Wie schreibt man einen inneren Monolog: Beispiel Kurzgeschichte Röder, „Schwarzfahren …“ (Mat2572)

Worum es hier geht:

  • Ein „innerer Monolog“ enthält die Gedanken, die eine Figur (eine Person) sich zum Beispiel in einer Kurzgeschichte macht.
    Beispiel: „Plötzlich hielt der Bus an. Ich fasse es nicht, war ihr erster Gedanke. Immer diese Pannen. Wäre ich nur heute mit dem Fahrrad gefahren. Ich mag gar nicht dran denken, was passiert, wenn ich die Prüfung verpasse. Dabei hat Papa mir noch gesagt. Vergiss den Bus, der ist aktuell zu unsicher. Aber dieser Regen. Wer hat schon Lust, auf dem Weg zu einer Prüfung auch noch nass zu werden und dann beim Schreiben abzudampfen. Dann ein Ruck, es ging weiter. Mona atmete auf, aber sie dampfte.“
Wichtig ist also:
  • Es sollten Originalgedanken sein, die einfach in den Text eingefügt werden.
  • Möglichst mit Überleitung, das macht es dem Leser leichter: „Ich fasse es nicht, war ihr erster Gedanke.“
  • Ansonsten sollte man immer im richtigen Tempus bleiben und nichts ins erzählerische Präteritum rutschen.
  • Das kommt erst, wenn die Wirklichkeit der Geschichte den Inneren Monolog zu Ende bringt: “ Dann ein Ruck, es ging weiter. Mona atmete auf, aber sie dampfte.“ Auch hier findet noch ein Übergang statt mit „Dann ein Ruck“ – das könnte sie noch denken, aber dann beginnt wieder das ganz normale Erzählen.
  • Verwendet wird der Innere Monolog normalerweise vom Autor eines Textes und seinem Erzähler direkt in einer Kurzgeschichte zum Beispiel.
  • Das kann man sich zum Beispiel hier ansehen:
  • Der innere Monolog – am Beispiel der Kurzgeschichte „Ich Sperber“
  • https://www.schnell-durchblicken2.de/wohmann-ich-sperber
  • Videolink: https://youtu.be/S697nd426Xg
  • In der Schule wird der Innere Monolog gerne als Schreibaufgabe verwendet, weil man sich dafür zum einene den Inhalt einer Kurzgeschichte noch einmal klarmachen muss. Außerdem versetzt man sich so auch mehr in die Figur – wie ein Schauspieler, das auf der Bühne ja auch machen müsste. In gewisser Weise wird man für einen Moment zu einer Art Schauspieler, nur dass auf der Bühne dann im Monolog laut gesprochen wird – in einer Ergänzung oder Erweiterung einer Kurzgeschichte wird das dann so hingeschrieben, wie wir es oben schon mal kurz versucht haben.
Inzwischen gibt es auch ein Video zu diesem Thema:

Videolink

 https://youtu.be/TS6mE6KqzcE

Die Dokumentation kann hier heruntergeladen werden:

Mat2572 Inneren Monolog schreiben

  • Als erstes muss man sich in der Kurzgeschichte zum Beispiel eine Stelle suchen, bei der ein solcher Innerer Monolog hineinpasst.
  • Die Stelle wird manchmal vorgegeben, um in einer Klassenarbeit vergleichbare Leistungen vorzufinden.
  • Häufig ist bei einer Kurzgeschichte der Schluss eine gute Stelle für dieses Nachdenken – denn es gibt ja einen offenen Schluss – und als Schreiber des Monologs denkt man auch selbst über eine mögliche Fortsetzung nach.

Schauen wir uns jetzt mal den Inhalt der Kurzgeschichte kurz an und prüfen ihn auf mögliche IM-Stellen (Innerer-Monolog-Stellen):

