Heinrich Heine, „Auf Flügeln des Gesanges“ (Maz8722)

Worum es hier geht:

Heinrich Heine

Auf Flügeln des Gesanges

 

  1. Auf Flügeln des Gesanges,
  2. Herzliebchen, trag ich dich fort,
  3. Fort nach den Fluren des Ganges,
  4. Dort weiß ich den schönsten Ort.
  • In der ersten Strophe beschreibt oder verspricht das lyrische Ich seinem „Herzliebchen“,
  • dass es auf „Flügeln des Gesanges“ – hier möglicherweise auch einfach nur mit Hilfe von Poesie
  • – zu den „Fluren des Ganges“ – also in die Gegend eines exotischen Stromes in Indien
  • getragen werden soll.
  • Dort kenne das lyrische Ich „den schönsten Ort“.
  • Insgesamt also enthält diese erste Strophe eine wohl nur fantasiereich gestaltete, aber schöne Zukunft.
  • Unklar bleibt, an wen sich das Gedicht richtet, es geht nur allgemein um ein geliebtes Wesen.
  1. Dort liegt ein rotblühender Garten
  2. Im stillen Mondenschein;
  3. Die Lotosbumen erwarten
  4. Ihr trautes Schwesterlein.
  • In der zweiten Strophe wird das Ziel genauer – aber immer noch wohl in den Grenzen der Fantasie – beschrieben.
  • Hervorgehoben wird die Gartenkultur,
  • die für die Gegend typischen Lotosblumen erwarten ihr „trautes Schwesterlein“.
  • Man vermutet, dass damit das „Liebchen“ gemeint ist.
  • Hier tauchen natürlich Beziehungsfragen auf:
  • Die einfachste Erklärung wäre, dass das „Herzliebchen“ auch eine Lotosblume ist.
  • Ansonsten wird das wahrscheinlich menschliche geliebte Wesen auf einen Pflanzenstatus reduziert.
  1. Die Veilchen kichern und kosen,
  2. Und schaun nach den Sternen empor;
  3. Heimlich erzählen die Rosen
  4. Sich duftende Märchen ins Ohr.
  • Diese Strophe widmet sich dann ganz der Pflanzenwelt,
  • Die Veilchen übernehmen das, was normalerweise zwischen Liebenden abgeht,
  • Die Rosen übernehmen einen orientalisch anmutenden Märchen-Erzählpart.
  1. Es hüpfen herbei und lauschen
  2. Die frommen, klugen Gazelln;
  3. Und in der Ferne rauschen
  4. Des heiligen Stromes Welln.
  • Der Blick geht dann über die Pflanzenwelt hinaus,
  • Bezieht die Tierwelt ein.
  • Dass Gazelln klug sind, mag noch angeht. Aber ihre Frömmigkeit ist eine starke Behauptung.
  • Möglicherweise haben sie eine kultische Bedeutung.
  • In romantischer Manier wenden sich die beiden letzten Verszeilen den Wellen des „heiligen Stromes“, also des Ganges zu.
  1. Dort wollen wir niedersinken
  2. Unter dem Palmenbaum,
  3. Und Liebe und Ruhe trinken,
  4. Und träumen seligen Traum.
  • Die letzte Strophe wendet sich dann dem bisher stark vernachlässigten „Liebchen“ zu und
  • präsentiert eine idyllische gemeinsame Perspektive,
  • unter einem Palmenbaum soll es um „Liebe“ und „Ruhe“ gehen.
  • Die letzte Zeile dann verstärkt den Eindruck eines Traumangebots, das dann einfach in das Zielgebiet übertragen wird.
Zusammenfassung

Insgesamt ein Gedicht, das einfach eine Art Lockruf in Richtung das „Herzliebchen“ äußert und eine sehr fiktive gemeinsame Zukunft entwirft.

Kreative Anregunge
  • Vor diesem Hintergrund könnte man zum einen eine moderne Variante schreiben, in der jemand seinem geliebten Gegenüber einfach eine Traumwelt ausmalt.
  • Oder aber es folgt ein Gegengedicht, das als Grundidee den Spruch hat „Träum weiter, aber ohne mich“. Dann könnte man eine realistischere Gegenwunschwelt anhängen.

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