Karl Olsberg, „Taubers Sammlung“ (Mat7955)

Worum es hier geht:

Wir stellen eine Kurzgeschichte vor, in der sich zwei Menschen beim Einkaufen treffen, die wohl mal eng zusammen waren und sich dann trennten oder getrennt wurden. Jetzt entstehen viele Erinnerungen, aber kein offener Austausch darüber.

  1. Das Problem der Geschichte ist das Versteckspiel, das der Autor mit dem Leser treibt.
  2. Anfangs glaubt man fast, es mit einem Serienmörder zu tun zu haben.
  3. Dagegen spricht aber, dass er ein Silberpapier mitnimmt – und man erfährt dann, dass das Mädchen danach weggefahren ist.
  4. Dann kommt eine Traum, der wohl sinnbildlich das Schicksal des alten Mannes im Altenheim zeigen soll.
  5. Dann taucht wieder die Frage des Anfangs auf: Was will der Mann der Frau Schneider zeigen. Lockt er sie in seine Wohnung?
  6. Dann wird deutlich, dieser Mann will nur erzählen.
  7. Worum es dann geht, wird deutlich, als die Frau Schneider auch eine schöne Erinnerung mitbringt. Deutlich wird, dass sie sich über die Aufmerksamkeit, die sie erzeugt und genießt, freut.
  8. Daraus entsteht schließlich fast eine Massenbewegung in der Nachbarschaft. Die Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf die Sammlung, von der der Leser immer noch nicht weiß, worum es sich handelt.
  9. Dann wird deutlich, dass es um „Geschichten vom Glück“ geht, die Tauber sammelt und zu der die anderen etwas beitragen.
  10. Die Geschichte endet damit, dass Tauber anscheinend inzwischen in seiner Gegenwart so viel Glück erlebt hat, dass er endlich das Bild seiner bei einem Unfall umgekommenen Frau und den gemeinsamen Zwillingen auch als Glück in der Sammlung ablegen kann.

Insgesamt eine interessante und auch gut erzählte Kurzgeschichte – mit direktem Einstieg, einer bedeutsamen Alltagshandlung mit Wendepunkt und einem nur ein bisschen offenen Schluss. Denn das Wesentliche ist geschafft, die Bewältigung eines Unglücks und die Neubetrachtung der familiären Vergangenheit auch als Glück.

Man kann die Geschichte schön weiterschreiben, etwa wenn der alte Mann mit einer seiner Besucherinnen neues Glück findet – und die Altersheimperspektive erst mal als Angsttraum verschwinden kann.

Erzähltechnisch fragt man sich, ob die Reihenfolge, die der Autor gewählt hat – mit der Lüftung des Geheimnisses ganz am Schluss, so sein muss.

Aber man muss anerkennen, dass das zwar für manche Leser ärgerlich ist, wenn sie so auf die Folter gespannt werden – aber für den Effekt ist es wohl unbedingt notwendig – nur so wird Aufmerksamkeit erzeugt und am Ende Nachdenklichkeit erreicht.

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