  1. Josefine fährt S-Bahn.
  2. Sie hat gerade in einer Konfliktsituation ihren Freund Stefan verlassen.
  3. Josefine fährt einfach im Kreis und wünscht sich an einen anderen Ort.
  4. Eine Kontrolleurin steigt zu.
  5. Anders als ihr Freund Stefan hat sie kein Ticket dabei, sie fährt gerne „schwarz“.
  6. Während die Kontrolleurin auf eine Antwort oder sonstige Reaktion wartet, rasen Josefine die Gedanken:
  7. Sie denkt zurück, wie es mit ihr und Stefan in der S-Bahn angefangen hat.
  8. Dann denkt sie an ihr letztes gemeinsames Zusammensein zurück, wo ihr Stefan plötzlich seine Liebe gesteht.
  9. Das hat Josefinde völlig verwirrt, weil sie an die schmerzhafte Trennung ihrer Eltern und das Leiden der Mutter zurückdenkt und so was mit einer Liebesbeziehung verbindet.
  10. Dann denkt sie daran, wie sie rausgerannt ist und wieder die S-Bahn genommen  hat, einfach zum ziellosen Rumfahren.
  11. Schließlich gibt Josefine zu, dass sie keinen Fahrscheint hat.
  12. In dem Moment sieht sie die Schuhe von Stefan, der ihr seinen Fahrschein gibt und dafür eine Geldbuße in Kauf nimmt.
  13. Es stellt sich heraus, dass er damit gerechnet hat, wo er sie finden konnte, und ihr helfen will.
  14. Die Geschichte endet damit, dass Josefine gegenüber Stefan einen Scherz machen kann und nur noch ein bisschen Angst hat vor einer echten Liebesbeziehung.

Auswertung im Hinblick auf einen möglichen Inneren Monolog:

 

  1. Man merkt, dass die Kurzgeschichte so viel Inneres enthält, dass es sich da kaum lohnt, noch einen „interpretierenden“ Inneren Monolog draufzusetzen.
  2. Alles spricht für eine Ergänzung am Schluss.
  3. Denn das ist eigentlich keine Situation zum Reden – sondern zum Verarbeiten dessen, was da geschehen ist. Beide können jetzt ihren Gedanken nachhängen, denn sie halten sich an den Händen und die sind warm.

Stoff für den „Inneren Monolog“

 

  1. Man geht von der unmittelbaren Situation aus:
    „Wie warm seine Hand war – Josefine entspannte sich.“
  2. Dann kommentiert man die Situation erst mal rückwärts und wendet sich dann auch der Zukunft zu.
    „Unglaublich, dass es einen solchen Menschen gibt. Genau im richtigen Moment da sein – jemanden an seiner Seite haben, darauf kommt es an. Und ich – ich bin einfach weggelaufen, aber er hat trotzdem zu mir gehalten. Gut, dass wir uns in der S-Bahn kennengelernt haben. Sonst hätte er nicht gewusst, wo er mich finden soll. Aber so – jetzt habe ich nicht nur einen Freund, sondern einen, der mich wirklich versteht und mich sogar liebt. Jungs sagen so was ja entweder einfach so, wenn sie einen ins Bett kriegen wollen. Aber wenn das jemand sagt und dabei bleibt, obwohl man gerade weggelaufen ist. Das ist die andere Seite der Liebeserklärung. Stefan hat das ja auch anscheinend lange für sich behalten. Das sind die anderen Jungs – und von denen gibt es deutlich weniger. Umso schöner, dass wir uns jetzt zweimal getroffen haben – damals zum Kennenlernen und jetzt zum Nicht-mehr-auseinandergehen. Das mit Mama und ihrem Vater muss mich nicht mehr beunruhigen. Er wäre ihr nie hinterhergelaufen, um für sie den Fahrschein rauszurücken.“
  3. Dann sollte man noch zur Geschichte zurückkehren – also aus den Gedanken raus rein in die Wirklichkeit der Geschichte.
    „Josefine musste lachen bei dem Gedanken.“
    Stefan schreckte auf – auch er hatte seinen Gedanken nachgehangen: ‚Was ist los, worüber lachst du?“
    Josefine meinte nur kurz: „Ich habe mir vorgestellt: Meine Mutter hätte mal zu meinem Vater gesagt: ‚Du könntest mir auch mal wieder nachlaufen.‘ Mein Vater hätte völlig verständnislos reagiert.“
    Stefan musste ein bisschen überlegen, dann hatte er es verstanden. Die S-Bahn hielt an, Stefan musste ja aussteigen, so ohne Fahrschein. Also gingen sie gemeinsam den Rest nach Hause: Es gab so viel zu erzählen und sie hatten noch die ganze Nacht vor sich.“

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