Warum eine fiktive afrikanische Sicht auf ein Thema in unserem Land?
In der Frage des Genderns gibt es in Deutschland verhärtete Fronten.
Da lohnt es sich an Bertolt Brecht zu denken, der ein Theaterstück geschrieben hat, das bereits im Titel den Namen einer chinesischen Provinz trägt: „Der gute Mensch von Sezuan“.
Wie bei Brecht enthält die folgende fiktive Rede auch nicht den Anspruch, im authentisch das Denken in einem afrikanischen Land wiederzugeben. Wir haben einfach ChatGPT gebeten, seinen Kenntnisstand zu den Kulturen im afrikanischen Land Niger zu einer fiktiven Rede zu verarbeiten.
Auf diese Weise
- erweitern wir unseren kulturellen Horizont, weil wir den aktuellen Kenntnisstand aufnehmen, den ChatGPT und damit das Internet zu diesem Thema hat,
- das parabelmäßig nutzen, um kurzzeitig die Perspektive zu ändern
- und daraus vielleicht Neue Argumente und Einsichten zu gewissen, die unsere Diskussion bereichern können.
Wir würden uns natürlich freuen, wenn Leute, die sich in Niger und im Bereich seiner Kultur noch besser auskennen, uns einen entsprechenden Kommentar schicken. Denn das hilft uns – und vielleicht auch ChatGPT – unsere kulturellen Kenntnisse zu erweitern.
Denn Vor-Urteile sind solange nichts Schlimmes, solange sie jederzeit offen sind für neue Erkenntnisse.
Die Stadt Klarfurt ist genauso fiktiv wie der Verfasser und der Bürgerrat. Es ging nur darum, diese Rede in einen nachvollziehbaren fiktiven Kontext zu stellen.
Aufgabenstellung:
- Analysiere die folgende Rede, indem du
- sie in einer Einleitung vorstellst und dabei das Thema benennst,
- den Inhalt der Rede beschreibst, indem du die verschiedenen Aspekte aufführst, die angesprochen werden,
- dann die Position des Autors bzw. des Textes zusammenfasst
- und zeigst, wie diese durch sprachliche und rhetorische Mittel unterstützt wird.
- Nimm abschließend Stellung zu dieser Position und achte dabei darauf, dass du auch die Argumente der Gegenseite einbeziehst.
Text der Rede
Zunächst zum PDF-Download
Mat7465 Klausur – Rede zum Thema Gendern – eine afrikanische Sicht in Deutschland
Dann eine direkt kopierbare Fassung:
Aufgabenstellung:
- Analysiere die folgende Rede, indem du
- sie in einer Einleitung vorstellst und dabei das Thema benennst,
- den Inhalt der Rede beschreibst, indem du die verschiedenen Aspekte aufführst, die angesprochen werden,
- dann die Position des Autors bzw. des Textes zusammenfasst
- und zeigst, wie diese durch sprachliche und rhetorische Mittel unterstützt wird.
- Nimm abschließend Stellung zu dieser Position und achte dabei darauf, dass du auch die Argumente der Gegenseite einbeziehst. Viel Erfolg
Garba Yandaki
Mitglied des Bürgerrates von Klarfurt. Dabei handelt es sich um Vertreter der Bürgerschaft die bei strittigen Fragen herangezogen werden, um die Diskussion im Stadtparlament zu in enger Verbindung zur Bevölkerung zu halten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Garba Yandaki, und ich komme aus Niger, einem Land, das sprachlich und kulturell von großer Vielfalt geprägt ist. In Niger sprechen wir über 20 verschiedene Sprachen, darunter Hausa, Zarma und Tuareg-Dialekte. Jede Sprache hat ihren eigenen Klang, ihre eigenen Regeln und ihren eigenen Geist. Aus dieser Perspektive möchte ich heute über das Thema Gendern sprechen und die Bedeutung von Sprache für eine Gesellschaft beleuchten.
In Niger haben wir eine grundlegende Lektion gelernt: Sprache sollte die Menschen verbinden, nicht trennen. Wenn in meiner Heimat Hausa-Sprecher und Zarma-Sprecher miteinander reden, dann bemühen sie sich um Verständlichkeit. Niemand würde auf die Idee kommen, die Sprache unnötig zu verkomplizieren, weil wir wissen, dass Missverständnisse schnell zu Konflikten führen können. Das Gendern jedoch erschwert die Kommunikation. Es fügt Regeln und Zeichen hinzu, die viele Menschen verwirren – nicht nur Kinder, sondern auch ältere Menschen oder jene, die Deutsch erst lernen. Wenn Sprache die Menschen nicht mehr zusammenbringt, verfehlt sie ihren eigentlichen Zweck.
