Wie wird Maria Stuart in Schillers Drama zur „schönen Seele“? (Und welche Parallelen ergeben sich dabei zu Gretchen in Goethes „Faust“?) (Mat2623)

Worum es hier geht:

Im Folgenden zeigen wir, wie man sich auf eine mündliche Prüfung vorbereiten kann, in  der es um die „schöne Seele“ geht, die in der Theatertheorie der Weimarer Klassik eine so große Rollle spielt.

Präsentiert wird immer eine Frage – es folgen dann Aspekte, die in die Antwort einfließen kann.

Gezeigt wird das am Beispiel von Maria Stuart. Das Drama stellen wir auf der folgenden Seite näher vor:

https://textaussage.de/schiller-maria-stuart-ueberblick-schaubilder

Am Ende zeigen wir auch noch Verbindungslinien zu Gretchen in Goethes „Faust“.

  1. In Schillers Vorstellung vom Theater spielt die sog. „schöne Seele“ eine große Rolle. Was ist darunter zu verstehen?

2.    Was steckt denn hinter der ästhetischen Erziehung?

3.      Wie sieht denn diese Entwicklung bei Maria Stuart aus?

  • Im Folgenden orientieren wir uns an: Peter-André Alt, Schiller. Leben-Werk-Zeit, Beck: München 2000, Band II: 505/6.
  • Am Anfang ist sie noch ganz im Bann ihrer Gefühle, wie sich zeigt, als Mortimer ihr von seinen Erlebnissen in Italien und besonders in Rom erzählt. Sie kann es nicht ertragen, dass hier ein regelrechter „Lebensteppich“ vor ihr ausgebreitet wird, wo sie doch „elend und gefangen“ ist.
  • Am deutlichsten wird die Macht ihrer Gefühle beim Gespräch mit Königin Elisabeth deutlich, wo sie „ganz außer sich“ ist.
  • Im Schlussteil dann zeigt sich plötzlich eine ganz andere Maria, eine, die in Ruhe Abschied nehmen kann von ihrem Gefolge und im Gespräch mit dem Beichtvater ihre ganze Vergangenheit selbstkritisch hinter sich lässt und ihrer Rivalin einen „schwesterlichen Gruß“ übermitteln lässt und ihr eine „glücklichie Regierung“ wünscht.

4.      Wie ist diese plötzliche Veränderung zu erklären?

  • Näheres dazu in der Alt-Biografie, S. 506
  • Schiller verzichtet auf die Präsentation eines psychologischen Prozesses, ihm kommt es nur auf das Ergebnis an, den Verzicht auf alles – und hier sieht Alt Maria durchaus in der Nähe einer Märtyrerin, wo nur der Akt der Aufopferung zählt, nicht der Weg dorthin.
  • Schiller geht es um den Effekt im Drama, nämlich das Zeigen einer „schönen Seele“ – nicht deren Weg dorthin.
  • Bezeichnenderweise fehlt hier ein Monolog, wie er für Wilhelm Tell im Umfeld des Tyrannenmordes voll ausgestaltet präsentiert wird.

5.      Inwiefern gibt es hier (beim Fehlen einer psychologisch nachvollziehbar präsentierten Entwicklung) eine Parallele zu Gretchen in Goethes „Faust“?

  • Auch dort wird keine Entwicklung gezeigt, sondern nur eine unschuldige Seele,
  • die dann durch Faust und Mephisto in Schuld gerät,
  • darüber verzweifelt, ja wahnsinnig wird
  • und sogar das neugeborene Kind tötet.
  • Zur „schönen Seele“ könnte man sagen, wird sie erst nach ihrer Errettung aus dem Kerker durch „eine Stimme von oben“.
  • Am Ende des zweiten Teils des Faust-Dramas ist sie dann eine Art Himmelskönigin, die mit ihrer Liebe sogar Faust zu sich nach oben ziehen kann und ihn dort „belehren“ kann.
  • Und ganz am Ende heißt es: „Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan.“ Und das verkörpert sich in der „Büßerin, sonst Gretchen genannt.“

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