Impulstext: „Pech gehabt“ – keine Entschuldigung? Ist Glück auch ein Talent?

Worum es hier geht:

Die Beschäftigung mit Geschichte kann spannend sein. Denn dort trifft man Leute, die interessante Ansichten hatten – die waren aber nicht für alle anderen positiv.

Schauen wir uns mal an, was der Preußenkönig Friedrich der Große vor 1800 und Kaiser Napoleon einige Zeit später angeblich gesagt haben sollen. Auf jeden Fall entsprach es wohl ihrer Haltung.

Kimia Tivag

Pech oder Versagen? Ein Impulstext zur Diskussion

Mit seinen Chefs im Berufsleben kann man Glück haben – oder eben auch Pech. Manchmal stimmt die Chemie, man wird gefördert, bekommt Anerkennung. Und manchmal läuft alles schief, obwohl man sich angestrengt hat: falscher Zeitpunkt, unpassende Situation, Missverständnisse. Dann stellt sich die Frage: Wird das gesehen – oder zählt am Ende nur das Ergebnis?

Auch große Herrscher hatten dazu eine Haltung – eine, die aus heutiger Sicht erstaunlich hart wirkt. Sowohl Friedrich der Große als auch Napoleon Bonaparte sollen gesagt haben, dass sie Generäle nicht nur nach Kompetenz, sondern auch nach ihrem Glück beurteilen. Napoleon etwa meinte sinngemäß: „Ich weiß, er ist ein guter General – aber hat er auch Glück?“

Stellen wir uns vor:
Zwei Generäle führen je eine Abteilung in einer entscheidenden Schlacht. Die rechte Abteilung hat Glück: Eine zufällig eintreffende Verstärkung schlägt die Feinde zurück. Der rechte General kehrt als Sieger zurück.
Die linke Abteilung hingegen wird überrannt. Der verantwortliche General kämpft tapfer, wird verletzt, verliert – und wird später von seinem König empfangen. Dieser sagt nur:
„Gehen Sie nach Hause, erholen Sie sich – und kommen Sie mir nie wieder unter die Augen. Ich kann niemanden gebrauchen, der Pech hat.“

Eine harsche Haltung – aber ist sie völlig falsch? Gibt es nicht auch Situationen, in denen es klug ist, sich von jemandem zu trennen, der immer wieder Unglück bringt – selbst wenn er nichts dafür kann?
Und umgekehrt: Wäre es nicht gerade in Krisenzeiten ein Zeichen von Größe, Menschen auch nach Niederlagen Vertrauen zu schenken?

Was man hier diskutieren könnte:

Was die beiden Herrscher da von sich gegeben haben, war natürlich ziemlich extrem.

Das ändert aber nichts daran, dass man vielleicht auch heute noch lieber mit Leuten zu tun hat, die Glück haben, als mit solchen, denen das Pech regelrecht an den Füßen klebt.

Welche Situationen fallen euch ein, in denen man dieser Haltung *„Nur wer Glück hat, ist brauchbar“* vielleicht zustimmen könnte?
Und welche Beispiele zeigen, dass man dann genau die falschen Leute verliert – nämlich die, die Mut bewiesen haben, Verantwortung übernommen haben und trotz Niederlage zu ihren Entscheidungen stehen?

Diskutiert in der Klasse / im Kurs:
Was wiegt mehr: Können oder Glück?
Und was sollte einen Menschen wirklich auszeichnen, wenn es darauf ankommt?

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