Heinrich Heine, „Zur Beruhigung“ – wie man ein politisches Gedicht aus alten Zeiten schnell versteht

Heinrich Heine

Zur Beruhigung

1. Wir schlafen ganz, wie Brutus schlief –
2. Doch jener erwachte und bohrte tief
3. In Cäsars Brust das kalte Messer!
4. Die Römer waren Tyrannenfresser.
   • Hier braucht man einen Hinweis oder erkennt am Zusammenhang, dass die Römer als vorbildlich dargestellt werden, weil sie reale oder angebliche Tyrannen „fraßen“ – während man selbst in Deutschland im 19. Jhdt zu lange schlief.
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5. Wir sind keine Römer, wir rauchen Tabak.
6. Ein jedes Volk hat seinen Geschmack,
7. Ein jedes Volk hat seine Größe;
8. In Schwaben kocht man die besten Klöße.
   • Hier werden ironisch die eigenen Vorzüge aufgezählt, die aber nicht mehr Tyrannei helfen.
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9. Wir sind Germanen, gemütlich und brav,
10. Wir schlafen gesunden Pflanzenschlaf,
11. Und wenn wir erwachen, pflegt uns zu dürsten,
12. Doch nicht nach dem Blute unserer Fürsten.
    • Im gleichen Stil geht es hier weiter.
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13. Wir sind so treu wie Eichenholz,
14. Auch Lindenholz, drauf sind wir stolz;
15. Im Land der Eichen und der Linden
16. Wird niemals sich ein Brutus finden.
    • Ebenso
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17. Und wenn auch ein Brutus unter uns wär,
18. Den Cäsar fänd er nimmermehr,
19. Vergeblich würd er den Cäsar suchen;
20. Wir haben gute Pfefferkuchen.
    • Hier geht es darum, dass man sich ablenken lässt von politischen Aktionen.
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21. Wir haben sechsunddreißig Herrn
22. (Ist nicht zuviel!), und einen Stern
23. Trägt jeder schützend auf seinem Herzen,
24. Und er braucht nicht zu fürchten die Iden des Märzen.
    • Hier geht es um die vielen deutschen Fürsten, die zur Zeit von Heine in Deutschland die Macht hatten.
    • Der März war der Monat, in dem Cäsar – als Tyrann aus der Sicht seiner Feinde – umgebracht wurde.
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25. Wir nennen sie Väter, und Vaterland
26. Benennen wir dasjenige Land,
27. Das erbeigentümlich gehört den Fürsten;
28. Wir lieben auch Sauerkraut mit Würsten.
    • Hinweis auf den Widerspruch zwischen Vaterlandsliebe und dem Verhalten dieser „Väter“.
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29. Wenn unser Vater spazierengeht,
30. Ziehn wir den Hut mit Pietät;
31. Deutschland, die fromme Kinderstube,
32. Ist keine römische Mördergrube.
    • Alles wird noch einmal auf den Punkt gebracht.
    • Statt sich zu wehren, gibt man sich gläubig und vertrauensvoll.

Das Gedicht zeigt, wie weit die Deutschen davon entfernt sind, sich genauso von „Tyrannen“ zu befreien wie die alten Römer.
Ob Brutus und seine Tat etwas Gutes war, darüber kann man sich mit Historikern unterhalten.
Heine geht es nur um ein symbolisches Beispiel.

Thema des Gedichtes ist die Frage, wie es in Deutschland aussieht mit politischem Widerstand gegen Unterdrückung.