Hermann Allmers, Nachtsegen (Mat8725 )

Worum es hier geht:

Wir stellen ein Gedicht vor, das im Stil der Romantik, wenn auch wohl deutlich nach dieser Epoche, auf das Wohltuende der Nacht im Vergleich zum Stress und Lärm des Tages verweist – und das durch eine Art Segen zur Nacht befördern will.

  • Gefunden haben wir das Gedicht hier.
  • Der Originalwortlaut des Gedichtes in kursiver Schrift.
  • Die Kommentare dazu eingerückt.

Hermann Allmers

Nachtsegen

  • Schon die Überschrift stellt einen religiösen Bezug her. Es geht um eine Art Gebet, das dem Gläubigen eine gute Nacht in der Gegenwart höherer Mächte verschaffen soll.
  1. Dämmrig wird’s auf allen Fluren,
  2. Dunkel wird’s im Buchenhain
  3. Alle Waldesvögel schlafen
  4. Unter leisem Singen ein

    • Die erste Strophe beschreibt dann auf fast schon romantische Art, den Übergang vom Tag zur Nacht in der Dämmerung.
    • Betont wird, dass es nicht nur dunkel wird in der Natur, sondern dass auch die Tierwelt entsprechend schlafen geht.
  5. Alle Tagesstimmen schweigen,
  6. Aus den Wiesen steigt der Duft,
  7. Und der braune Käfer surret
  8. Durch die laue Sommerluft.

    • Die zweite Strophe macht dann deutlich, dass der Anbruch der Nacht auch zum Verstummen all der Geräusche führt, die den Tag bestimmen.
    • Hervorgehoben wird der mit dem Übergang verbundene andere Duft aus den Wiesen.
    • Außerdem wird noch ein einzelner Käfer erwähnt, der anscheinend auch zu einem Schlafplatz fliegt.
  9. Und die bleichen Nachtphalänen
  10. Flattern leis ohn Unterlaß,
  11. Und des Taues Wonnetränen
  12. Sinken still ins hohe Gras.

    • In dieser Strophe wird auf eine Art von Nachtfalter verwiesen,
    • die symbolisch für verborgene Sehnsüchte, geheime Wünsche und unerfüllte Träume stehen (sagt zumindest Bing/Copilot).
    • Es folgt eine Personifizierung des Taus, der in der Sicht dieses Gedichtes „Wonnetränen“ hervorbringt.
    • Das macht deutlich, dass dieses Gedicht von Glückselementen ausgeht, die den Tag bestimmt haben.
    • Jetzt kommen sie gewissermaßen zur Ruhe.
  13. Doch die tiefgeheimsten Stimmen
  14. Die der laute Tag verschlang,
  15. Flüstern, murmeln, rauschen, singen
  16. Ihren wundersamen Sang.

    • In dieser Strophe sind die Anklänge an die Romantik ganz deutlich.
    • Es geht um Geheimnisvolles, das am Tag nicht wahrgenommen werden konnte,
    • jetzt aber wieder einen „wundersamen Sang“ hervorbringt.
  17. Und viel zage Menschenherzen –
  18. Hat der Tag sie arm gemacht,
  19. Arm an Glauben, arm an Lieben,
  20. Macht sie reich die stille Nacht.

    • Die letzte Strophe soll dann wohl Hoffnung geben,
    • dass all das, was einen am Tag arm gemacht hat,
      • vor allem im Hinblick auf „Glauben“, also eine positive Grundeinstellung zum Leben,
      • und an „Lieben“, also im Bereich menschlicher Zuwendung,
    • jetzt verschwindet und man in der Nacht „reich“ wird.
    • Wodurch das genau geschieht, bleibt offen.
    • Vielleicht geht das lyrische Ich davon aus, dass jetzt die inneren Kräfte des Menschen, sein wahres Selbst wieder wirksam wird.
Insgesamt ein Gedicht,
  • das weit weniger direkt religiös daherkommt, als die Überschrift vermuten lässt.
  • Vielmehr wird im Stil der Romantik auf den natürlichen Wechsel von Tag und Nacht verwiesen.
  • Dabei ist die Dunkelphase der Ort, an dem die Wunder des Lebens sich wieder bemerkbar machen und das verschwinden lassen, was einen am Tag belastet hat.
  • So wird deutlich, dass Motive der Romantik natürlich auch in späteren Zeiten verwendet werden können.

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