Worum es hier geht:
Wir haben schon häufig davon gesprochen, dass wir es schade finden, dass Schülis das Gefühl bekommen können, Gedichte seien eigentlich irgendeine Aussage plus sprachliche Mittel – und die stehen dann im Vordergrund und bleiben häufig so fremd, dass darüber die Freude an Texten verloren gehen kann – in denen man die Wirklichkeit spielerisch überholen kann.
Als wir das letztens mit unserem „Behelfsschriftsteller“ Lars Krüsand besprachen, erzählte der uns von einem unglaublichen Eintrag in einer Abiturzeitung.
Hier ist nun sein Weg vom Nur-Deutschlehrer zum „Auch-ein-bisschen-Schriftsteller“.
Das stellen wir gerne zur Diskussion und freuen uns über Kommentare.
https://textaussage.de/schnelle-hilfe-bei-aufgaben-im-deutschunterricht
Hier zunächst eine Vorschau und dann die PDF-Datei
Druckdatei:
Mat5308-fds Krüsand Deutschunterricht mit fehlender Synthese mbl
Fehlt im Deutschunterricht manchmal die Synthese?
Ein Erfahrungsbericht von Lars Krüsand
Ich war zwanzig, als ich meine erste Parabel schrieb.
Zwei Seiten, schnell getippt, nie veröffentlicht.
Danach kam jahrzehntelang nichts. Nicht, weil mir die Sprache fehlte, sondern weil ich glaubte, dass über mir eine Art gläserne Decke hing.
Oben, so dachte ich, sitzen die Schriftsteller.
Unten stehen wir Deutschlehrer, die über ihre Texte reden.
Wir erklären, wie man Metaphern erkennt, Spannungsbögen analysiert und Botschaften interpretiert – aber selbst etwas zu schreiben, das wagte ich lange nicht.
Vielleicht, weil ich dachte, dass man als Lehrender keine Fehler machen darf, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.
Bis ich eines Tages in einer Abiturzeitung einen kleinen Text fand. Überschrift: Unvollendete Dialektik.
Darunter stand:
Was ist der Unterschied zwischen einem Kunstlehrer und einem Deutschlehrer?
Der Kunstlehrer malt auch Bilder.
Dieser Dreizeiler war für mich wie ein Schlag – freundlich, aber deutlich.
Er erinnerte mich daran, dass Kunst und Sprache nur dort lebendig bleiben, wo man sie praktiziert, nicht bloß kommentiert.
Seitdem habe ich etwas verändert.
Ich schreibe wieder – manchmal kleine Texte, manchmal Gedichte.
Und gelegentlich gebe ich sie meinen Schülern vor einer Klassenarbeit – nicht als Musterlösung, sondern als Einladung.
Natürlich unter Pseudonym. Denn Schüler sagen einem nur ehrlich die Wahrheit, wenn sie glauben, dass der Autor jemand anders ist.
Und manchmal entsteht daraus etwas Unerwartetes:
eine Idee, die gemeinsam weitergedacht wird,
ein Satz, den jemand besser formuliert,
ein Gefühl, das man aufgreift.
Dann verschiebt sich etwas: weg von der Abarbeitung der Schulbuchaufgaben, hin zu einem Moment gemeinsamer Kreativität.
Vielleicht ist das die Synthese, die wir im Deutschunterricht manchmal vermissen –
wenn das Analysieren und das Gestalten nicht mehr zwei getrennte Tätigkeiten sind,
sondern zwei Seiten derselben Freude am Denken und Schreiben.
Und wer weiß – vielleicht steht am Ende des Schuljahres einmal ein Kunstlehrer im Raum und fragt neugierig:
„Sag mal, Lars, wie hast du das geschafft, dass deine Klasse ihre Gedichte ausstellt?“
Ich würde dann wohl lächeln und sagen:
„Ich hab nur ein bisschen die gläserne Decke angehoben.“
Hinweis und Aufgabenstellung
- Dialektik = die Kunst, aus einer These und einer Antithese eine Synthese zu machen.
- Beispiel:
- Timo: These: Am Samstagabend machen wir eine Fete.
- Ana: Antithese: Am Wochenende ist meine Schwester mal zu Besuch.
- Timo: Synthese: Bring sie doch einfach mit, dann lernen wir sie auch mal kennen.
Aufgabenstellung:
- Beschreibe in eigenen Worten, wie jemand hier seine Meinung geändert hat.
- Erkläre, welche Bedeutung der Text aus der Abiturzeitung dabei hatte.
- Was hältst du von der Idee, dass ein Lehrkraft im Deutschunterricht auch mal ein selbst geschriebenes Gedicht mitbringt? Und warum ist dabei ein Pseudonym (ein ausgedachter) Autorenname wichtig?
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Sammlung von Sachtexten für Analyse- und Erörterungs-Übungen
- Denn über diesen Text kann man sicher sehr gut diskutieren – mit dem Ziel, die eigene Lehrkraft im Fach Deutsch dazu motivieren, es mit den Schülis zusammen mal zu versuchen.
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- Das kann zu einer richtigen Oase im Deutschunterricht werden, bei dem sich alle mit und an Literatur erfreuen 🙂
https://textaussage.de/sammlung-sachtexte-deutschunterricht
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- Denn über diesen Text kann man sicher sehr gut diskutieren – mit dem Ziel, die eigene Lehrkraft im Fach Deutsch dazu motivieren, es mit den Schülis zusammen mal zu versuchen.
- Sachtexte zum Thema „Medien“
- Literatur ist ja eigentlich immer dafür gedacht, in den öffentlichen Raum gestellt zu werden – und das beginnt bereits im Klassenzimmer bzw. dann vielleicht sogar in einer Ausstellung schöner Texte.
- Das muss ja nicht erst mit einem kritischen Rückblick in der Abi-Zeitung beginnen.
https://textaussage.de/sammlung-sachtexte-deutschunterricht-thema-medien
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- Sachtexte zum Thema „Künstliche Intelligenz“ – bsd. praktische Nutzung der neuen KI-Chat-Programme für Fragen des Deutschunterrichts:
- Überall da, wo man erst mal eine Reaktion haben möchte, ohne die üblichen sehr spontanen und manchmal nicht sehr hilfreichen Reaktionen, bietet sich die KI als fairer Austauschpartner an.
- Natürlich kann man sich auch ein Gedicht von der KI schreiben lassen und dann individuell anpassen.
- So kann KI helfen, das auszuprobieren, was man früher vielleicht gar nicht gewagt hätte – vom Fragen zum Gestalten.
https://textaussage.de/ki-mia-praktische-erprobung-der-kuenstlichen-intelligenz-fuer-aufgaben-des-deutschunterrichts
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- „Kreatives Schreiben“
https://textaussage.de/kreativ-im-deutschunterricht-themenseite - Übersicht über Texte von Lars Krüsand
https://textaussage.de/lars-kruesand-sammlung-der-texte-eines-behelfsschriftstellers
— - Infos, Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
https://textaussage.de/weitere-infos
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