Jana Machma, „Schwarz auf weiß“ – Kurzgeschichte zum Thema „Rassismus“ (Mat152)

Worum es hier geht:

Wir präsentieren hier die Kurzgeschichte einer Schülerin aus einer 9. Klasse, die uns sehr überzeugt hat. Vielleicht geht das auch anderen so – das würde uns und Jana (der Nachname ist ein Pseudonym) sehr freuen.

Jana Machma

Schwarz auf weiß

Schwarze Haare, schwarze Augen, schwarze Haut…

Immer wieder fragte sie sich, ob ihr Bruder Recht hatte. Wer weiß, vielleicht schrieb der Chef ja wirklich lieber auf weißem, „sauberem“ Papier, wie ihr Bruder Kinu immer zu sagen pflegte.

Schnell verwarf sie den Gedanken wieder. Das Wartezimmer, ein kleiner grauer Raum, war überfüllt von wartenden Menschen, jeder in einer ungeduldigen Haltung, müde Gesichter…

Sie betrat das Zimmer und errötete leicht. Ein Schwall von Damenparfüm stach ihr in die Nase. Blicke huschten an ihr vorbei. Sie spürte, wie ein hartes, schnellabschätzendes Augenpaar an ihr haften blieb. Von einer steifen Frau, Anfang zwanzig vielleicht. Viel älter sah sie nicht aus. Doch die Augen, grau und verbraucht, unglücklich. Schnell setzte Coralie sich. Zwischen zwanzig und dreißig hatte es geheißen. All diese Frauen hier waren wohl ungefähr in diesem Alter. Ob die wohl alle für ein Vorstellungsgespräch gekommen waren? Nadelstreifenanzug, streng zusammengenommene blonde Haare, blankgeputzte Lederschuhe. Nein, bei so einer Konkurrenz hatte sie wohl keine Chance. Wer stellte schon eine Farbige in einer Anwaltskanzlei ein? Coralie ärgerte sich über sich selbst. Schnell atmend umklammerte sie ihren kleinen, ziemlich abgewetzten Teddybär. Ein Geschenk aus alten Zeiten. Sie hatte ihn Mandela getauft, Nelson Mandela. Ihre Fingernägel vergruben sich tiefer in dem flauschigen Stoff. Wie hatte sie nur je denken können, sie würde es schaffen? Schon wollte sie aufspringen und aus der Kanzlei laufen, da wurde ihr Name aufgerufen. Sie erschrak.  Wie schon gewohnt, hatte man ihren Nachnamen falsch ausgesprochen.  Ihre zitternden Knie wollten sie nicht mehr tragen. Doch plötzlich kam ihr ein Gedanke. Natürlich konnte sie es schaffen, wenn sie wollte! Vielleicht würde es hart werden, doch möglich war es. Sie musste kämpfen! Für sich und all die anderen Ausländer in Deutschland. Viel zu lange schon hatte man ihr einreden wollen, sie wäre nicht so viel wert!

Das Klopfen an dem schweren Eichenholz schmerzte ihre Knöchel. Langsam öffnete sie die Tür. Hinter dem Schreibtisch ein nettes rundes Gesicht.

Schwarze Haare, schwarze Augen, Schwarze Haut…

PDF-Druckvorlage

Mat152 Jana Machma Kurzgeschichte Schwarz auf weiß Text und Aufgaben

Aufgabenstellung:

  1. Wie ist der Anfang der Geschichte gestaltet? Wieso spielt dabei Papier eine Rolle?
  2. Woraus besteht der Hauptteil der Geschichte? Wie ist er aufgebaut?
  3. Inwieweit handelt es sich um einen offenen Schluss?
  4. Was hältst du an dieser Geschichte für besonders gelungen? An welchen Stellen siehst du Verbesserungsmöglichkeiten?

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