzusingen.

  • In der dritten Strophe geht es dann darum, dass das Publikum sich von der Begeisterung hinreißen lässt und sogar tüchtig mitsingt.

Der Knecht singt gern ein Freiheitslied
Des Abends in der Schenke:
Das fördert die Verdauungskraft
Und würzet die Getränke.

  • In der letzten Strophe wird dann die Situation verglichen mit der eines Knechts, der abends zwar begeisterte Lieder singt, was ihm aber nur für den Abend etwas bringt.

Insgesamt macht das Gedicht sich also lustig über Dichter, die vor allem große Töne spucken, hinter denen aber in der Wirklichkeit nichts steckt. Vor allem erreichen sie ihr Publikum nicht wirklich, lösen nur eine kurze Gefühls-Reaktion aus. An den realen Knechts-Verhältnissen ändert das nichts.

Weitere Infos, Tipps und Materialien