Entstehung und Entwicklung des Kommunismus (Mat8262)

Worum es hier geht:

Die meisten Menschen haben schon mal etwas vom „Kommunistischen Manifest“ gehört, das den Anfang einer politischen Bewegung markiert, die bis heute eine Rolle spielt.

Schauen wir uns mal die Entwicklungsschritte etwas genauer an:

  1. Um 1850 herum entwickelten Karl Marx und Friedrich Engels eine besondere Vorstellung von der Geschichte: Sie sahen in ihr eine Abfolge von Klassenkämpfen, die zu ihrer Zeit im Gegensatz von Kapitalisten (Leute, die über Produktionsmittel verfügen, bsd. Fabriken) und Proletariern (Menschen, die nur ihre Arbeitskraft haben) ihren Höhepunkt erreichen.
  2. Nach Meinung von Karl Marx zerstört sich das System des Kapitalismus selbst, weil immer mehr produziert wird, aber auf Grund von niedrigen Löhnen immer weniger konsumiert wird.
    (angeblich: „wissenschaftlicher Materialismus“)
  3. Es sind vor allem die politisch bewussten „Kommunisten“ (Interessenvertreter der Proletarier), die dazu beitragen, dass es schließlich zur Revolution und zum Umsturz der Verhältnisse kommt, bei dem schließlich das „Privateigentum an Produktionsmitteln“ abgeschafft wird.
  4. Damit das auch wirklich durchgreifend geschieht, gibt es für eine Übergangszeit eine „Diktatur des Proletariats“, bei der die alten Machtverhältnisse zerstört und – soweit nötig – die Menschen umerzogen werden. In diesem Zustand sah sich übrigens auch die DDR, weshalb es eine Mauer und die Stasi gab.
  5. Am Ende soll dann der Staat mit seiner Staatsgewalt absterben und sich ein System etablieren, bei dem „jeder nach seinen Bedürfnissen“ lebt und jede Ausbeutung des Menschen durch den Menschen aufhört.
  6. Womit Karl Marx nicht gerechnet hatte, war, dass es zu sozialen Reformen kam, bei denen zum Beispiel Bismarcks Sozialgesetzgebung eine große Rolle spielte. Damit sollte genau der Umsturz verhindert werden, indem die Arbeiter einigermaßen zufriedengestellt werden.
    Dazu kam, dass die Kapitalisten um sich herum einen „Schutzwall aus Eigenheimen“ bauten. Gemeint ist damit, dass sie für ihre Arbeiter so weit sorgten, dass die allein schon aus Anhänglichkeit und Abhängigkeit an so etwas wie Revolution kein Interesse hatten.
  7. Die SPD als Arbeiterpartei und die Gewerkschaften ließen sich auf diesen Deal weitgehend in der Praxis ein, wenn sie theoretisch auch noch immer eine Revolution anstrebten.
    Eine wichtige theoretische Rolle spielte dabei Eduard Bernstein. Mit ihm ist der Gedanke des „Revisionismus“ verbunden – also die Überarbeitung und Aktualisierung der Gedanken von Karl Marx.
  8. Es war dann Lenin, der zu Beginn des 20. Jhdts. eine Erweiterung des Modells der kommunistischen Entwicklung vornahm, weil die Revolution eben nicht von selbst kam. Er wollte deshalb „Berufsrevolutionäre“ (Kader), die heimlich eine Machtübernahme vorbereiteten und dann auch im Handstreich durchführten.
  9. Dies gelang schließlich auch im Oktober 1917 in Russland, obwohl dieses Land wegen des geringen Ausbaus von Kapitalismus und Industrie eigentlich gar nicht geeignet war für eine Revolution nach Karl Marx.
  10. Aber Lenins Idee war eben, erst die Macht zu ergreifen – und dann das Land im Sinne der Proletarier zu verändern. Allerdings kam dabei seiner Partei, den „Bolschewiki“ eine entscheidende Rolle zu, wobei sie auch vor Gewalt, ja Terror nicht zurückschreckten.
  11. Nach dem Tode Lenins baute Stalin dann dieses Gewalt- und Terrorsystem noch sehr viel weiter aus, indem die Bauern ihre privaten Landgüter verloren und sich zu Kolchosen zusammenschließen oder in Staatsgütern (Sowchosen) arbeiten mussten. Hohe Abgaben besonders an Nahrungsmitteln ermöglichten eine rasche Zwangsindustrialisierung durch den Staat, sorgten aber auch für Hungerkatastrophen.
  12. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine weitere Entwicklungsstufe des Kommunismus, nämlich seine Übertragung auf das Riesenreich China durch Mao Zedong. Die damit verbundenen gesellschaftlichen Experimente haben viele Menschen das Leben gekostet, aber sie haben China auch eine unglaubliche wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung beschert – mit der spannenden Frage, ob ein Einparteien-Staatsmodell mit Demokratiemodellen mithalten oder sie in bestimmten Bereichen sogar übertreffen kann.

Weitere Infos, Tipps und Materialien