Ich verstehe, warum einige Menschen das Gendern befürworten. Auch in Niger gibt es Menschen, die sich durch bestimmte sprachliche Ausdrücke ausgeschlossen fühlen. Doch unsere Lösung ist eine andere: Statt die Sprache selbst zu verändern, arbeiten wir daran, die Gesellschaft inklusiver zu gestalten. Es ist wichtig, Gefühle zu respektieren, aber wir dürfen nicht vergessen, dass Sprache ein gemeinsames Gut ist. Wenn wir sie zu sehr den individuellen Empfindungen anpassen, riskieren wir, dass sie ihren gemeinsamen Kern verliert.
Manche sagen, Gendern sei ein Symbol für Fortschritt und Gleichberechtigung. Das erinnert mich an die Art und Weise, wie in meiner Heimat traditionelle Sprichwörter und Lieder genutzt werden, um Werte zu vermitteln. Aber ein Symbol ist nur dann kraftvoll, wenn es von der Gemeinschaft verstanden und akzeptiert wird. In Niger würden wir niemals ein Symbol verwenden, das einen Teil der Gesellschaft ausgrenzt. Doch genau das passiert mit dem Gendern in Deutschland: Eine Mehrheit der Bevölkerung lehnt es ab, fühlt sich bevormundet oder missverstanden. Ein Symbol, das spaltet, ist kein Symbol für Fortschritt.
Sprachwandel geschieht auch in Niger, aber er braucht Zeit. Er geschieht organisch, nicht durch Zwang. Ich erinnere mich an die Einführung moderner Begriffe für Technologien wie Handys oder Computer in den lokalen Sprachen. Diese Begriffe wurden akzeptiert, weil sie einen praktischen Nutzen hatten und die Kommunikation erleichterten. Das Gendern hingegen bringt keinen praktischen Vorteil. Es macht die Sprache nicht einfacher, sondern schwieriger – und wird deshalb von vielen abgelehnt.
Bildung ist der Schlüssel zu einer besseren Gesellschaft. In Niger kämpfen wir darum, allen Kindern Zugang zu Schulen zu ermöglichen und ihnen grundlegende Sprachkompetenzen beizubringen. Doch ich sehe, wie das Gendern hier in Deutschland junge Menschen in der Schule vor zusätzliche Herausforderungen stellt. Anstatt sich auf Rechtschreibung, Grammatik und Ausdrucksvermögen zu konzentrieren, müssen sie nun auch lernen, wie man gendergerecht schreibt. Diese zusätzliche Hürde lenkt vom Wesentlichen ab und belastet die Schüler unnötig. Eine Sprache, die Bildung erschwert, hilft niemandem.
Ich bin der Überzeugung, dass Gleichberechtigung wichtig ist – in Deutschland genauso wie in Niger. Aber die Erfahrung zeigt: Fortschritt braucht konkrete Maßnahmen, keine Symbole. In Niger kämpfen wir für die Gleichstellung von Frauen, indem wir Bildungschancen schaffen, den Zugang zu Gesundheitsversorgung verbessern und Frauen in Führungspositionen fördern. Ein Sternchen in der Sprache wird die gesellschaftlichen Realitäten nicht ändern. Es ist ein Ersatz für echte Veränderung – und damit eine Ablenkung.
Ich respektiere die Absichten derjenigen, die sich für das Gendern einsetzen. Aber ich möchte Sie bitten, die langfristigen Folgen zu bedenken. In meiner Heimat haben wir gelernt, wie wichtig es ist, eine gemeinsame Sprache zu bewahren, die alle verstehen können. Sprache sollte einfach, klar und verbindend sein – nicht spaltend. Lassen Sie uns also die Sprache so belassen, wie sie ist, und stattdessen auf Maßnahmen setzen, die echte Gleichberechtigung fördern.
Vielen Dank.
aus: Durchblicke bis auf Widerruf – Online-Zeitschrift für Schule und Studium (Ausgabe 12/2024)