Klausurübung: Auszug aus Fontane, „Effi Briest“ – Vergleich mit Kleist, „Die Marquise von O….“ (Mat1255)

Klausur – Vergleich – Effi Briest – Marquise von O…. – Wegnahme von Kindern

Leider ist uns die Originalversion der Dokumentation verloren gegangen – deshalb hier eine Rekonstruktion.

Wir bitten um Verständnis.

Klausur: Vergleich des Umgangs mit dem Rauswurf aus der Familie bei der Marquise von O…. und Effi Briest

Klausurvorschlag und Video mit Erklärungen

Im Folgenden präsentieren wir einen Auszug aus Fontanes Roman „Effi Briest“, den man gut vergleichen kann mit Kleists „Die Marquise von O….“Unten kann man sich Text und Aufgabenstellung herunterladen – und es selbst mal probieren.Wichtige Infos zum Vergleich ganz allgemein gibt es in einem Video, auf das wir weiter unten auch verweisen.

Information zum Kontext der Textvorlage

Theodor Fontane

Effi Briest (Anfang des 31. Kapitels)

Effi Briest hat sich jung mit dem deutlich älteren Innstetten verheiraten lassen und fühlt sich im Laufe der Zeit nicht mehr wohl in der Ehe. Dies führt schließlich dazu, dass sie sich mit einem Offizier namens Crampas einlässt.

Die Affäre wird dann aber beendet, als das Paar aus der Provinz nach Berlin umzieht.

Während Effi sich zur Kur in Bad Ems aufhält, entdeckt ihr Mann alte Briefe, die sie mit Crampas ausgetauscht hat, fordert den Mann zum Duell und erschießt ihn dabei.

Effi wird über all das durch einen Brief ihrer Eltern informiert und ist beim ersten Lesen ohnmächtig zusammengebrochen.

Textvorlage für die Klausurübung

Minuten vergingen. Als Effi sich wieder erholt hatte, setzte sie sich auf einen am Fenster stehenden Stuhl und sah auf die stille Straße hinaus. Wenn da doch Lärm und Streit gewesen wäre; aber nur der Sonnenschein lag auf dem chaussierten Wege und dazwischen die Schatten, die das Gitter und die Bäume warfen. Das Gefühl des Alleinseins in der Welt überkam sie mit seiner ganzen Schwere. Vor einer Stunde noch eine glückliche Frau, Liebling aller, die sie kannten, und nun ausgestoßen. Sie hatte nur erst den Anfang des Briefes gelesen, aber genug, um ihre Lage klar vor Augen zu haben. Wohin? Sie hatte keine Antwort darauf, und doch war sie voll tiefer Sehnsucht, aus dem herauszukommen, was sie hier umgab, also fort von dieser Geheimrätin, der das alles bloß ein „interessanter Fall“ war und deren Teilnahme, wenn etwas davon existierte, sicher an das Maß ihrer Neugier nicht heranreichte.

„Wohin?“

Auf dem Tische vor ihr lag der Brief; aber ihr fehlte der Mut, weiterzulesen. Endlich sagte sie „Wovor bange ich mich noch? Was kann noch gesagt werden, das ich mir nicht schon selber sagte? Der, um den all dies kam, ist tot, eine Rückkehr in mein Haus gibt es nicht, in ein paar Wochen wird die Scheidung ausgesprochen sein, und das Kind wird man dem Vater lassen. Natürlich. Ich bin schuldig, und eine Schuldige kann ihr Kind nicht erziehen. Und wovon auch? Mich selbst werde ich wohl durchbringen. Ich will sehen, was die Mama darüber schreibt, wie sie sich mein Leben denkt.“

Und unter diesen Worten nahm sie den Brief wieder, um auch den Schluß zu lesen.

„… Und nun Deine Zukunft, meine liebe Effi. Du wirst Dich auf Dich selbst stellen müssen und darfst dabei, soweit äußere Mittel mitsprechen, unserer Unterstützung sicher sein. Du wirst am besten in Berlin leben (in einer großen Stadt vertut sich dergleichen am besten) und wirst da zu den vielen gehören, die sich um freie Luft und lichte Sonne gebracht haben. Du wirst einsam leben und, wenn Du das nicht willst, wahrscheinlich aus Deiner Sphäre herabsteigen müssen. Die Welt, in der Du gelebt hast, wird Dir verschlossen sein. Und was das traurigste für uns und für Dich ist (auch für Dich, wie wir Dich zu kennen vermeinen) – auch das elterliche Haus wird Dir verschlossen sein; wir können Dir keinen stillen Platz in Hohen-Cremmen anbieten, keine Zuflucht in unserem Hause, denn es hieße das, dies Haus von aller Welt abschließen, und das zu tun, sind wir entschieden nicht geneigt. Nicht weil wir zu sehr an der Welt hin gen und ein Abschiednehmen von dem, was sich ‚Gesellschaft‘ nennt, uns als etwas unbedingt Unerträgliches erschiene; nein, nicht deshalb, sondern einfach, weil wir Farbe bekennen und vor aller Welt, ich kann Dir das Wort nicht ersparen, unsere Verurteilung Deines Tuns, des Tuns unseres einzigen und von uns so sehr geliebten Kindes, aussprechen wollen…“

Effi konnte nicht weiterlesen; ihre Augen füllten sich mit Tränen, und nachdem sie vergeblich dagegen angekämpft hatte, brach sie zuletzt in ein heftiges Schluchzen und Weinen aus, darin sich ihr Herz erleichterte.

Der Text des Auszugs aus dem Roman ist zum Beispiel hier zu finden:

http://www.zeno.org/Literatur/M/Fontane,+Theodor/Romane/Effi+Briest/31.+Kapitel

Aufgabenstellung:

  1. Analysieren Sie den Textauszug im Hinblick auf die Maßnahmen, denen Effi sich ausgesetzt sieht, und ihre Reaktion darauf.
  2. Beschreiben Sie differenziert die Intentionalität des Textauszugs und zeigen Sie auf, wie sie durch erzählerische und sprachliche Mittel unterstützt wird.
  3. Vergleichen Sie Effis Situation mit der der Marquise, als sie das Elternhaus verlassen muss, und berücksichtigen Sie dabei besonders die Frage des Umgangs mit dem Kind bzw. den Kindern.

Textauszug mit Aufgabenstellung als PDF-Download
Mat1244-Eff-Briest-Tochter-weggenommen-vergleich-marquise

Video zum Vergleich von „Marquise von O….“ und „Effi Briest“

Videolink

https://youtu.be/RyADQJAKE0M

Download der Dokumentation zum Video
Mat1255-VidBegl-Vergleich-Marquise-Effi-Briest

Weitere Infos, Tipps und Materialien