Worum es hier geht:
- Auf der Seite haben wir Tipps gegeben, die helfen sollen, das Gedicht Abschnitt für Abschnitt zu verstehen.
- Hier nun unsere – recht ausführlichen Lösungen.
In einer Klassenarbeit oder Klausur kann man natürlich auch mit kürzeren Lösungen eine gute Note erreichen. Aber in dieser Form kann man es wahrscheinlich am besten verstehen – und ausführlichere Lösungen bringen in der Regel am Ende dann auch für Schülis mehr Punkte 😉 - Damit das Verhältnis von Tipp und Lösung auf dieser Seite „transparent“ ist, lassen wir die Tipps drin und fügen die Lösungen hinzu – in blauer Schrift.
- In roter Schrift heben wir die Teile hervor, die mehr enthalten als Beschreibung von Realität, nämlich kreative Fantasie.
MIA-FIXPUNKT 1
- Tipp: Beschreibe einfach, was das lyrische Ich sieht.
- Unterscheide dabei zwischen der Realität
- und dem, was das lyrische Ich da hineinfantasiert.
Verszeilen:
Ein Blatt tanzt …
Herab vom Ahornstamm …
Unsere Lösung
- In den beiden Verszeilen beschreibt das lyrische Ich eine Alltagsszene aus der Natur:
- Ein einzelnes Blatt löst sich vom Ahornbaum und fällt nach unten.
- Dabei wird das Fallen aber nicht einfach als Bewegung dargestellt, sondern als „Tanz“.
- Das deutet darauf hin, dass das lyrische Ich das Geschehen nicht nur beobachtet, sondern auch mit einer gewissen Freude oder inneren Beteiligung sieht.
- Das „frohe Tanzen“ ist keine objektive Beschreibung, sondern eine poetische Sichtweise.
- Auch dass der Ahornstamm „schilfwärts strebt“, zeigt eine Art lebendige Bewegung, die dem Baum zugeschrieben wird – obwohl er eigentlich fest steht.
- Man erkennt daran, dass hier reale Dinge gesehen werden, aber durch eine persönliche, vielleicht auch leicht träumerische Sichtweise gefiltert werden.
MIA-FIXPUNKT 2
- Die letzten beiden Zeilen enthalten zwei Beschreibungen.
- Bei der letzten Zeile musst du auch wieder davon ausgehen, dass das lyrische Ich da in den Baukran etwas hineinfantasiert.
- Allerdings könntest du mal überlegen, warum dem Baukran hier ein „Lauschen“ unterstellt wird.
Verszeilen:
Im Sinkflug kommt …
Der ferne Baukran lauscht …
Unsere Lösung
- Zuerst wird ein Vogel beschrieben, der sich im Sinkflug nähert – das ist eine reale Beobachtung.
- Dann aber erscheint ein Baukran, der eigentlich ein unbeweglicher Gegenstand ist. Ihm wird das „Lauschen“ zugeschrieben.
- Das ist keine tatsächliche Eigenschaft, sondern eine Fantasie des lyrischen Ichs.
- Die Szene wirkt dadurch, als ob selbst die Technik an der Stille und Aufmerksamkeit der Natur teilnimmt.
- Auch hier wird die Wirklichkeit durch eine poetische Sichtweise gefärbt.
MIA-FIXPUNKT 3
- Tipp: Beim Plötz handelt es sich um einen Fisch. Auch hier brauchst du nur zu beschreiben, was das lyrische Ich real sieht.
- Bei der zweiten Zeile geht es um das, was das lyrische Ich hört.
- Überleg mal, was man für einen Eindruck bekommt, wenn „Mobilfon“ und „Grillen“ gemeinsam zirpen.
- Die letzte Zeile deutet dann eine Erklärung an, wie das lyrische Ich das empfindet.
Verszeilen:
Ein Plötz’ im Sprung …
Im Grase zirpen …
Bis hierher fliegen …
Als wären Strauch …
Unsere Lösung
- Ein Fisch springt aus dem Wasser – das ist eine typische Beobachtung in der Natur.
Ebenso das Zirpen von Grillen. - Aber dass hier ein „Mobilfon“ ebenfalls zirpt, zeigt, dass moderne Technik in diese Naturerfahrung hineinspielt.
SMS-Nachrichten fliegen wie Briefe durch die Luft, und in der letzten Zeile wird das Netz erwähnt – was sowohl auf das Internet als auch auf Spinnennetze anspielen könnte. - Der Text vermischt reale Eindrücke mit subjektiven, modernen Deutungen – Natur und Technik verschmelzen im Blick des lyrischen Ichs.
