Klausur: Goethe, „Werther“, Brief vom 30. Julius und die Frage nach dem Narzissmus des Helden (Mat8625)

Worum es hier geht:

Wer sich auch nur ein bisschen in Goethes „Werther“ eingelesen hat, merkt, wie ichbezogen der Held ist.

Besonders deutlich wird das im Brief vom 30. Julius, den wir hier kurz vorstellen.

Gut verbinden kann man das mit einem Sachtext zum Thema „Narzissmus“.

Den kann man sich auch gut von der KI erstellen lassen, etwa von Bing-Copilot – in der Fassung vom 23.3.24, was wir unten anfügen.

Jetzt aber zunächst eine mögliche Aufgabenstellung, dann der Brief Werthers und schließlich der genannte KI-Beitrag.

Aufgabenstellung
  1. Analysieren Sie nach kurzer Klärung der Situation Werthers den unten abgedruckten Auszug aus dem Brief vom 30. Julius.
  2. Erörtern Sie vor dem Hintergrund dieses Briefes Werthers und der Infos aus der KI-Antwort die Möglichkeiten und Grenzen des Verhaltens von Werther im Hinblick auf Lotte und ihre Familie.
Der Brief vom „30. Julius“

Am 30. Julius.

Albert ist angekommen, und ich werde gehen; und wenn er der beste, der edelste Mensch wäre, unter den ich mich in jeder Betrachtung zu stellen bereit wäre, so wär’s unerträglich, ihn vor meinem Angesicht im Besitz so vieler Vollkommenheiten zu sehen. – Besitz! – Genug, Wilhelm, der Bräutigam ist da! Ein braver, lieber Mann, dem man gut sein muß. Glücklicherweise war ich nicht beim Empfange! Das hätte mir das Herz zerrissen. Auch ist er so ehrlich und hat Lotten in meiner Gegenwart noch nicht ein einzigmal geküßt. Das lohn‘ ihm Gott! Um des Respekts willen, den er vor dem Mädchen hat, muß ich ihn lieben. Er will mir wohl, und ich vermute, das ist Lottens Werk mehr als seiner eigenen Empfindung; denn darin sind die Weiber fein und haben recht; wenn sie zwei Verehrer in gutem Vernehmen mit einander erhalten können, ist der Vorteil immer ihr, so selten es auch angeht.

Indes kann ich Alberten meine Achtung nicht versagen. Seine gelassene Außenseite sticht gegen die Unruhe meines Charakters sehr lebhaft ab, die sich nicht verbergen läßt. Er hat viel Gefühl und weiß, was er an Lotten hat. Er scheint wenig üble Laune zu haben, und du weißt, das ist die Sünde, die ich ärger hasse am Menschen als alle andre.

Er hält mich für einen Menschen von Sinn; und meine Anhänglichkeit zu Lotten, meine warme Freude, die ich an allen ihren Handlungen habe, vermehrt seinen Triumph, und er liebt sie nur desto mehr. Ob er sie nicht manchmal mit kleiner Eifersüchtelei peinigt, das lasse ich dahingestellt sein, wenigstens würd‘ ich an seinem Platze nicht ganz sicher vor diesem Teufel bleiben.

Dem sei nun wie ihm wolle, meine Freude, bei Lotten zu sein, ist hin. Soll ich das Torheit nennen oder Verblendung? – Was braucht’s Namen! erzählt die Sache an sich! – Ich wußte alles, was ich jetzt weiß, ehe Albert kam; ich wußte, daß ich keine Prätension an sie zu machen hatte, machte auch keine – das heißt, insofern es möglich ist, bei so viel Liebenswürdigkeit nicht zu begehren – Und jetzt macht der Fratze große Augen, da der andere nun wirklich kommt und ihm das Mädchen wegnimmt.

Ich beiße die Zähne auf einander und spotte über mein Elend, und spottete derer doppelt und dreifach, die sagen könnten, ich sollte mich resignieren, und weil es nun einmal[42] nicht anders sein könnte. – Schafft mir diese Strohmänner vom Halse! – Ich laufe in den Wäldern herum, und wenn ich zu Lotten komme, und Albert bei ihr sitzt im Gärtchen unter der Laube, und ich nicht weiter kann, so bin ich ausgelassen närrisch und fange viel Possen, viel verwirrtes Zeug an. – »Um Gottes willen,« sagte mir Lotte heut, »ich bitte Sie, keine Szene wie die von gestern abend! Sie sind fürchterlich, wenn Sie so lustig sind.« – Unter uns, ich passe die Zeit ab, wenn er zu tun hat; wutsch! bin ich drauß, und da ist mir’s immer wohl, wenn ich sie allein finde.

Quelle: Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden. Band 6, Hamburg 1948 ff, S. 7-60 – Permalink: http://www.zeno.org/nid/20004853385

Narzissmus: Infos von Google/Geminis

Das KI-Programm Google/Bard/Gemini gibt am 23.3.24 um 09:04 folgende Antwort auf die Frage: Was versteht man unter Narzissmus – besonders im Hinblick auf eine Liebesbeziehung?

Narzissmus in der Liebesbeziehung:

Narzissmus beschreibt ein übertriebenes Selbstwertgefühl, gepaart mit einem ständigen Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung. Im Kontext einer Liebesbeziehung kann dies zu erheblichen Herausforderungen führen.

Anzeichen eines narzisstischen Partners:

  • Grandiosität: Der Partner stellt sich selbst über andere und prahlt ständig mit seinen Leistungen, Fähigkeiten oder seinem Aussehen.
  • Bedürfnis nach Bewunderung: Ständige Komplimente und Bestätigung sind notwendig, um das fragile Selbstwertgefühl des Narzissten zu stabilisieren.
  • Mangel an Empathie: Der Partner hat Schwierigkeiten, die Bedürfnisse und Gefühle des anderen zu verstehen und darauf einzugehen.
  • Kontrollsucht: Der Narzisst möchte die Beziehung kontrollieren und Entscheidungen treffen, ohne den Partner einzubeziehen.
  • Neid und Missgunst: Der Partner neidet anderen Menschen ihren Erfolg und Status und kann sich über die Erfolge des Partners nicht freuen.
  • Kritik und Abwertung: Der Partner kritisiert und wertet den anderen ab, um sich selbst besser zu fühlen.

Weitere Infos, Tipps und Materialien