MIA-FIXPUNKT 4
- Tipp: In der ersten Zeile geht es um eine allgemeine Situation, die hier angesprochen wird.
- Was könnte damit gemeint sein, wenn das lyrische Ich dort sitzt „bis zur Besinnung“. Eigentlich würde man erwarten so etwas wie: „bis man einschläft“.
- Die Zeilen 2 und 3 sind dann einfach wieder Wahrnehmungen, die leicht beschrieben werden können.
- Man könnte allenfalls überlegen, warum der Fischschwarm plötzlich „auseinanderspritzt“.
Verszeilen:
Besonnt am See …
Wo schwarzer Schwan …
Seh ich den Fischschwarm …
Unsere Lösung
- Das lyrische Ich beschreibt hier eine ruhige Situation am See.
- Es sitzt dort ‚bis zur Besinnung‘, was wörtlich bedeutet: solange, bis man wieder klar denken kann.
- Diese Formulierung zeigt, dass der Aufenthalt am Wasser für das lyrische Ich etwas Klärendes oder Beruhigendes hat.
- Dann sieht das Ich einen schwarzen Schwan, der sich bewegt – und einen Fischschwarm, der plötzlich auseinanderspritzt.
- Das sind reale Beobachtungen, aber auch hier ist spürbar, dass das Ich sie mit einer besonderen inneren Aufmerksamkeit wahrnimmt.
- Die Ruhe der Szene wird durch das plötzliche Auseinanderspritzen unterbrochen.
MIA-FIXPUNKT 5
- Tipp: Was bedeutet das, wenn das lyrische Ich plötzlich der Weide, also einem Baum, „noch hundert Jahre“ zuschreibt?
Verszeilen:
Noch hundert Jahre …
Unsere Lösung
- Hier wird eine alte Weide erwähnt, die schon lange schräg wächst.
- Dass sie ’noch hundert Jahre‘ weiterwächst, ist keine überprüfbare Tatsache, sondern eine Vorstellung des lyrischen Ichs.
- Die Weide steht offenbar für etwas, das bleibt, auch wenn sich anderes verändert – vielleicht ein Ort der Erinnerung oder Beständigkeit.
Achtung: Das geht über das Gedicht hinaus und macht deutlich, wie man das Gedicht als Leser am besten versteht. - Die Schräglage wird nicht negativ bewertet, sondern einfach beschrieben.
MIA-FIXPUNKT 6
- Tipp: Die Zeilen 2 und 3, die erste Hälfte:
Was bedeutet das, wenn das lyrische Ich plötzlich die Weide einen „Abschiedsgruß“ summen hört? - Am Ende eine Feststellung, aber was bedeutet sie für das Verhältnis von „See“ und lyrischem Ich?
Verszeilen:
Sie summt und brummt ….
Den Abschiedsgruß: …
Unsere Lösung
- Die Weide wird hier personifiziert: Sie ’summt und brummt‘, was man eigentlich nur von Insekten kennt.
- Das ist natürlich keine reale Beobachtung, sondern ein Bild.
- Diese Geräusche werden vom lyrischen Ich als ‚Abschiedsgruß‘ verstanden – fast so, als würde der Baum sich vom Ich verabschieden.
- Die letzte Zeile ‚Jetzt gehst du deinen Weg‘ klingt wie eine innere Stimme oder ein Ergebnis der Besinnung am See.
Auch das ist wieder etwas, was der Leser völlig richtig, weil überzeugend, dem Gedicht zum optimalen Verständnis hinzufügt. - Auch hier ist der Übergang zwischen Beobachtung und innerer Deutung fließend.
Video, in dem die verschiedenen Beschreibungsvarianten erklärt werden:
Videolink
Dokumentation:
https://schnell-durchblicken.de/inhaltsbeschreibung-von-gedichten-tipp-3-realitaetsebenen-beispiel-see-in-der-grossstadt-von-oliver-tietze
Liste weiterer Äußerungs-Möglichkeiten des lyrischen Ichs
Weitere Materialien zu diesem Gedicht gibt es hier:
https://textaussage.de/oliver-tietze-see-in-der-grossstadt
Weitere Infos, Tipps und Materialien
- Gedichte: Wie interpretiert man sie schnell und sicher?
https://textaussage.de/themenseite-gedichte-interpretieren
— - Besonders hervorheben möchten wir hier:
https://textaussage.de/5-survival-tipps-zur-sicheren-interpretation-bsd-von-gedichten
— - Unsere Youtube-Videos zum Thema Analyse von Gedichten
https://www.youtube.com/playlist?list=PLNeMBo_UQLv0TBi5dtyLAFQrugMD5FevH
— - Tipps und Materialien zu weiteren Themen des Deutschunterrichts
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